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0583 - Drachen-Jäger

0583 - Drachen-Jäger

Titel: 0583 - Drachen-Jäger
Autoren: Werner Kurt Giesa
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brachte auch einen Elf um.
    Der Zeremonienmeister runzelte die Stirn in etliche Doppelfalten, denn Natalya war bei des Königs Ankunft zunächst völlig respektlos sitzengeblieben, statt aufzuspringen und sich ehrerbietig vor ihm in den Staub zu werfen. Vermutlich würde er, der Zeremonienmeister, der erste sein, der den Armbrustschützen den Wink gab.
    »Ich bitte dich noch um zwei Gefallen, Majestät«, sagte Natalya.
    »Es ist nicht mehr die Zeit, Forderungen zu stellen«, sagte der König schroff. »Sie hätte dies vor Abschluß Unserer Verhandlungen tun sollen. Nunmehr ist's zu spät.«
    »Ich sprach nicht von Forderungen, sondern von zwei Gefallen. Du willst dieses Schwert, mit dem der Drache erschlagen wurde, Majestät. Du wirst es mit dem Griff voran in deine königliche Hand bekommen - oder mit der Spitze voran ins Herz, wenn du mir Böses willst! Dazu werde ich immer noch die Kraft haben, selbst wenn die vielen Armbrustbolzen mich vorher durchbohren. Vergiß nicht, ich bin zur Hälfte Elf. Unterschätze niemals die Kraft eines Elfen.«
    »Was will Sie? Will Sie also doch den Ruhm für sich beanspruchen?«
    »Nicht den Ruhm. Von ihm mögen die Barden singen noch in tausend Menschenaltern, aber man kann davon kein Brot kaufen. Ich will… das, was in dieser Truhe mehr ist als der bislang übliche Tribut. Und…«
    »Mehr als der bislang übliche?« unterbrach sie der König und sah den Zeremonienmeister mißtrauisch an. »Man erläutere mir flugs, was diese seltsame Äußerung bedeutet.«
    Der Zeremonienmeister schluckte.
    »Majestät, dieser unbedeutende Diener hielt es für ratsam, dem Drachen Entschädigung zu gewähren für den Fall, daß er sich nach dem Tod des Halblings ob der ihm gestellten Falle errege und erzürne.«
    »Das ordneten Wir nicht an!« stellte der König fest.
    »Dieser unbedeutende Diener«, der Zeremonienmeister verneigte sich tief, »handelte in bestem Wissen und Gewissen und tat's für das Wohlergehen des Königreichs.«
    »Aber eigenmächtig!« sagte der König.
    Er winkte nacheinander zwei Soldaten und wandte sich wieder dem Zeremonienmeister zu.
    »Dieser unbedeutende Diener«, befahl er, »wird in dieser ehrerbietig verneigten Haltung ein wenig verharren. Er«, er deutete auf den ersten Soldaten, »wird diesem eigenmächtigen, unbedeutenden Diener den Kopf abschlagen, und Er«, er deutete auf den zweiten Soldaten, »wird Kopf und Torso flugs aus Unseren Augen schaffen.«
    »Majestät!« kreischte der Zeremonienmeister und wollte sich aufrichten. »Ich könnt doch nicht…«
    »Hast du nicht den Befehl des Königs vernommen? Wirst du wohl stillhalten!« knirschte der erste Soldat - und er zog das Schwert, um schwungvoll auszuholen. »Wie soll ich dich schnell und schmerzlos treffen, wenn du so zappelst?«
    »Warte!« verlangte Natalya. »Majestät, schenke ihm das Leben! Gib mir, was ich verlange, und laß diesen eigenmächtigen, unbedeutenden Diener dafür arbeiten, daß dir Ersatz geschaffen wird für das, was er dir veruntreuen wollten.«
    Der König hob die Hand. Nachdenklich betrachtete er den vorgebeugten Zeremonienmeister. Den hatte der Soldat am Schopf gepackt und drückte ihn nieder.
    »Vielleicht… vielleicht hat Sie recht. Dieser Soldat würde sich zudem gleich die eigene Hand mit abhacken, so, wie er sich anstellt. Es sei also, brandet diesen… ach, bei den Göttern, Wir haben's satt, ständig diese elende Floskel von unbedeutenden Dienern und so zu hören und zu rezitieren. Man lege den Kerl in Ketten, verpasse ihm den Sklavenbrand, und's ist Ruhe!«
    »Ich danke Euch, Majestät«, keuchte der Zeremonienmeister.
    »Zu früh, viel zu früh«, winkte der König ab. »Warte Er ab, bis man Ihm seine Aufgaben einpeitscht…«
    Er wandte sich wieder Natalya zu.
    »Erster Gefallen gewährt, der zweite?«
    Natalya wies auf die nackte Jungfrau, die immer noch am Pfahl gebunden war und sich der heimlichen Aufmerksamkeit der umstehenden Soldaten erfreute… oder eher sich davor fürchtete.
    »Ich erbitte dieses Mädchen.«
    »Wozu? Will Sie den Triumph genießen, ein Mitglied des Adels als Sklavin zu halten? Doch, nun gut. Wenn's mehr nicht ist - auch dies sei Ihr gewährt.«
    Da reichte ihm Natalya das Schwert, mit dem Griff voran…
    ***
    »Eine hübsche Geschichte, Engländer«, sagte André Goadec. »Aber das ist doch sicher nicht alles?«
    Er hob das Weinglas, dann nickte er dem Mann zu, der mit ihm und den anderen am Tisch saß und die Geschichte zum Besten gegeben
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