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0583 - Drachen-Jäger

0583 - Drachen-Jäger

Titel: 0583 - Drachen-Jäger
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein paar Tröpfchen eingedrungen, ehe es mir gelang. Aber ich darf Ihnen versichern, daß es ja nicht nur Regen ist, was da vom Himmel strömt. Ist auch etwas Wasser mit dabei…«
    »Aahrrg!« aahrrgte Goadec. »Freunde, wißt ihr jetzt, weshalb Franzosen und Engländer auf ewig Todfeinde sind?«
    »Was sagst du da?« tadelte der Pater. »Weil dieser Mann dir behilflich war, schimpfst du jetzt auf sein Volk? Das ist gar nicht recht, mein Sohn!«
    Ehe der Disput noch weiter ausarten konnte, schwang die Eingangstür erneut nach innen auf.
    Eine aufregend schöne junge Frau trat ein, klitschnaß. Ihre regendurchtränkte Kleidung, vor allem aber das ärmellose Shirt, unter dem sie nichts trug als nackte Haut, schmiegte sich eng um ihren wohlgeformten Körper.
    Sie trat an den Tisch, zog sich einen freien Stuhl heran und ließ sich rittlings darauf nieder.
    »Du hast dir einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, um dich abholen zu lassen, Colonel«, sagte Nicole Duval.
    ***
    »Colonel?« ächzte Goadec Nicole Duval nickte.
    »Colonel Christopher Sparks. Haben die Herrschaften sich etwa noch nicht bekanntgemacht? Kaum zu glauben…« Ihr Blick streifte dabei die Wein- und Cognacgläser.
    Goadec seufzte. »Der Engländer ist ein leibhaftiger - Colonel? Was, zum Teufel…«, unwillkürlich duckte er sich vor dem erneuten mißbilligenden Blick des Paters, »… will ein ver… ein Soldat der Engländer im sonnigen Frankreich? Wir hätten diesen Kanaltunnel niemals bauen dürfen!«
    »Sonniges Frankreich?« Nicole Duval strich sich das nasse Blondhaar aus dem Gesicht.
    »Warum tragen Sie nicht Ihre Uniform, Colonel, wenn Sie schon Frankreich erobern wollen? Und wo ist Ihre Armee? Ich fürchte, das ganze Land ist von Soldaten in Zivilkleidung unterwandert. Mostache, das Telefon! Ich muß sofort den Kriegs-, äh, den Vereidigungs… Verteidigungsminister anrufen und…«
    »Mostache, du solltest dem guten André keinen Wein mehr geben«, unterbrach Nicole, während sich Pater Ralph bemühte, nicht ständig auf ihre Brüste zu starren, die sich fest und rund unter ihrem nassen Shirt allzu deutlich abzeichneten.
    »Ich stehe keiner Armee vor«, erklärte derweil der blonde Engländer. »Ich bin so etwas wie eine Einmann-Abteilung. Ich bin Geisterjäger Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien. Das ist meine offizielle Dienstbezeichnung.«
    »Also nicht nur ein Brite - ein Großbrite auch noch«, stellte der alte Curd fest. Das mit dem ›Geisterjäger‹ schien er überhört zu haben, oder es interessierte ihn nicht weiter, weil Zamorra ohnehin nur solche Freunde hatte.
    »Wo bin ich hier nur hingeraten?« seufzte Sparks. »Warum bin ich nicht sofort zum Château Montagne gefahren?«
    »Das hätte ich allerdings auch gern gewußt«, sagte Nicole. Sie nahm von Mostache einen Saft entgegen. »Schreib's auf die große Rechnung. Was der Colonel getrunken hat, auch.«
    »Kommt gar nicht in die Tüte«, protestierte Goadec. »Ich habe ihn eingeladen.«
    Nicole warf einen heimlichen Seitenblick auf den Deckel des königlichen Geisterjägers - und nickte.
    »Einverstanden. Ihr müßt ja gebechert haben wie 'ne Kompanie Kampftrinker, und das so früh am Morgen…«
    »Kompanie? Richtig, dieser Colonel will die grande nation unter den Tisch trinken«, ächzte Goadec.
    »Früher Morgen?« Sparks staunte und sah auf die Uhr.
    Es war heller - nein, gewitterfinsterer Nachmittag.
    Dann entsann er sich, daß Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval ja eher ›Nachteulen‹ waren, für sie begann der Tag erst gegen Mittag, dafür hielten sie bis in die frühen Morgenstunden durch. Wer sich mit Dämonen und Geistern anlegt, der muß sich eben an solche Zeiten gewöhnen, denn erst in den Nachtstunden kann man die finsteren Mächte bekämpfen, weil sie sich dann den Menschen zeigen und sich überlegen fühlen.
    Mostache stand noch griffbereit. »Andrés Auto schwimmt draußen in einer deiner großen Pfützen«, stellte Nicole fest. »Hast du ihm den Zündschlüssel eigentlich abgenommen? Wenn der in diesem Zustand gleich nach Hause fahren will…«
    »Ich fahre nicht mehr«, verkündete Goadec. »Ich bin weder ein Mörder noch ein Selbstmörder!«
    Aus diesem Grund und nach dem dritten Glas Cognac hatte auch Sparks im Château anrufen lassen, damit er abgeholt wurde. Und so war Nicole hergekommen - und dabei mitten ins einsetzende Gewitter geraten.
    »Eigentlich hatte ich nur ein paar Erkundigungen einziehen wollen«, sagte Sparks
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