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058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco
Autoren: Bernd Frenz
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entblößte, sondern bedeckte.
    Hilfe, meine kleine Barbarin wird langsam zivilisiert, grinste er innerlich, wohl wissend, dass sie bei Gefahr sehr schnell wieder zu alter Wildheit zurückfinden würde. In einer vertraulichen Geste legte er seine Hand um ihre Hüfte. Darauf schien Aruula nur gewartet zu haben. Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken und schmiegte sich eng an ihn. Matt genoss es, sie so nah zu spüren, und registrierte gleichzeitig befremdet, dass Clay und Ul'ia, nur wenige Meter entfernt, eine ähnlich vertrauliche Haltung einnahmen. Die beiden schienen weit mehr als nur Ratskollegen zu sein.
    Aus den Augenwinkeln unterzog er die Hydritin einer genaueren Betrachtung. Das fein geschnittene Gesicht und ihr wohl proportionierter Körper waren auch nach menschlichem Geschmack äußerst attraktiv und die blaue Schuppenhaut letztlich auch nicht ungewöhnlicher als andere Farbvariationen. Bei dem Gedanken daran, von ihren unförmigen Flossenhänden gestreichelt zu werden, fühlte Matt allerdings einen kalter Schauer über den Rücken rieseln.
    Fröstelnd sah er wieder nach vorn und kreuzte dabei Aikos Blick. Der Cyborg rollte mit den Augen, um anzudeuten, dass ihm gerade der gleiche Gedanke durch den Kopf gegangen war. Matt rümpfte tadelnd die Nase, hatte aber gleichzeitig Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Was gibt es denn da zu feixen?«, bellte eine Stimme hinter ihm. Joshna trat mit zornesrotem Kopf heran. Dass er die Situation glasklar erfasst hatte, bewiesen auch seine nächsten Worte: »Etwas mehr Respekt gegenüber der OBERSTEN und dem ZWEITEN, wenn ich bitten darf.« Die Art, wie er dabei Matt und Aiko fixierte, enthielt eine unverhohlene Drohung.
    Matt presste schuldbewusst die Lippen zusammen. Er kam sich plötzlich schäbig vor.
    Aikos von Natur aus mandelförmigen Augen verengten sich dagegen zu schmalen Schlitzen.
    »Ganz ruhig, Rambo!«, knurrte er gereizt. »Hier gibt es niemanden, der Ärger sucht. Außer dir!«
    Die Art, wie er dabei die Arme locker herunterhängen ließ, machte deutlich, dass er bereit war, jede Art von Herausforderung anzunehmen.
    Joshna schien einen Moment von der Reaktion überrascht, als würde sonst jedermann vor seinen Drohgebärden zurückschrecken. Dann ballte er die Hände.
    »Beherrsche deinen Zorn, Joshna«, rügte Ul'ia. »Wenn du Toleranz von deinen Gästen wünschst, solltest du sie ihnen selbst vorleben, statt die Stimme zu erheben.«
    Ein Zittern lief durch den Körper des hageren Fischers; Zeugnis des inneren Kampfes, den er auszufechten hatte. Statt etwas zu antworten, neigte er aber nur demütig das Haupt und zog sich anschließend ins Heck des Schiffes zurück.
    Auf Aikos Wangen glänzte dagegen ein rosa Schimmer. Ihm war nicht klar gewesen, dass die Hydritin seine Blicke bemerkt hatte. Verstohlen in die Hand räuspernd, sah er über die Reling hinaus, um Interesse für die Schönheit der offenen See zu heucheln. Die hohen Gebäude, die sich hinter einigen vorstehenden Klippen abzeichneten, halfen ihm dabei, die Situation zu überspielen.
    »Ist es das?«, rief er erstaunt.
    »Ja!« Ul'ia ließ sich keinerlei Verärgerung anmerken, bevor sie stolz fortfuhr: »Das ist Sub'Sisco!«
    Nun traten auch Matt und Aruula an die Bordwand, um dem Panorama entgegenzusehen, das sich langsam vor ihnen ausbreitete. Nach und nach gab der Vorsprung den Blick auf eine weitgezogene Bucht frei, in der die Spitzen von zehn versunkenen Hochhäusern aus dem Wasser ragten. Es musste sich um Gebäude aus dem einstigen San Fransisco handeln - oder, um es genauer einzugrenzen, aus dem ehemaligen Financial Distrikt. Nur an der Spitze der Halbinsel, die seinerzeit weit in die Bucht hineinreichte und durch die Golden Gate Bridge mit dem Festland verbunden war, hatten so viele Wolkenkratzer so dicht beieinander gestanden.
    Matt meinte die Silhouette des California Center zu erkennen, das einst eine Höhe von zweihundertzwölf Metern besessen hatte. Von den achtundvierzig Stockwerken war gut ein Drittel eingebrochen, von den Verbliebenen ragten noch etwa zehn aus dem Wasser.
    »Wie konnten sich diese Gebäude so lange halten?«, fragte er erstaunt.
    »Wegen der nahen San-Andreas -Verwerfung wurden sie besonders erdbebensicher gebaut«, erklärte Ul'ia, offensichtlich stolz über ihr Beobachterwissen. »Wie gut, das zeigte sich aber erst, als sie nicht nur den Einschlag überstanden, sondern auch die anschließende Überflutung. Nachdem fast alles Leben an Land in die
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