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0583 - Drachen-Jäger

0583 - Drachen-Jäger

Titel: 0583 - Drachen-Jäger
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er feststellen, daß die Tür von außen abgeschlossen war.
    »Das ist doch eine Gemeinheit!« maulte der Drache. Er rüttelte an der Türklinke - und hielt sie plötzlich losgerissen in der Hand. Draußen fiel die andere Hälfte auf den Korridorteppich.
    Das Schloß blieb trotzdem versperrt.
    »Ääch, das gibt ja schon wieder Ärger mit dem Chef! Daß die Menschen aber auch alles so kaputtbar konstruieren müssen!«
    Er verzichtete darauf, die Tür gewaltsam zu öffnen, wandte sich dem Fenster zu und schwang sich mit ausgebreiteten Schwingen hinaus.
    Als er mit sich einen Kreuzrahmen und Glasscherben erdwärts fliegen sah, fiel ihm ein, daß er das Fenster vielleicht vorher hätte öffnen sollen…
    Aber wie pflegte Zamorras Freund Sid Amos, ehemaliger Fürst der Finsternis, stets zu sagen: Mit Schwund muß man rechnen.
    Fooly umrundete das Gebäude und kam durch den Haupteingang wieder herein - erstaunlicherweise ohne ihn zu beschädigen.
    Raffael und William ging er aus dem Weg. Die würden ihn auf Zamorras Anordnung hin bestimmt nur wieder einsperren, aber er wollte nachschauen, ob sein Schwert noch in dem Versteck lag.
    Entschlossen machte er sich auf den Weg…
    ***
    Zamorra stoppte den BMW vor Mostaches Lokal. Nicole stieg aus und wollte gerade in Sparks' Fiat steigen, um ihn zum Château hinaufzufahren, als André Goadec auftauchte. Zu Fuß, denn er wollte seinen Wagen holen.
    Wieviel er in der vergangenen Nacht getankt hatte, war ihm nicht anzumerken.
    »Hat euer Drachenjäger sein heutiges Tagewerk schon verrichtet?« erkundigte er sich. »Da fällt mir ein -gestern abend habe ich einen gesehen. Einen Drachen, meine ich. Na ja, war schon ziemlich spät - oder auch früh, wie man's nimmt. So zwischen zwei und drei Uhr. Ich dachte, du könntest es dem Engländer sagen. Ich möchte ihn zu gern auf der Jagd erleben. So mit Schwert und Lanze und in güldenem Harnisch auf einem stolzen Roß…«
    »Du hast einen Drachen gesehen?« Nicole schüttelte den Kopf. »Um die Zeit war Fooly nicht mehr draußen.«
    »Ich rede ja auch nicht von eurem Fooly. Es war ein richtiger großer Drache. Mostache hat ihn auch gesehen. Er schwirrte da hinten um den Berg herum.«
    »Wer? Mostache?«
    »Der Drache natürlich! Sag mal, nimmst du mich nicht ernst?«
    »Wieviel hattest du gestern getrunken?«
    »Ich sagte doch, Mostache hat ihn auch gesehen, und der war nüchtern! Er wird es dir bestätigen. Da drüben war's!«
    Endlich sah Nicole in die angegebene Richtung.
    Sie schluckte. Dort war die Höhle…
    Sollte tatsächlich…?
    Aber der Drache war doch tot! Er war nur noch eine leere Hülle gewesen!
    Und doch… hatte nicht Sparks behauptet, in dieser Gegend hätte man in letzter Zeit immer wieder Drachen gesichtet?
    Konnte damit vielleicht doch jener Drache gemeint sein und nicht Fooly? Und hatten Zamorra und sie von derlei Beobachtungen nichts erfahren, obgleich sie stets auf derlei Dinge achteten, Zeitungsmeldungen sortierten und hin und wieder auch mal nichtöffentliche Quellen ausgruben?
    Aber von Drachensichtungen war dabei nie die Rede gewesen!
    »Du siehst so verdächtig grübelnd aus«, stellte Goadec fest. »Glaubst du mir jetzt plötzlich doch, wie?«
    »Wir reden später darüber.« Nicole stieg in den Fiat, drehte den Schlüssel um, den Sparks ihr gestern abend gegeben hatte, und folgte Zamorras Wagen zum Château hinauf.
    Wie, beim Kicherohr der Panzerhornschrexe, konnte ein toter Drache nicht nur seine Höhle verlassen, sondern ohne Flügel auch noch fliegen?
    ***
    Christopher Sparks nahm das Schachspiel in Augenschein. Er und Zamorra hatten die Figuren doch gestern wieder in Grundstellung aufgebaut. Jetzt jedoch standen die Figuren über die Spielfläche verteilt, etliche auch neben dem Brett, waren offenbar bereits aus dem Feld geschlagen.
    »Das ist ja mal eine interessante Konstellation«, murmelte Sparks im Selbstgespräch. Er setzte die noch gutgefüllte Kaffeetasse ab, die er mitgenommen hatte. »Vertrackte Lage…«
    Er begann sich in das Spiel hineinzudenken, überlegte eine Reihe komplizierter Züge und fragte sich gleichzeitig, wer es bis zu dieser meisterschaftsreifen Situation gebracht hatte.
    Zamorra bestimmt nicht. Er war ein mittelmäßiger Spieler, der seine Züge zu intuitiv entschied und nie weit genug vorausdachte. Allerdings brachte er gerade durch diese Unberechenbarkeit Sparks zuweilen in erhebliche Bedrängnis.
    Trotzdem, dieser geniale Spielstand war nicht auf seinem Mist
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