Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Pfählen ruhte. Das erste Anzeichen menschlichen Lebens, seit sie die Totenkopfgrenze hinter sich gelassen hatten.
    Die beiden Gleiter folgten der sanft abfallende Böschung, die ans Wasser führte. Matthew Drax, Aruula und Aiko fühlten sich wie in einer anderen Welt. Einer fast schon paradiesischen Welt. Eingerahmt von festen Landmassen, zeigte sich der vor ihnen liegende Ozean von seiner stillen Seite. Die klaren tiefblauen Fluten erlaubten einen Blick bis tief auf den Grund. Tauchende Gestalten zogen dort ihre Runden, ohne dass sich auf die Entfernung ausmachen ließ, ob es sich um Menschen oder Hydriten handelte. Die bunt gemischte Schar am Ufer vereinte zumindest Frauen und Männer beider Völker, die alle den angenehmen Temperaturen Tribut zollten, indem sie, mit nicht mehr als einen Lendenschurz bekleidet, im Wasser herum tollten.
    Matt nahm unbewusst zur Kenntnis, dass es zwischen den Hydriten des Pazifik und Atlantik durchaus kulturelle Unterschiede gab. Während die Bewohnerinnen von Hykton muschelähnliche Bikinioberteile trugen, zeigten sich die Damen des Posedis ebenso freizügig wie die braungebrannten Fischerinnen an ihrer Seite.
    Der modische Einfluss beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit. Viele Meerakaner trugen mehrfach um Arme oder Beine geschlungene Reifen, die zwar kupfern glänzten, aber aus einem wesentlich flexibleren Material gefertigt waren, das die Hydriten auf bionetischer Basis herstellten.
    Matt war verblüfft über das friedliche Miteinander, denn nach allem, was er über die Geschichte der Hydriten wusste, lebten sie schon seit Jahrtausenden nach dem festen Grundsatz, ihre Existenz vor allen Landbewohnern geheim zu halten. Ausnahmen bestätigten natürlich stets die Regel, aber wenn es in der Vergangenheit doch zu Kontakten gekommen war, handelte es sich meist um Einzelfälle, die möglichst schnell vertuscht wurden.
    Hier schien das Wissen umeinander dagegen ein Stück Normalität zu sein.
    Als Menschen und Hydriten die nahenden Gleiter bemerkten, unterbrachen sie ihr Spiel und schwammen an Land. Einige Schiffe, die draußen auf der Meerenge kreuzten, änderten ebenfalls den Kurs. Alle strömten sie zusammen, um die Fremden näher in Augenschein zu nehmen, fast so, als ob die bunt gemischte Schar nur auf ihre Ankunft gewartet hätte.
    So war es vermutlich auch.
    Obwohl Matt einige Schockstäbe entdeckte, wirkte der Auflauf keineswegs bedrohlich.
    Die Menge schienen einfach nur neugierig, vermutlich, weil sie von dem Mann gehört hatte, der die Sprache der Hydriten beherrschte.
    »Sieht alles sehr gut aus«, sprach Matt ins Bordmikrofon, um seine Begleiter zu beruhigen. Besonders Aiko, der keine Erfahrungen mit den Meeresbewohnern hatte, traute dem Frieden nicht so recht.
    Sie landeten nahe des hölzernen Steges und deaktivierten die Magnetkissen. Matt und Aruula legten ihre Waffen ab und kletterten aus den Kanzeln.
    Das Interesse der Näherkommenden fokussierte sich eindeutig auf den blonden Piloten, der seine leere Handflächen nach oben drehte, um seine friedlichen Absichten zu demo nstrieren. Ein leises Raunen ging durch die Reihen. Nicht laut genug, um etwas zu verstehen - trotzdem ahnte Matt, was alle wissen wollten.
    »Habt keine Furcht«, rief er in der Sprache der Hydriten. »Wir sind Freunde eures Vo lkes!«
    Die Menschen runzelten nur die Stirn, während ihre blau geschuppten Kameraden in erstauntes Knacken ausbrachen. »Es stimmt wirklich!«, verkündete ein Hydrid in klarem Englisch. »Er redet wie einer der unseren!«
    Die Meerakaner drängten heran, um Matt aus der Nähe zu bestaunen. Einige standen kurz davon, ihn ehrfürchtig mit der Hand zu berühren, als wäre er das leibhaftige achte Weltwunder.
    »Wie ist das nur möglich?«, fragten sie - mehr sich selbst als den Fremden. Vermutlich hatten sie selbst vergeblich versucht, sich im Idiom der Hydriten zu verständigen. Die Knacklaute nachzuahmen stellte auch für Matts Stimmbänder eine Folter dar, die er nur meisterte, weil er die Sprache nicht erlernt, sondern erfahren hatte.
    »Ich trug eine Zeitlang die Seele eines Quan'rill in mir«, erklärte er den Umstehenden.
    »Obwohl er später in einen neuen Körper wechselte, blieb mir ein Teil seiner Persönlichkeit erhalten.«
    »Ein blonder Hydrit!«, tönte ein Witzbold plötzlich. »Das haben wir selbst in Sub'Sisco noch nicht erlebt!«
    Schallendes Gelächter erhob sich über die Menge. Das Eis war gebrochen. Selbst Aiko verließ den Gleiter, um zu seinen Freunden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher