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0573 - Tanzplatz des Teufels

0573 - Tanzplatz des Teufels

Titel: 0573 - Tanzplatz des Teufels
Autoren: Werner Kurt Giesa
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regnet’s heute nicht, und zweitens klaut Ihnen den Hobel keiner weg. Hier wohnen nur ehrliche Menschen.«
    Nicole verzichtete auf eine Antwort, sondern verriegelte den Straßenkreuzer sorgsam, nachdem sie ausgestiegen waren. Das vierrädrige Schlachtschiff, Baujahr ’59, chrombewehrt und mit den größten Heckflossen der Automobilgeschichte ausgestattet, erregte in einem kleinen Dorf wie Abbenrode jede Menge Aufsehen. Eine Schar Kinder stürmte bereits heran.
    Fehlen nur noch die gackernd vor den Kleinen flüchtenden Hühner, dachte sie.
    Sie hatte nichts gegen Kinder, aber sie hielt es nicht für sonderlich gut, wenn die in ihrer Begeisterung im offenen Wagen herumturnten. Sollten sie sich an den Fensterscheiben die Nasen plattdrücken, das mußte reichen.
    »Hoffentlich halten die den Wagen nicht für einen aufgeblasenen Trabant«, grinste Möbius. »Der 601 hat immerhin auch Heckflossen.«
    »Aber nur angedeutet und klein«, empörte sich Nicole ob des Vergleichs. »Außerdem fehlt der Chrom und das Platzangebot, und der Motor…«
    »Ja, ich weiß«, kicherte Möbius. »Cadillac-Kofferraum auf, Trabbi 'reinpacken, Kofferraum wieder zu.« Er rieb sich die Hände. »Isses nich schön, Zamorra, wie schnell man Frauen auf die Palme bringen, kann? Eine kleine Bemerkung reicht schon.«
    »Ahrg«, machte Nicole. »Nur der Respekt vorm Alter hält mich davon ab, diesen Mann zum Duell zu fordern!«
    »Ha«, grinste Möbius. »Wohl eher die Erkenntnis, daß wir Männer eben die überlegene Rasse auf diesem Planeten sind. Okay, wir sind da.« Er ging auf eine Haustür zu, um den Klingelknopf unter seinem Daumen zu begraben.
    Ohne zu warten, drückte er die Klinke nieder und trat ein. »Walter, du hast Besuch«, orgelte er.
    Zamorra und Nicole folgten ihm eher zögernd.
    Sekunden bevor er das Haus betrat, glaubte Zamorra eine Bewegung zu sehen. Gerade so, als verschwinde jemand, der nicht beobachtet werden wolle, hinter der Hausecke.
    Aber das konnte auch eine Täuschung gewesen sein…
    ***
    Karen Bennet ging langsam an dem weißen Oldtimer-Cabrio vorbei. Ausländisches Kennzeichen. Frankreich, wie es aussah. Das mußte der Wagen sein.
    Sie malte ein Zeichen in die Luft.
    Schade um den Wagen, dachte sie, aber es mußte sein.
    Die Personen, die mit diesem Auto gekommen waren, waren gefährlich.
    Sekundenlang flimmerte das Zeichen in der Luft, ehe es verlosch.
    Eines der Kinder sah herüber und hob überrascht die Brauen.
    Karen Bennet ging weiter, und das Kind wandte sich wieder ab…
    ***
    Man sah Walter Brass absolut nicht an, daß er knapp vor seinem hundertsten Geburtstag stand. Er sah aber auch nicht wie der typische Porsche-Fahrer aus.
    »Mein Hobby«, schmunzelte er. »Früher habe ich sechzehn Jahre lang auf 'ne Rennpappe warten müssen, und plötzlich dauerte es nur ein paar Tage, bis ich diesen richtigen Rennwagen mein eigen nennen konnte. Ist zwar zigmal so teuer im Unterhalt wie ein Trabbi, aber ich denke, meine Spardose ist gut genug gefüllt, daß ich den Wagen noch zehn, zwölf Jahre genießen kann.«
    »Als wenn das nur deine Spardose allein entscheidet…« lästerte Stephan Möbius. »Der denkt überhaupt nicht daran, den Sargdeckel über sich zuzuklappen. Dabei schnappt er weit jüngeren die letzten Rentengroschen vor der Nase weg, die noch ausgezahlt werden können. Schlechtes Geschäft für die Rentenversicherung…«
    Brass grinste. »Vielleicht fahre ich mir ja mit dem Porsche den Hals ab. Was ist, Leute? Kaffee? Tee? Wasser? Bier? Wodka? Ich hab’ da ’nen Geheimtip, hat mir ein Russe mal überlassen, weil ich ihm einen Gefallen getan habe. Das Stöffchen gibt’s sonst in ganz Neufünfland nirgends mehr.«
    »Für mich nicht, danke«, wehrte Nicole ab und machte eine Handbewegung, als wenn sie ein Lenkrad kurbeln würde.
    Zamorra seufzte schmunzelnd und deutete mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von zwei Zentimetern an. »Aber nicht mehr.« Er kannte die Wirkung russischer Wodka-Geheimtips von seinen Besuchen bei Boris Saranow zur Genüge…
    Brass füllte ihm ein Wasserglas bis zum oberen Rand.
    »Nicht so viel«, stöhnte Zamorra. »Andere sollen auch noch was davon haben!«
    »Ist noch genug im Keller. Der uniformierte Gospodin hat mir eine ganze Wagenladung davon verschafft.«
    »Dann muß das aber ein ziemlich großer Gefallen gewesen sein«, grummelte Möbius. »Ging es vielleicht darum, daß du seinen Vorgesetzten nicht verraten hast, daß er in Wirklichkeit mehrere LKW-Ladungen von
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