Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Sanatorium der Cyborgs

057 - Sanatorium der Cyborgs

Titel: 057 - Sanatorium der Cyborgs
Autoren: Michael Schönenbröcher
Vom Netzwerk:
zu setzen. Dabei war das Laden einer Ersatzzelle das größte Risiko gewesen. Newt hatte einen Teil seiner eigenen Ration darauf verwendet und sich, wann immer es möglich war, im Sparmodus bewegt. Nachdem er einige Partitionen des defekten Gehirnspeicher wieder beschreibbar gemacht hatte, stand der Flucht nichts mehr im Wege.
    Der Plan war in der Tat außergewöhnlich und bewies, dass Newt in seiner Funktion als Chefkoordinator in Miki Takeos Domizil noch eine große Karriere bevorgestanden hätte, wäre er nicht eines Tages durch eine Rückkopplung der primitiven Computeranlage stark beschädigt worden. Haank, sein neuer Herr, hatte ihn zu Daryll geschickt - und damit hatte sein Leidensweg erst richtig begonnen.
    Newt war nicht dumm. Er wusste, dass Darylls Garde bislang jeden Flüchtling wieder eingefangen hatte. Also kopierte er den Inhalt seines Persönlichkeits-Chips und den wichtigsten Teil seiner Erinnerungen auf den Hirnspeicher des schrottreifen LoBots. Und löschte anschließend den Vorgang aus der Erinnerung seines Originalkörpers.
    Er war also zweifach auf der Flucht. Und so deprimierend es auch war - diese Schrotthülle hatte die weitaus besseren Chancen, es zu schaffen.
    Hatte er gedacht. Nun aber sah es so aus, als würde die Garde ihn doch noch fangen.
    Das durfte nicht sein! Newt wusste, was ihm dann bevorstand. Sein freier Wille würde ausgeschaltet; er wäre nur noch eine Marionette der Despotin, die aus dem Sanatorium eine Vorhölle gemacht hatte.
    > Waldrand in 20 Metern
    > Verfolger holen auf: 15 Meter
    Newt aktivierte seine letzten Reserven, steigerte noch einmal sein Tempo.
    Da geschah, was geschehen musste.
    > ACHTUNG! Energielevel kritisch!
    Und nur Sekunden später:
    > Energie verbraucht - Abschaltung initiiert
    Newt bekam noch mit, dass seine Beine ihm den Dienst versagten, wie er einknickte und fiel. Den Aufprall selbst spürte er nicht mehr. Nur noch ein kurzes Aufflackern vor dem endgültigen Erlöschen seiner Existenz, als etwas von außen in sein sterbendes Bewusstsein drang - und er erkannte, dass sein Tod sinnlos gewesen war…
    ***
    »Offenbar ein Roboter aus der Produktion meines Vaters«, sagte Aiko, nachdem er sich über den zusammengebrochenen Maschinenmenschen gebeugt und dessen Kopf so gedreht hatte, dass er die Fabrikationsnummer erkennen konnte. »Allerdings ein uraltes Modell«, fuhr er fort, »mit Metallteilen statt Plysterox und einer wiederaufladbaren Energiezelle. Diese Serie gibt es seit… Gott, seit über einem Jahrzehnt nicht mehr in der Klinik.«
    »Wie kann der sich hierher verirrt… und die ganze Zeit überlebt haben?«, fragte Matthew noch etwas außer Atem. In Sachen Kondition hatte ihm der Cyborg einiges voraus.
    »Ich versuche einen Kontakt herzustellen.« Aiko schob eine kleine Abdeckung an der Schläfe des Metallschädels zur Seite. Ein Port wurde sichtbar. »Vielleicht kann er uns diese Fragen selbst beantworten.«
    Aruula verzog angewidert den Mund, als Aiko den Dorn aus seinem linken Handgelenk in die Schläfe des reglosen Robots einführte. Für sie sah es so aus, als würde er den Kopf aufspießen. »Was macht er da?«, fragte sie leise.
    »Er…« Matt suchte nach einfachen Worten für die Verlinkung. »Es ist eine Art von Lauschen«, sagte er dann. »Erinnerst du dich an Amarillo? Als er den Weltrat-Virus im Gehirn des Androiden gefunden hat? [3] Mit dem Dorn stellt er eine Verbindung zum Geist des Roboters her und kann darin lesen, so wie du…«
    Er biss sich auf die Lippen. Verdammt, mitten hinein in den Fettnapf! Aruulas telepathische Gabe war für ihn so selbstverständlich geworden, dass er deren Verlust ganz vergessen hatte.
    »… so wie du es auch bald wieder kannst«, versuchte er den Fauxpas noch gerade zu biegen. Aruulas Gesichtsausdruck bewies, dass ihm das nicht recht gelang.
    Glücklicherweise beendete Aiko die unangenehme Situation. »Seine Energie ist aufgebraucht«, meldete er. »Er stirbt! Geringe Hirnaktivität. Ich habe nur noch Zugriff auf die Hauptprogrammierung…« Er konzentrierte sich, als würde er tatsächlich lauschen. »Er stammt aus der Klinik… Baujahr 2490… ein Chefkoordinator namens Newt. Wurde 2502 irreparabel beschädigt und ausgemustert. Aber wie konnte er dann… Moment, hier ist es: Er wurde umprogrammiert - von Haank! Hat Koordinaten erhalten, bei denen er sich einfinden sollte, um…« Aiko verstummte. »Aus«, sagte er dann. »Die Restenergie ist verbraucht. Kein Kontakt mehr.« Er zog den Dorn aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher