Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0583 - Drachen-Jäger

0583 - Drachen-Jäger

Titel: 0583 - Drachen-Jäger
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Silber anbieten. Ja, sogar etwas mehr, falls er Natalyas Attacke überlebte, denn die zusätzliche Tributmenge würde vielleicht seinen verständlichen Zorn etwas besänftigen.
    Natalya aber hielt's für bemerkenswerten Schwachsinn. Zum einen war sie absolut sicher, daß sie den Drachen erschlagen konnte. Zum anderen würde sich diese Bestie, wenn sie die Attacke doch überlebte, kaum mit Münzen und Barren beruhigen lassen. Das Biest würde toben und alles verwüsten - und erst danach erfreut feststellen, daß man diesmal einen höheren Tribut anbot.
    Und diese Menge würde der Drache logischerweise als Standard fürs nächste Mal ansetzen…
    Das Biest war ia nicht total verblödet.
    Jetzt schnupperte es an der großen Truhe. Der Jungfrau am Pfahl schenkte er noch keine Beachtung, trotz ihrer Nacktheit. Natalya wunderte das nicht. Dafür hätte der Drache eben ein Menschenmann oder ein Elf sein müssen. Alles Geschmacksache.
    Sie umklammerte das Breitschwert fester und machte sich bereit, zuzustoßen.
    Kratzende Laute…
    Dann knackte etwas.
    Der Drache hatte den Mechanismus, mit dem sich die Truhe öffnen ließ, mit seiner Klaue betätigt.
    Der schwere Deckel wurde angehoben.
    Helles Licht fiel in die Truhe.
    Vorsichtshalber hatte Natalya schon lange vorher die Augen geschlossen. Als sie die Augen jetzt wieder aufschlug, wurde sie durch diese Maßnahme kaum geblendet.
    Sie sah einen riesigen Drachenschädel. Direkt über sich.
    »Aber, hallo«, röhrte der Drache. »Ich liebe Überraschungen.«
    Doch Natalya wuchtete das Schwert empor.
    Die Klinge traf das Kinn des Drachen, durchstieß die Schuppenhaut, trat von unten ein ins gewaltige Maul, und ein dunkler Schwall Drachenblut stürzte in die Truhe hinab.
    »Nicht wahr?« rief Natalya atemlos. »Das überrascht dich wirklich!«
    Der Drache brüllte wütend auf, stieß eine Feuerlohe aus dem aufgerissenen Maul - zum ersten Mal sah Natalya brennendes Blut, das er gleich mit ausspie.
    Aber die Richtung war falsch, die Flammen gingen weit über die Elfentochter hinweg, doch die Jungfrau am Pfahl kreischte entsetzt auf.
    Natalya hatte das Schwert wieder zurückgerissen. Sie sprang auf, führte beidhändig den nächsten Streich.
    Gegen die Kehle des Drachen.
    Als das Untier erneut aufbrüllte, klang seine Stimme schon recht pfeifend. »Ich hasse Überraschungen!« krächzte der Drache.
    Natalya turnte aus der Truhe hervor, stürmte unter den Drachenbauch, stieß erneut mit dem Schwert zu, wieder und wieder. Dann sprang sie zur Seite.
    Gerade noch rechtzeitig, denn das Ungetüm brach zusammen und hätte sie beinahe mit seinem Körper zerquetscht.
    Einige Minuten stand die Elfentochter kampfbereit da, vermutete eine Finte. Vorsicht konnte nie schaden.
    Aber das Zucken des Drachenschweifs ließ nach, er scharrte noch einmal mit den Vorderläufen, spie Funken aus, rollte sich auf die Seite…
    Und starb.
    Natalya setzte sich auf einen Steinbrocken und betrachtete, das blutverschmierte Schwert in den Händen, ihren erschlagenen Gegner.
    Irgendwie war dieser Kampf nicht wirklich ehrlich gewesen. Eine tödliche Falle, der Drache hatte keine Chance gehabt.
    Natalya konnte sich über ihren Sieg nicht wirklich freuen.
    Dabei hätte sie allen Grund gehabt, ihren Triumph auszuleben. Es gab einen alten Feind weniger. Elfen und Drachen waren seit Anbeginn der Zeit darum bemüht, einander gegenseitig umzubringen, wo immer es möglich war. Warum das so war, welchen Grund diese uralte Fehde, dieser uralte Haß hatten, das hatte bislang noch niemand herausgefunden - weder Elf noch Drache, und erst recht kein Mensch.
    Einige Dutzend Krieger erschienen jetzt, dazu ein paar besonders mutige Höflinge.
    Und auch der Zeremonienmeister!
    Erst, als sie sich versichert hatten, daß von dem Drachen wirklich keine Gefahr mehr ausging, gab der Zeremonienmeister ein Zeichen, und Sklaven trugen die Sänfte mit dem König herbei.
    Wohlgefällig betrachtete er den reglosen Tatzelwurm, dann wandte er sich der Elfentochter zu.
    »Wir geruhten diesen garstigen Drachen endlich zu erschlagen und damit Unser Königreich von einer mörderischen Tyrannei zu befreien«, verkündete er. »Sie gebe mir mein Schwert.«
    »Wie es verschworen war«, sagte Natalya, sie erhob sich, und sie registrierte sehr wohl, daß einige Armbrüste auf sie gerichtet waren.
    Wenn sie dem König verweigerte, was des Königs war, bedurfte es eines Winks, und sie würde von einem guten Dutzend Bolzen durchbohrt werden. So etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher