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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ungewöhnlichen Fähigkeiten und Tricks auf. Wenn ich daran denke, was er in der Straße der Götter fertiggebracht hat. Auf dem Umweg über meinen Geist und meinen Körper die bereits tote Halbgöttin Byanca wieder ins Leben zurückzuholen… Das ist schon enorm.« [2]
    »Da hast du recht. Soll er sich um Rencalter kümmern. Bringen wir sie ins ›Zauberzimmer‹.«
    Es handelte sich um einen großen Raum, den Zamorra für seine magischen Experimente benutzte. Hier gab es Schränke und Regale voller magischer Requisiten und Hilfsmittel, vorbereite Pülverchen, Essenzen und Absude, es gab Zauberbücher oder deren Abschriften, und es gab eine Menge Platz.
    Zudem war der Raum gut abgeschirmt, und Zamorra achtete darauf, diese weißmagische Abschirmung stets zu kontrollieren und Schwachpunkte gegebenenfalls ›auszuflicken‹. Falls etwas schiefging, was bei manchen Experimenten durchaus zu erwarten war, konnte dadurch nicht der Rest des Châteaus in Mitleidenschaft gezogen werden.
    Ganz auszuschließen waren Überraschungen trotzdem nicht…
    Jetzt aber hoffte Zamorra eher auf Überraschungen positiver Art.
    Bisher war er stets bemüht gewesen, Fooly nach Möglichkeit vom ›Zauberzimmer‹ fernzuhalten. Immerhin gab es hier genügend Dinge, mit denen der Jungdrache Unfug anstellen konnte. Aber es war sicher besser, sich im abgeschirmten ›Zauberzimmer‹ mit Rencalter zu befassen - was auch immer dabei herauskommen mochte.
    Raffael Bois brachte Rencalter in das Zimmer. Zamorra sprach auf den jungen Mann ein und versuchte ihm zu erklären, daß Fooly sich jetzt um ihn kümmern würde.
    Rencalter reagierte mit gesteigerter Unruhe. Allein der Gedanke, dem Drachen erneut gegenüberzustehen, flößte ihm offensichtlich erhebliches Unbehagen ein, es ängstigte ihn geradezu.
    Daß Menschen sich vor allem Unbekannten fürchteten, war normal. Und Ur-Ängste vor Drachen und ähnlichen Ungeheuern wurden Menschen schon im Kindesalter eingeflößt. Durch Geschichten von bösen Drachen, die Felder verwüsteten, Bauern verspeisten und denen man Jungfrauen opferte, um sie zu besänftigen. Da bedurfte es schon eines heldenhaften Ritters, der dem Drachen den Garaus machte.
    Aber Fooly, obgleich Drache, paßte überhaupt nicht in dieses Klischee. Wer diesen kleinen, fetten Burschen für furchterregend halten wollte, mußte sich dafür schon gewaltig anstrengen.
    Und nach Zamorras beruhigender Erklärung, was es mit Fooly auf sich hatte, hätte Rencalter eigentlich viel gelassener reagieren müssen.
    Währenddessen unterhielt sich Nicole draußen mit dem Drachen. »Was, denkst du, ist mit dem Jungen los? Und was willst du tun, um etwas von ihm zu erfahren?«
    Fooly wedelte ein wenig mit den Flügeln; etwa so, wie ein Mensch mit den Schultern zuckt. »Ich werde versuchen, die Erinnerungen in ihm zu wecken. Da ist etwas tief in ihm, das ihn verstört, es muß etwas mit Reptilien zu tun haben. Wenn ich diese Erinnerung wieder in sein Wachbewußtsein bringe, kann er das vielleicht verarbeiten. Und dann erfahren wir auch mehr. Ich muß versuchen, ihm die Angst zu nehmen.«
    »Mit einem erneuten Begegnungsschock?«
    »Was meinst du mit ›erneut‹?« fragte der Drache. »Glaubst du, dieser traumatische Schock, dem er unterliegt, sei auf eine Begegnung mit einem Wesen meiner Art zurückzuführen? Dazu müßte er wohl im Drachenland gewesen sein. Aber das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Nun, wir werden sehen…«
    Bevor er das ›Zauberzimmer‹ betrat, wandte er sich noch einmal zu Nicole um.
    »Als du und Zamorra euch vorhin unterhalten habt, hast du gesagt, daß er in Indien war und mit dem Keim des Kobra-Dämons infiziert wurde. Aber ich glaube das nicht, es muß etwas anderes sein. Habt ihr schon mal daran gedacht, daß sich die Gattung der Reptilien nicht nur auf Schlangen beschränkt?«
    »Aber wer oder was sollte sonst dahinterstecken? Irgendein Krokodildämon?«
    »Wir werden sehen.« Fooly breitete die Flügel aus und wandte sich um. Nicole konnte gerade noch zurückspringen, um nicht von einer Schwinge erwischt zu werden.
    Fooly öffnete die Tür, wollte das Zimmer betreten - und blieb mit den Flügeln hängen.
    Er ruckte und zerrte. »Verflixt, früher habe ich doch durch eure Türen gepaßt«, meuterte er. »Sind die neuerdings geschrumpft? Zu viel gegessen habe ich auch nicht, das tue ich ja nie! Und mein Bauch paßt ja auch hindurch!«
    »Vielleicht solltest du deine Flügel einklappen«, schlug Nicole vor. »Wetten,
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