Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
daß es dann funktioniert?«
    »Is' 'ne Idee«, brummte Fooly faltete die Schwingen zusammen, und nun paßte er durch die Tür. »Klasse«, krähte er. »Das muß ich mir merken. Manchmal habt ihr Frauen doch ganz passable Ideen.«
    »Manchmal?« echote Nicole, die ihm ins ›Zauberzimmer‹ gefolgt war. »Was soll das denn schon wieder heißen?«
    Fooly krallte sich ausgiebig am Hinterkopf. »Äh, habe ich jetzt was Falsches gesagt?« Er breitete die Flügel wieder aus - und räumte dabei eines der Regale ab.
    Zamorra stöhnte auf.
    Fooly beeilte sich, die verstreuten Utensilien wieder aufzusammeln. Weil ihm beim Bücken aber sein fulminanter Bauch im Wege war, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich flatternd in die Luft zu erheben und so, frei schwebend, aufzusammeln, was er aus dem Regal gefegt hatte.
    Dabei kam er der Glasfront eines Vitrinenschrankes gefährlich nahe.
    Entschlossen packte Nicole ihn am lang ausgestreckten Drachenschwanz und zurrte ihn herum. Die Kursänderung rettete das Glas, aber Fooly wurde dadurch so verwirrt, daß er eine Bauchlandung machte.
    Er rappelte sich ächzend und schnaufend wieder auf, versprühte dabei Rauch und Funken aus Nüstern und Maul, und es hätte nicht viel gefehlt, daß er dadurch das Zimmer in Brand gesetzt hätte.
    Immerhin hielt er in jeder Hand ein Töpfchen mit bunten Zauberpülverchen und wandte sich dem Regal zu.
    »Vorsicht!« warnte Zamorra ahnungsvoll.
    Fooly betrachtete die beiden Töpfchen eingehend, und er stellte fest, daß sich in jedem nur sehr wenig Inhalt befand.
    »Lohnt sich nicht, dafür zwei Pötte zu nehmen. Das kann man doch zusammenschütten, dann wird ein Topf wieder frei für neues Material.«
    Ehe jemand es verhindern konnte, hatte er tatsächlich das eine Pulver zum anderen geschüttet.
    Es zischte.
    Es krachte.
    Es stank bestialisch.
    Eine violette Stichflamme zuckte aus der Substanz hervor, traf Fooly -Und erlosch dann wieder.
    Das Töpfchen zersprang, aber nur die Scherben fielen zu Boden. Von der Substanz war nichts übriggeblieben.
    Statt dessen überzog eine schillernde, blasenwerfende Schicht die Haut des Jungdrachen. Mehr und mehr begann er sich zu verfärben, bis er komplett violett schimmerte - wie die Stichflamme.
    »Uiuiuiui«, erklärte er. »Das finde ich aber gar nicht gut. Hätte man mir das nicht vorher sagen können?«
    Die blasenwerfende Schicht trocknete aus und glättete sich, die violette Färbung blieb.
    Nicole ging einmal um den verdutzten Drachen herum.
    »Sieht nicht mal schlecht aus«, stellte sie fest. »Raffael, haben wir irgendwo noch weiße Farbe?«
    »Ganz bestimmt«, versicherte der Diener. »Wozu brauchen Sie die, Mademoiselle?«
    »Bringen Sie sie her, und einen großen Pinsel dazu. Ich male ein großes ›Milka‹ darauf.«
    ***
    Fooly starrte sie verdutzt an. Dann protestierte er: »Das ist unzulässige Schleichwerbung!«
    »Da hat er allerdings recht«, pflichtete Raffael ihm bei. »Zumal's die Firma dem Bastei-Verlag wohl kaum bezahlen wird. Auch wenn Fooly die… äh… zarteste Heimsuchung ist, seit es Drachen gibt… Na ja, zart ist vielleicht das falsche Attribut… sagen wir mal, die schuppigste Heimsuchung…«
    »Was heißt hier Heimsuchung?« legte der Drache sofort wieder los. »Ich suche kein Heim! Ich habe es hier im Château Montagne doch längst gefunden!«
    »Können wir jetzt vielleicht endliche wieder zum Roman kommen?« fragte Zamorra. »Wir sind nicht hier, um aus Fooly einen lila Milka-Drachen zu machen, sondern um diesem Mann hier zu helfen - und damit auch uns!«
    Er deutete auf Rencalter, der beim Eintreten des Jungdrachen bis ans Fenster zurückgewichen war. Dort allerdings stand Raffael bereit, um ihn an einem erneuten Sprung zu hindern. In diesem Fall war die Höhe wesentlich größer, ein Sprung wäre sicher tödlich gewesen.
    Rencalter schien als einziger die Szene nicht heiter zu nehmen. In verkrampfter, panischer Haltung stierte er den Drachen an, aber er behielt dabei immer noch seinen starren, abwesenden Blick bei, der überhaupt nicht zu seiner Körpersprache paßte.
    Zamorra ging zu ihm, nahm ihn bei der Hand und führte ihn wie ein kleines Kind zu dem Stuhl zurück, von dem Rencalter aufgesprungen war, als Fooly hereinkam. »Setzen Sie sich. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Fooly…« er hüstelte, »harmlos ist. Er tut Ihnen nichts, Fabius. Wirklich. Er kann Ihnen helfen. Und dann wissen wir vielleicht endlich, was mit Ihnen los ist.«
    »Er denkt an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher