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057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs
Autoren: Michael Schönenbröcher
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es als Verpflichtung an, es herauszufinden. Und mit den Erkenntnissen um den Kratersee stand eine Aufgabe vor seinem inneren Auge, die klarer und dringlicher war als alle bisherigen: herauszufinden, was das Wachstum und die Mutationen dort verursacht, hatte. Vielleicht war dies der entscheidende Schritt auf seinem Weg, das Rätsel zu lösen…
    Während er seinen Gedanken nachhing, war Matts Blick durch das Fernglas weiter gewandert.
    Nun kam im letzten Licht des Tages ein dunkler Fleck in sein Sichtfeld, der ihn stutzen ließ.
    War das eine Stadt? Er glaubte die Reste einiger Hochhäuser zu sehen und das dünne, zerfaserte Band von aufsteigendem Rauch.
    Matt ließ den Feldstecher baumeln und zog eine Karte unter dem Mantel vor; der Ausdruck eines Satellitenbildes von der ISS. Der Wind zerrte wild an dem Papier, und Matt musste es mit seinem Körper abschirmen, um die Karte studieren zu können. Schnell hatte er ihre augenblickliche Position ausgemacht, und wenn er die Linie weiter nördlich verfolgte, stieß er auf…
    Fresno! Kein Zweifel, das musste die Stadt am Interstate 99 sein. Verflixt; wenn sie noch ein paar Minuten weiter geflogen wären, hätten sie die Nacht in einem der Häuser dort verbringen können. Andererseits - man wusste nie, wer sich darin eingenistet hatte.
    Hier in der Wildnis war man zumindest vor zweibeinigen Wölfen relativ sicher…
    Es knirschte, als die Klinge des Bihänders den Hohlknochen durchschlug und sich ins Erdreich bohrte. Das Fleisch klaffte auseinander. Aruula zog ihr Schwert aus der damp15 fenden Masse. Sie wischte es mit einem gewebten Tuch sauber, während Aiko ein weiteres Stück Eluubraten auf den provisorischen Spieß steckte. Hinter ihnen loderte das Lagerfeuer und fraß das trockene Holz. Erst wenn es etwas heruntergebrannt war, konnten sie das »Mutantenschaschlik«, wie Aiko es scherzhaft genannt hatte, auf die beiden Xförmigen Gestelle links und rechts der Feuerstelle legen.
    Aruula schob ihr Schwert in die Rückenhalterung. Solange das Gelände nicht gesichert war, würde sie es nicht zur Seite legen - Erfahrungswerte, ohne die man in dieser Welt nicht lange überlebte.
    Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm nahe beim Feuer und betrachtete eine Eluu-Feder. Sie bestand aus Myriaden kleinster Schuppen, die ineinander griffen und die Struktur biegsam und zugleich hart wie einen Panzer machten. Ein Wunderwerk der Natur.
    Der kleine Asiate mit dem Zopf im jettschwarzen Haar gesellte sich zu ihr. Dass er zwei künstliche Arme, optische Sensoren und einige Gehirnimplantate hatte und über vierzig Jahre alt war, sah man ihm nicht an. Auf jeden Betrachter wirkte er wie Mitte zwanzig, und sein jungenhaftes Lächeln unterstrich seine scheinbare Harmlosigkeit noch. In Wahrheit war Aiko Tsuyoshi ein erfahrener Kämpfer, gestählt in zwei Jahrzehnten Überlebenskampf.
    »Du bist sehr schweigsam«, begann er vorsichtig ein Gespräch. Aruula nickte nur. »Ich glaube, deine Fähigkeiten kehren bald zurück«, schoss er einen Pfeil ins Blaue ab. »Der Verlust wurde durch ein Medikament ausgelöst. Sobald es seine Wirkung verloren hat, kannst du wieder lauschen.«
    Aruula sah ihn aus den Augenwinkeln an, ohne den Kopf zu drehen. »Meinst du wirklich?«, fragte sie zaghaft.
    »Ich bin der Sohn zweier Ärzte«, bekräftigte Aiko - wohl wissend, dass ihn das noch lange nicht zum Fachmann machte. Anders als seine Eltern Miki und Naoki hatte er sich nie für Medizin interessiert und verfügte nur dank eines Erweiterungs-Chips über allgemeine Kenntnisse. Aber er wollte Aruula Mut machen.
    Sie nahm seine Aufmunterung dankbar an. Erstmals seit Tagen huschte wieder ein Lächeln über ihr ebenmäßiges Gesicht.
    Wie schön sie ist!, fuhr es Aiko durch den Kopf. Doch mit diesem Gedanken kam eine andere Erinnerung. Die an eine große Enttäuschung…
    Aruula brauchte ihren telepathischen Sinn nicht, um in seinem Gesicht zu lesen. »Dich bedrückt auch etwas«, sagte sie ohne Umschweife und fügte hinzu: »Brina?«
    Er nickte. Ja, Brina. Die Fassadenmalerin, die er in El'ay kennen gelernt und in die er sich verliebt hatte. Brina, mit der er Seite an Seite gekämpft hatte. Auch sie war eine Schönheit, und ihre Wildheit und ihr Mut hatten ihn verzaubert. Ein Zauber, aus dem er unsanft erwacht war, als er endlich den Mut fasste, ihr seine Liebe zu gestehen.
    Auch Brina gestand - nämlich dass sie dem weiblichen Geschlecht zugetan war und in ihm nicht mehr sehen konnte als einen guten
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