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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich hin döste. »Ich suche den Mann, den ihr den Drachenmenschen nennt.«
    »Hier findest du ihn nicht, Sahib«, murmelte der Alte.
    »Ich habe nicht gefragt, wo ich ihn nicht finde!« bellte Bishop in bester Kolonialherrenmanier. Wieder gab er seinem Begleiter einen Wink.
    Der hochgewachsene Mann schimmerte im Licht, das durch die Türöffnung fiel, wie Messing.
    Und er löste mit der rechten Hand etwas von seinem linken Arm.
    Dort war jetzt eine Lücke, ohne daß der Arm allerdings etwas von seiner Kraft und Beweglichkeit verloren hatte. Die Aussparung war auch nicht als Verletzung zu erkennen.
    Der Mann, der wie Messing schimmerte, warf das unterarmlange ›Etwas‹ zu dem Alten aufs Bett.
    Dort begann es sofort, sich selbständig zu bewegen.
    Eine Messing-Kobra schlängelte sich auf den Mann zu!
    Der alte Inder starrte sie entgeistert an. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Eine Königskobra aus Messing hatte er noch nie im Leben gesehen. Aber daß sie gefährlich war, begriff er sofort.
    »Nimm sie weg, schnell!« keuchte er entsetzt.
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein«, sagte Bishop gelassen.
    Die Messing-Kobra senkte ihre Giftzähne in das dünne Fleisch des alten Mannes. Er zuckte zusammen und stöhnte verzweifelt auf.
    »Warum?« keuchte er. »Bei Schiwa, was habe ich euch getan?«
    »Nichts«, gestand Bishop. »Das ist es ja gerade. Ich habe dich nach dem Drachenmenschen gefragt, und du hast mir keine zufriedenstellende Antwort gegeben, Alter. Das wird sich nun ändern.«
    Kraftlos sank der Inder auf seinem Lager zusammen. Sein Körper zuckte unkontrolliert, dann lag er still.
    Neben ihm entstand eine neue Messing-Kobra…
    ***
    Draußen entstand Lärm!
    Etwas an diesem Lärm gefiel dem Commander nicht. Er wandte sich von dem alten Mann ab, der im Begriff stand, zu einem neuen Ssacah-Diener zu werden, und trat ins Freie.
    Unwillkürlich glitt seine Hand zum Gürtel. Er öffnete das Futteral, in dem die großkalibrige Pistole steckte.
    »Ich halte das für eine eher lächerliche Idee«, sagte der Mann, der jetzt langsam auf Bishop zutrat. Er machte eine schnelle Handbewegung.
    Die Pistole glitt ohne Bishops Zutun aus dem Leder, drehte sich einige Male in der Luft - und schwirrte dann als kleiner Vogel mit farbig schillerndem Federkleid davon!
    »Eine billige Illusion«, preßte Bishop hervor.
    »Genauso wie das hier«, erwiderte der Schwarzhaarige. Er trug das Haar glatt anliegend, und so schwarz wie sein Haar war auch seine Kleidung. Das einzig Helle war seine Haut. Zu hell für einen Inder.
    Seine Begleiter, drei an der Zahl, waren keine Menschen.
    Sie waren zwar humanoid - sie ähnelten in ihrer Statur Menschen. Aber ihre Haut war schuppig, ihre Köpfe waren die von Reptilien. Wie Echsen bewegten sie sich auch.
    Selbst der Schwarzhaarige hatte etwas Echsenhaftes an sich…
    Der Schwarzhaarige machte eine Geste, und seine Begleiter schleuderten Messing-Kobras von sich, die vor Nick Bishop auf dem Boden landeten.
    Die metallischen Schlangen krochen aufeinander zu, um dann miteinander zu verschmelzen, um zur Karikatur eines teddybärgroßen Menschen zu werden.
    »Die anderen haben wir zerstört«, sagte der Schwarzhaarige. »Es war närrisch, hier eindringen zu wollen.«
    Bishop glaubte ihm.
    Dieses kleine Wesen, gebildet aus drei Ssacah-Ablegern, war also alles, was von den anderen Messing-Männern übriggeblieben war. Sie hatten das ganze Dorf mit dem Ssacah-Keim infizieren sollen. Sie bestanden durch und durch aus Ssacah-Ablegern, konnten sich in ihre einzelnen ›Komponenten‹ zerlegen und im Sinne des Kobra-Dämons agieren.
    Es war mißlungen. Dieses Dorf war nicht unter Ssacahs Kontrolle zu bekommen.
    Der alte Mann, der bereits infiziert worden war, spielte dabei keine Rolle. Die Fremden würden ihn eliminieren.
    Immerhin - Bishops Information stimmte.
    Er war am Ziel.
    »Du bist der Drachenmensch, wie sie dich hier nennen, nicht wahr?«
    Der Schwarzhaarige nickte.
    Und Bishop schlug eine Taktik ein, die Ssacah selbst niemals benutzt hätte. Dafür war der Kobra-Dämon viel zu arrogant, viel zu selbstherrlich. Aber sein Hohepriester hatte gelernt, auch unkonventionelle Wege zu gehen.
    Er konnte hier keinen Konfrontationskurs einschlagen. Das Dorf war nicht zu übernehmen. Die Echsen waren zu mächtig. Sie waren spielend mit den Messingmännern fertig geworden, noch während sich Bishop in der Hütte mit dem Alten befaßte. Er hatte sie einfach unterschätzt.
    Vor allem hatte er nicht damit
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