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058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster
Autoren: John E. Muller
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…“
    „Sie meinen, Harry Bolton kommt selbst hierher?“
    „Morgen, nehme ich an. Er hat die Qualitäten eines Diamantbohrers und pflegt sein Ziel unbeirrbar im Auge zu behalten.“
    Eine Tür ging auf, und eine Frau im weißen Kittel trat ein.
    „Ah, Madame Latski!“ Durger verbeugte sich fast devot vor einer finster blickenden Frau unbestimmbaren Alters. Ihr hartes Gesicht hatte einen slawischen Einschlag. Ihr Blick ruhte ausdruckslos auf Roger Quentin.
    „Wer sind Sie?“ Ihre Stimme war rauh und barsch.
    „Mein Name ist Quentin“, antwortete Roger ruhig. „Ich werde Dr. Durger vorübergehend assistieren.“
    Die Frau lachte.
    „Vorübergehend!“ sagte sie. „Ja, das glaube ich auch!“
    „Ich habe Semesterferien“, fuhr Quentin fort. „Der Doktor hat es Ihnen vielleicht gesagt?“
    „Nein, er hat Sie nicht erwähnt.“
    Durger machte Anstalten, Madame Latski mit Quentin allein zu lassen. Sie wollte sich jedoch offensichtlich nicht weiter mit dem Medizinstudenten abgeben und wandte sich wieder Durger zu.
    „So, er soll Ihnen also helfen?“
    „Gehört Madame Latski zur Arbeitsgruppe?“ fragte Quentin, wobei er sich teils an die Frau, teils an Durger wandte.
    „O ja“, antwortete sie, während Durger lautlos die Lippen bewegte. „Ich gehöre dazu, nicht wahr, Doktor?“
    „Ja, natürlich“, antwortete Durger. Er machte einen erschreckten, ängstlichen Eindruck.
    „Harry Bolton und ich sind sehr enge Freunde“, fuhr die Frau fort. Sie ging zu dem Mikroskop, an dem das Mädchen arbeitete. „Lassen Sie mal sehen.“ Gehorsam rückte Eve zur Seite. Die alte Frau blickte durch das Objektiv. „Gut“, bemerkte sie. „Sehr gut. Es geht voran.“ Dann verließ sie wortlos das Labor. Eve wandte sich Durger zu.
    „Ich glaube, wir müssen jetzt abwarten, bis die Kulturen sich etabliert haben, Doktor.“
    „In Ordnung. Sie können jetzt zu Abend essen, wenn Sie wollen.“
    „Danke, Doktor.“ Eve streifte ihren Kittel ab und hängte ihn an die Tür. Roger sah, daß sie darunter einen kurzen, engen Rock und einen knappen Pulli trug, der ihre bemerkenswerte Weiblichkeit noch betonte. Sein Mund wurde trocken vor Erregung.
    Eve Dante wusch sich mit großer Sorgfalt die Hände, trocknete sie ab und kam dann zu Durger und Quentin herüber.
    „Vielleicht möchten Sie mir beim Abendessen Gesellschaft leisten, Mr. Quentin? Das heißt, wenn der Doktor Ihnen alles gezeigt hat!“ Sie hatte eine etwas rauhe, attraktive Stimme, in der eine gewisse Vitalität mitschwang.
    „Sehr gern, wenn Sie einverstanden sind, Sir?“
    „Schon gut“, antwortete Durger. „Ich wollte Ihnen gerade Ihr Zimmer zeigen. Aber das kann Miß Dante nach dem Essen auch tun.“
    „Ich möchte mir nur schnell die Hände waschen.“ Roger ging an das Waschbecken, um sich den Reisestaub abzuspülen. Dann folgte er Eve Dante in ein kleines Eßzimmer, wo ihnen eine magere, schmallippige Serviererin das Abendessen vorsetzte.
    „Danke, vielen Dank.“
    Die Frau nickte.
    „Sie ist taubstumm“, sagte Eve. „Durger und Bolton scheint das sehr lieb zu sein“, bemerkte sie ein wenig bitter. „Aber ein Teil des Personals ist ganz normal.“
    „Das hört sich nicht so an, als ob Sie gern hier wären!“ begann Roger.
    Eve schaute sich um, wie um sich zu vergewissern, daß niemand zuhörte. „Nein“, flüsterte sie. „Ich hasse es, und ich habe Angst …“
     

     
    Roger genoß das wirklich gute Abendessen und die anregende Gesellschaft Eves. Ihre unwiderstehlichen schwarzen Augen, ihr langes, duftiges Haar und ihre leicht asiatischen Züge hoben sie aus der Schar der ziemlich nichtssagenden Mädchen hervor, die Roger Quentin bislang kennengelernt hatte. Sie zeigte ihm sein Zimmer und verabschiedete sich dann mit einem Lächeln von ihm. Roger öffnete nachdenklich die Tür, trat langsam ein, ging hinüber zu dem Waschbecken und zog sich aus. Er wusch sich sorgfältig. Dann putzte er sich die Zähne, öffnete das Fenster und atmete mehrmals tief ein undaus. Zufrieden zog er die Bettvorhänge zurück und inspizierte die Laken. Sie schienen neu zu sein und wirkten frisch und einladend. Er zog den Schlafanzug an und legte sich ins Bett. Das Kissen war kühl und bequem. Roger war sicher, daß er innerhalb weniger Minuten einschlafen würde. Seine Glieder waren schwer, und eine wohlige Trägheit überkam ihn. Diffuses Mondlicht stahl sich zögernd ins Zimmer, durchsetzt vom fahlen Schein der Sterne.
    Roger setzte sich halb auf und sah
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