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0573 - Tanzplatz des Teufels

0573 - Tanzplatz des Teufels

Titel: 0573 - Tanzplatz des Teufels
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dem Stöffchen beiseiteschaffte?«
    Brass sah sich in alle Richtungen um, dann hielt er verschwörerisch die Hand vor den Mund. »Der Gefallen«, flüsterte er laut, »bestand darin, daß ich ihm den Tip gegeben haben, wie er’s machen soll…«
    Er schenkte auch Möbius und sich selbst ein, doch Möbius zog das Glas unter der Flasche weg, als es halbvoll war.
    »He!« protestierte Brass. »Das ist ein Lebenselixier! Kein Wunder, daß du immer älter wirst, wenn du so halbherzig trinkst. Jeden Tag ein Glas verlängert das Leben um jeweils vierundzwanzig Stunden! Mit Kosaken-Genen im Körper wäre sogar eine ganze Flasche pro Tag nötig…«
    »Au weia«, murmelte Nicole. »Nur gut, daß ich keine Kosaken unter meinen Vorfahren habe.« Sie begnügte sich mit Wasser. Das sah genauso aus wie der Wodka, und sie vergewisserte sich vorsichtig, daß es tatsächlich Wasser war.
    Sie prosteten sich zu.
    »Und jetzt zur Sache«, drängte Möbius, nachdem er und Brass ihre Gläser auf ex geleert hatten und Zamorra schlückchenweise mit dem ›Lebenswasser‹ kämpfte. »Walter, diese Leute kennen sich mit Hexen, Gespenstern und anderem Kleingetier aus. Erzähl ihnen doch mal, was du mir vorgestern in eurer Planwirtschaft erzählt hast.«
    »Planwirtschaft?« Nicole hob erstaunt die Brauen.
    »So nennen wir beide das Wirtshaus, in das mich dieser Zittergreis jeden zweiten Tag entführt.«
    »Es ist eher so, daß ich jeden zweiten Tag entführt werde, und zwar in eine von diesen Wessi-Spelunken, deren Wirte nix besseres zu tun haben, als einen besoffen zu machen. Damit verdienen die auch noch ihr Geld -nein, unser Geld.«
    »Wer seinen Wirt hungern läßt, verdient nicht zu leben«, zitierte Zamorra einen Spruch, den Mostache, der Wirt des einzigen und besten Gasthauses im kleinen Dorf unterhalb von Château Montagne, in seiner Schankstube aufgehängt hatte. Angeblich stammte dieser Spruch aus einem Wirtshaus im Ammerland an der Nordseeküste, der ›Schaumburg‹ des Neuenburgerfelders Unikums Heinz Renken.
    »Oh, wenn es so geht, verdienen wir gleich mehrere Leben, was, Stephan?« grinste Brass und stieß den Multimillionär an. »So viele Wirte, wie wir zwei ernähren…«
    Möbius antwortete nicht, er lehnte sich zurück, und Nicole sah ihn forschend an. Sie spürte, daß es dem alten Freund nicht gut ging, er kämpfte gerade gegen etwas an, das an ihm nagte.
    Nicole beschloß, ihn darauf anzusprechen.
    Stephan Möbius war krank, vielleicht, ohne es wirklich zu begreifen. Er hatte sich sein ganzes Leben lang eine Menge auf seine stählerne Gesundheit eingebildet und war Ärzten weiträumig aus dem Weg gegangen…
    »Was ist? Warum starren Sie mich so an?« fragte Möbius.
    »Pardon«, murmelte sie. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    Möbius hatte sich auch innerlich verändert. Früher hatten sie sich beide wesentlich besser verstanden, aber derzeit schien der geniale Selfmade-Mann seinen Lebenszweck darin zu sehen, andere auf den Arm zu nehmen oder vor den Kopf zu stoßen.
    Es sind Jahre vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Er ist eben alt geworden, und im Laufe der Zeit verändert sich jeder. Vielleicht sind wir es ja auch, die sich verändert haben und ihn deshalb nicht mehr so gut verstehen wie einst, dachte sie.
    Walter Brass räusperte sich. Er sah Möbius an und dann seine beiden anderen Gäste. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, was das hier soll.«
    »Du machst dich nicht lächerlich, Walter«, sagte Möbius. »Diese beiden guten alten Freunde wissen, daß es Dinge gibt, über die andere Leute nur den Kopf schütteln. Sie haben ihre entsprechenden Erfahrungen. Sie werden nicht über dich lachen. Du sagtest, der Unfall wäre Hexenwerk gewesen, und ich denke, daß noch mehr dahinter steckt.«
    Brass winkte ab. »Ich habe das im Lokal nur so dahingesagt. Wir hatten gerade erst die Walpurgisnacht und…«
    Zamorra lächelte.
    »Vor Ihrer Türschwelle liegt kaltes Eisen. Auch auf den Fensterbänken, wie ich sehe. Sie fühlen sich bedroht. Von wem? Ich kenne übrigens noch besser wirkende Mittel. Das kalte Eisen schreckt die Hexen nur ab, aber wenn ein Geist wirklich gegen Sie Vorgehen will, wird er Mittel und Wege finden, trotzdem zu Ihnen vorzudringen. Es ist kein endgültiger Schutz gegen die Kraft der tanzenden Hexen.«
    Der alte Mann verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Wer sind Sie, Franzose? Warum sind Sie wirklich hier?«
    Zamorra lächelte und deutete auf Stephan Möbius.
    »Wenn
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