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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gerechnet, daß sie so offen auftreten würden. Das taten Ssacah-Diener niemals, wenn sich Fremde in ihren Dörfern bewegten - bis es dann für die Fremden zu spät war und sie ebenfalls zu Dienern gemacht wurden.
    Dachte der ›Drachenmensch‹ ähnlich? Hielt er die Zeit für gekommen, seinerseits Bishop zu seinem Sklaven zu machen?
    Der Commander wußte, daß er so gut wie tot war, wenn er auch nur den Versuch machte, zu kämpfen. Seine besonderen Fähigkeiten würden ihm hier nichts nützen, wenn auch nur ein Zehntel von dem stimmte, was man diesen aufrecht gehenden Reptilien nachsagte. Daß Ssacah ihn durch die Augen der Messing-Kobras beobachtete und ihn daher rechtzeitig wieder aus der Gefahr herausteleportierte, darauf wollte er lieber nicht vertrauen. Vielleicht war der Dämon gerade durch etwas anderes abgelenkt…
    Wen du nicht besiegen kannst, mache zum Verbündeten!
    »Ich nehme an, Drachenmensch, daß du weißt, wer wir sind. Vor allem, wer ich bin.«
    »Sage es mir«, verlangte der Schwarzhaarige. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. Nicht mal die Nasenflügel oder die Augenlider bewegten sich.
    »Ich bin Ssacahs Hohepriester«, eröffnete ihm Bishop. »Ich bin Ssacahs rechte Hand.«
    »Die rechte Hand einer Schlange? Eines Kriechers?«
    »Du und Ssacah«, fuhr Bishop ungerührt fort, »ihr habt einen gemeinsamen Feind. Er heißt Zamorra und ist ein Dämonenjäger. Warum sollten wir nicht Zusammenarbeiten, um ihn unschädlich zu machen?«
    »Der Kriecher und ich?«
    »Ssacah beherrscht das ganze Land - vielleicht mit Ausnahme dieser Enklave«, sagte Bishop. »Aber Ssacah braucht diese Enklave nicht. Er hat genug Diener, warum also sollte er euch bedrohen wollen?«
    »Ihr habt es versucht«, fauchte einer der Reptilmänner. Seine Stimme klang hart, war von Knack- und Schmatzgeräuschen untermalt, als wenn ein Krokodil Geräusche von sich gab. Er mochte zwar eine oder sogar mehrere Sprachen der Menschen erlernt haben, doch er konnte seine Herkunft nicht verleugnen.
    Er war eine Echse.
    Der Schwarze dagegen sprach völlig normal, war von einem Menschen nicht zu unterscheiden. Es sei denn, man achtete auf die Art seiner Bewegungen.
    »Hättet ihr es nicht auch versucht?« fragte jetzt Bishop zur Erwiderung auf den Einwand der Echse.
    »Warum sollten wir?« fragte der Schwarze. »Wir haben es nicht nötig, jemanden zu versklaven.«
    Es klang nicht unbedingt glaubwürdig. Natürlich hatten die zweibeinigen Reptilien die Menschen dieses Dorfes unter ihrer mentalen Kontrolle. Irgendwie sicher, anders konnten sie ihre Herrschaft gar nicht durchsetzen.
    »Wie ich schon sagte«, fuhr Bishop fort, »braucht Ssacah dieses Dorf nicht. Wir sind bereit, es euch zu überlassen. Aber wir bieten euch an, gemeinsam gegen Zamorra anzugehen. Mit einem Angriff aus eurer Richtung wird er nicht rechnen. Vielleicht weiß er schon gar nicht mehr, daß es euch überhaupt noch gibt. Wieviele Jahre liegt es zurück? Drei? Vier? Menschen haben ein kurzes Gedächtnis, vor allem, wenn sie ständig mit neuen Dingen konfrontiert werden.«
    »Du weißt ziemlich viel.«
    Bishop zeigte ein kaltes Lächeln. »Es ist immer gut, viel zu wissen. Aber ich weiß noch nicht genug. Ich weiß nicht, ob du einverstanden bist.«
    »Erzähle mir von Ssacahs Plan«, verlangte der Schwarzgekleidete.
    Nick Bishop senkte zustimmend den Kopf. »Laß uns in den Schatten gehen und darüber reden.«
    »In der Sonne ist es angenehmer«, erwiderte der Schwarze.
    Natürlich. Reptilien jeglicher Art liebten die Sonne, die Wärme. Wo ein Dämon wie Ssacah sich wohlfühlte, gefiel es auch den Echsenmännern.
    Nur Nick Bishop nicht.
    Sein Blut war warm.
    ***
    Erinnerungen an damals: das Ende der Echsenwelt
    Ein Fragment:
    »Bis vor kurzem glaubten wir noch, ein paar hunderttausend Jahre Zeit zu haben, bis sich auch der letzte Kubikzentimeter Planetenmasse im Chaos aufgelöst hat«, sagte Charr Takkar. »Wir konnten mit der Katastrophe leben. Aber vor einigen Wochen begann der Vorgang der Auflösung sich drastisch zu beschleunigen. Die Entropiekurve steigt exponential. Das bedeutet, daß wir nur noch Monate haben, vielleicht weniger. Unsere Welt stirbt endgültig, und sie tut dies mit rasender Geschwindigkeit. Wissen Sie, was das schlimmste ist, Zamorra? Wir, die Priesterschaft der Kälte, haben das Volk nicht mehr im Griff. Wir können es nicht mehr beruhigen. Wir mußten einen starken Autoritätsverlust hinnehmen - woran Sie und Ihresgleichen auch nicht ganz unschuldig
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