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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen
Autoren: Edgar Wallace
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schlage ich sofort die Hirnschale ein. Nur mit Ihnen, meine schöne junge Dame, würde ich vielleicht weniger hart verfahren ...«
    Harvey Hale ging hinaus und überließ die Gefangenen sich selbst.
    Betty trat zum Gefesselten und fragte besorgt:
    »Wie geht es Ihnen, Clive?«
    »Meine Lage ist zwar sehr unbequem«, antwortete der Lord, »aber sonst hat man mich nicht schlecht behandelt.
    Anfangs war Hale überhaupt ganz freundlich, erst als ich ihm wegen des Mordes an Laffin Vorwürfe machte ... Mir scheint, er hat die Verfolger wirklich abgeschüttelt, nicht wahr?«
    »Für den Augenblick schon«, erwiderte Holbrook und untersuchte die Fesseln Clives. »Ich glaube, ich könnte sie lösen«, meinte er.
    Lowbridge zögerte.
    »Ich möchte nicht, daß Sie sich meinetwegen dem Zorn des alten Wüterichs aussetzen. Andererseits - es wäre natürlich sehr angenehm, die Hände freizubekommen!«
    Bill hatte, obgleich seine Hände in Handschellen steckten, die Fesseln bald so weit gelöst, daß sie zwar ganz unverändert aussahen, jedoch mit einem einzigen Ruck abzustreifen waren. Er überließ es dann Mr. Stone, den Gefangenen weiter zu unterhalten, und setzte sich in die Ecke zu Betty.
    »Wie fühlen Sie sich?« flüsterte er ihr zu. »War es sehr schlimm?«
    »Nein, ich habe eigentlich keine große Angst«, erwiderte sie.
    Sein Blick fiel auf die kleine Tasche an ihrem Arm.
    »Hat man Ihnen die Pistole nicht abgenommen?«
    »Nein. Wollen Sie sie haben? Ich werde ja doch nicht den Mut finden, sie zu gebrauchen.«
    Sie öffnete die Tasche und steckte ihm die Waffe zu, die er vorsichtig in seinen Gürtel schob. Auch wenn seine Hände gefesselt waren, konnte er sie doch genügend bewegen, um sich der kleinen Pistole zu bedienen - wenn es zum Äußersten kam.
    Durch die Seitenlichter konnte Bill vereinzelte Nebelschwaden vorüberziehen sehen. Er trat nahe an eine der Scheiben heran - in diesem Moment tauchten weit hinten die drei Kriegsschiffe aus dem Nebel auf. Er eilte zum Ausgang des Kartenhauses und hielt sich gerade nahe genug, um den Häuptling, der die Kreuzer ebenfalls entdeckt hatte, in voller Aktion zu erleben.
    »Jetzt gibt's ein Rennen!« brummte Hale.
    Seine Hand bewegte den Hebel des Maschinentelegrafen ruckartig vor - und rückwärts, um ihn dann auf ›ganze Kraft vorwärts‹ zu stellen. Das bedeutete für den Maschinenvorstand, aus Kesseln und Turbinen die Höchstleistung herauszuholen.
    »Achtung am Steuer!« schrie er den Steuermann an. »Genau Kurs halten! Wenn wir ihnen das Heck zeigen, können sie uns nicht so leicht manövrierunfähig machen. Da vorne winkt uns Rettung!«
    Tatsächlich lag Steuerbord wieder eine Nebelbank. In diese hoffte er verschwinden zu können, um dann mit gestoppten Maschinen liegenzubleiben und die Verfolger vorüberzulassen.
    Aber als sie die Bank erreichten, sahen sie, daß der Nebel ganz dünn war und nur flach über dem Wasser lag. Man konnte immerzu die Rauchfahnen der drei Kreuzer sehen und wurde also auch von ihnen im Auge behalten. Ein Täuschungsmanöver war in diesem Fall nicht möglich. Es blieb Hale nichts anderes als die Hoffnung, daß sich der Dampfer als schneller erweisen würde als die Kreuzer.
    »Kurs?« fragte er den Steuermann.
    »Hundertdreiundachtzig, Sir.«
    Der Häuptling nickte. Wenn es in diesen Breiten wenigstens eine dunkle Nacht gegeben hätte! In ihr könnte man mit verdeckten Lichtern entkommen! So aber sah die Sache recht ungünstig aus. Um ein paar Stunden der Dunkelheit anzutreffen, hätte er noch einen ganzen Tag nach Süden sausen müssen - doch dazu reichte das Öl nicht mehr. Daß auch dieser Narr Laffin nicht daran gedacht hatte, die ganze Unternehmung in die antarktischen Gewässer zu verlegen, wo sie jetzt die ewige Nacht gehabt hätten! Es wäre ganz leicht gewesen. Der Südatlantische Ozean war viel weniger befahren, und der Ölvorrat hätte ausgereicht, die ›Escorial‹ bis ins Südliche Eismeer zu bringen. In der Polarnacht hätten sie lange suchen können, bis sie Harvey Hale erwischt hätten!
    Er sah sich um. Die Kreuzer fuhren fächerförmig auseinander. Diesmal war die ›Kent‹ auf Steuerbord und der Amerikaner auf Backbord. Die Entfernung schien sich unmerklich verringert zu haben.
    »Klar zum Versenken!« hörte Holbrook den Häuptling befehlen.
    Vom Großstopp der ›Kent‹ wehte ein kleiner ›Union Jack‹ - die Kriegsflagge, die ein britisches Schiff nur hißt, wenn es in den Kampf zieht.
    Bum! - hallte es über das
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