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0052 - Der doppelte Dämon

0052 - Der doppelte Dämon

Titel: 0052 - Der doppelte Dämon
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Sardo ächzte. Im schwarzen Schatten der Höhle lag er auf dem harten Boden. Noch war er schwach. Aber die Kraft der Hölle, vom Schwarzen Tod übermittelt, zeigte allmählich Wirkung.
    Sardo war ein grauenhaftes Scheusal. Er gehörte zu den schrecklichsten Dämonen, die Australien jemals heim gesucht hatten.
    Er hatte geraubt, gemordet und gebrandschatzt. Er hatte die Lehren des Teufels im Land verbreitet und hatte viele Seelen in die Dimensionen des Grauens hinabgeschleudert.
    Die Unterwelt hatte mit ihm zufrieden sein können. Er hatte entsetzliche Morde verübt und Angst und Schrecken unter den Menschen verbreitet.
    Einmal – nur ein einziges Mal war er unvorsichtig gewesen. Er hatte die sieben Mönche unterschätzt, die sich aufgerafft hatten, um ihm das Handwerk zu legen.
    Er hatte sie ausgelacht und verspottet, als sie mit ihren Fackeln angerückt waren. Er hatte geglaubt, sie könnten ihm nichts anhaben, und er war entschlossen gewesen, ein furchtbares Blutbad unter ihnen anzurichten.
    Aber es war anders gekommen.
    Die Mönche hatten sich mit Symbolen des Lichts bewaffnet. Keiner von ihnen trug ein Schwert, eine Pistole oder ein Gewehr.
    Nein, Wahrzeichen des Guten trugen sie in ihren Händen. Von ihnen ging ein lähmende Kraft aus, gegen die sich Sardo nicht zu schützen vermochte. Er fühlte sich krank und schwach.
    Zum erstenmal in seinem verderbten Leben mußte er fliehen. Heulend und tobend nahm er vor den sieben mutigen Mönchen Reißaus.
    Er verbarg sich in einer Höhle, ohne zu begreifen, daß er sich damit selbst eine Falle gestellt hatte.
    Mit vereinten Kräften und unter Zuhilfenahme von stabilen Hebeln wälzten die Mönche einen gewaltigen Granitblock vor den Höhleneingang. Und damit ihn Sardo mit seinen mächtigen Fäusten nicht fortbewegen konnte, sicherten sie den Felsen mit weißmagischen Symbolen.
    Tagelange Gebete entkräfteten den Dämon schließlich so schwer, daß er sich auf den Höhlenboden legen mußte.
    Er fiel in einen viele Jahre währenden Tiefschlaf. Die Mönche dachten, Sardo wäre tot. Aber das war ein Irrtum.
    Wie ein Insekt, das ohne Nahrung größere Zeitspannen überlebt und aus irgendeinem Anlaß wieder erwacht und erneut zur Plage wird, so überdauerte auch Sardo die Zeiten.
    Von den sieben Mönchen lebte keiner mehr. Sie waren dorthin gekommen, was sie Himmel nannten. Sardo wußte davon.
    Er bedauerte, daß diese Männer bereits tot waren, denn dadurch war es ihm nicht mehr möglich, Rache an ihnen zu nehmen.
    Dort, wo die Mönche nun waren, konnte ihnen der Dämon nichts anhaben. Sie waren eingetaucht in das ewige Licht, wo sie für immer vor dem Bösen sicher waren.
    Abermals ächzte Sardo.
    Er richtete sich auf. Häßlich war er. Abstoßend häßlich. Er war nackt, wenn man von der roten Hose und den schäbigen alten Schuhen absah. Unter seiner glatten Haut zuckten stählerne Muskeln. Sein Kopf erinnerte an den eines Gorillas, und seine Augen versprühten dämonische Bosheit.
    Frei!
    Er war wieder frei!
    Der Schwarze Tod hatte den für Sardo unüberwindlichen Granitblock zertrümmert, und nun tauchten die Kräfte des Bösen in seinen koloßhaften Körper ein.
    Wohlbefinden breitete sich in ihm aus. Er erstarkte wieder, fühlte sich unbesiegbar wie einst. Sein Gehirn produzierte bereits wieder schreckliche Gedanken.
    Er wollte sein Werk fortsetzen, hatte die Absicht, dem Bösen auf dieser Welt die Wege zu ebnen, damit es sich ausbreiten und den gesamten Erdball überwuchern konnte.
    Die Nacht neigte sich ihrem Ende entgegen. Im Osten zog ein heller Schimmer am Horizont herauf. Sardo war zwar ein Schattenwesen, aber er hatte das Tageslicht nicht zu fürchten. Er war kein Untoter, kein Vampir…
    Mit einem bösartigen Knurren verließ er die Höhle. Nie wieder würde er in dieses steinerne Gefängnis zurückkehren. Die Zeiten der Ruhe waren vorbei. Der Schwarze Tod hatte ihn nicht befreit, damit er dem Müßiggang huldigte. Die rechte Hand des Teufels wollte Taten sehen.
    Und an solchen Taten würde es – bei Asmodis – bestimmt nicht mangeln!
    Sardo prüfte seine dämonischen Reflexe. Nur langsam besann er sich wieder all der Fähigkeiten, die vor vielen Jahren in ihm gewesen waren.
    Tappend und schwerfällig machte er die ersten Schritte.
    Die Erde erzitterte unter seinen Füßen. Er blähte den Brustkorb auf und entfesselte einen Sturm, den er über das Land blies. Ein Baum, der in Sardos unmittelbarer Nähe stand, wurde entwurzelt, hochgerissen und weit
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