Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster
Autoren: John E. Muller
Vom Netzwerk:
hatte eine unförmig große Nase, und seine Ohrläppchen waren ungewöhnlich lang. Seine sonderbaren bernsteinfarbenen Augen funkelten noch wilder als die Durgers. Er hatte eine hohe Stirn; sein Haar war sehr schütter, bildete jedoch über den Ohren kleine Büschel. Es war weiß, wie auch der Bart, und kontrastierte auffallend zu dem gebräunten, faltigen, wettergegerbten Gesicht. Roger Quentin ertappte sich dabei, daß er den Mann anstarrte. Trotzdem konnte er seinen Blick nicht von der sonderbaren Erscheinung wenden.
    „Was ist hier los?“ Seine Stimme schrillte wie eine gesprungene Saite.
    „Wir hatten einen kleinen Zwischenfall, Sir. Jetzt ist aber alles wieder unter Kontrolle.“
    „Zwischenfall? Was ist passiert?“
    „Mein neuer Assistent hatte Schwierigkeiten mit einem Isotop, Sir. Es ist aber schon wieder in Ordnung.“
    „Was für ein neuer Assistent?“
    „Der junge Medizinstudent, Sir. Er hilft uns während der Semesterferien.“
    „Ist das Bolton?“ flüsterte Quentin.
    „Was soll das? Was ist los? Sprechen Sie laut!“
    Roger schluckte schwer. „Ich habe gefragt, ob Sie Sir Harry Bolton sind, Sir .“
    „Ja, das bin ich“, sagte der Mann. „Dies ist, wie Sie vermutlich wissen, mein Labor. Alles hier gehört mir. Ich bin an jedem neuen Experiment außerordentlich interessiert. Ich kann Stümper nicht ausstehen. Durger hier ist der beste Medizinforscher der Welt, einer der hervorragendsten Biologen, nicht wahr, Durger, hm?“ Er stieß Durger mit seinem langen, dünnen Zeigefinger an.
    „Sie sind sehr freundlich, Sir.“ Durger senkte den Kopf.
    „Was heißt hier freundlich? Ichwürde Sie nicht beschäftigen, wenn Sie nicht der beste wären!“
    Quentin war ziemlich konsterniert. Der exzentrische Multimillionär wandte sich von Durger ab und schlenderte hinüber zu Eve, die gerade eine Reihe Proben entnahm. Seine wollüstige alte Hand umfaßte ihre Schulter. Quentin fühlte Ärger in sich aufsteigen.
    „Na, junge Frau“, quäkte Bolton, „tun Sie auch was für Ihr Geld?“ Seine Bernsteinaugen bohrten sich fordernd in die des Mädchens. Roger konnte nicht verstehen, warum Eve so beschämt und verwirrt auf das Benehmen des exzentrischen alten Mannes reagierte. Er selbst spürte ein schier unbezähmbares Verlangen, aufzustehen und sich mit Nachdruck zwischen den Greis und das Mädchen zu stellen. Sie wirkte wie ein von einer Schlange hypnotisiertes, kleines hilfloses Tier. Und doch hatte er gestern Abend den Eindruck gehabt, daß Eve über eine gute Portion gesunden Menschenverstand verfügte und durchaus in der Lage war, Schwierigkeiten zu meistern. Sie errötete über und über, denn der alte Mann fuhr fort, sie anzustarren. Er flüsterte ihr etwas zu. Sie wich zurück und schien den Kopf zu schütteln. Obwohl er ziemlich weit von ihr entfernt stand, glaubte Roger sicher, Tränen in ihren Augen zu sehen. Dennoch übte der merkwürdige alte Mann auf seine Umgebung eine solche Macht aus, daß Quentin es nicht fertigbrachte, sich gegen ihn aufzulehnen.
    „Ich bin gleich wieder da“, rief Bolton.
    „Ja, Sir. Natürlich, Sir, ganz wie Sie wünschen.“ Durgers Stimme klang devot. Soweit Quentin das beurteilen konnte, benahmen sowohl Durger als auch Eve sich in Gegenwart des unheimlichen Multimillionärs anomal. Irgend etwas stimmte nicht, war unnatürlich. Roger begriff das alles nicht.
    An der Labortür blieb Bolton einen Augenblick stehen, winkte Eve und ging dann hinaus.
    Folgsam wie eine Marionette ließ Eve ihre Arbeit stehen, stand auf und verließ mit gesenktem Kopf das Labor.
    „Was, zum Teufel, soll das heißen?“ fragte Quentin. Nachdem er mit angesehen hatte, wie Durger vor Bolton kroch, war seine Scheu wie weggeblasen.
     

     

„Es gibt hier verschiedene Dinge, die Sie besser nicht bemerken“, sagte Durger. „Das Verhältnis zwischen Bolton und Miß Dante gehört dazu.“
    „Wollen Sie damit sagen, daß er irgendeine Macht über das Mädchen hat?“
    Durger wandte den Kopf; seine Augen blitzten. „Er hat Macht über jeden, mit dem er zusammentrifft. Er hat Macht über alles und jedes.“
    „Nicht über mich“, erwiderte Quentin.
    „O doch! Ich habe Sie beobachtet! Glauben Sie nur nicht, ich hätte Sie nicht beobachtet.“ Er schob aggressiv das Kinn vor.
    „Schon gut, schon gut!“ Roger Quentin trat einen Schritt zurück.
    „Sie müssen mein Betragen entschuldigen. Ich bin immer ein wenig nervös, wenn er hier war!“
    „Das kann ich verstehen“, stimmte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher