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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen
Autoren: Edgar Wallace
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- Toby Marsh kannte schon eine Menge von Laffins Plänen, denn er hatte im Kamin des Arbeitszimmers in der Camden Street einen Horchapparat installiert. Auf diese Weise gelangte er allmählich zur Kenntnis fast aller Einzelheiten, die mit der beabsichtigten Kaperung der ›Escorial‹ zusammenhingen. Aber so ganz sicher war er seiner Sache doch noch nicht, deshalb verschaffte er sich einen Posten als Heizer an Bord des gefährdeten Dampfers. Einige Tage vor dem Auslaufen vertraute er mir soviel an, wie ihm angemessen erschien. - Tatsache ist, daß das eigentliche Haupt der Bande und der Spiritus rector der ganzen Unternehmung niemand anders war als Clive Lowbridge. Er hatte Dr. Laffin in dem Augenblick das Todesurteil gesprochen, als er von dessen Heirat mit Betty Carew erfuhr. Daß diese Eheschließung für Laffin nur eine Vorsichtsmaßregel gewesen war, stimmte ihn nicht milder. - Auch Scotland Yard hatte schon lange Verdacht gegen Lowbridge. Einem sehr fähigen Detektiv gelang es, sich als Bedienter bei ihm einzuschmuggeln. Benson ist, wie Sie jetzt alle wissen, Kriminalbeamter, und ich glaube, daß er mit einer raschen Beförderung rechnen darf. Ihm verdanken wir es, daß Miss Stone damals nach ihrer Entlassung aus dem Spital nicht gleich von neuem verschwunden ist. Laffin hatte sich ja bereits des Buches bemächtigt, und Betty Stone, die ihre Schuldigkeit getan hatte, war unbequem und sogar gefährlich für die Hauptakteure geworden. Da lud Lowbridge sie zum Tee ein. Dabei wurde ihm klar, daß sie sich, wenn auch verworren, doch ihrer Fahrt nach Devonshrie, der Kapelle und der Szene mit dem Buch entsann. Er beschloß daher, sie raschestens verschwinden zu lassen. In einem unbewachten Augenblick schüttete er ein Betäubungsmittel in ihre Tasse. Benson hatte es jedoch bemerkt und hinter dem Rücken Clives die Tassen vertauscht, so daß dieser und nicht Miss Stone bewußtlos wurde. Den Diener hatte Lowbridge weggeschickt, um Zeitungen zu holen, weil er hoffte, unterdessen die Betäubte ungestört in sein Zimmer schaffen zu können.
    Dann hätte er - so vermute ich wenigstens - Benson für den ganzen Abend beurlaubt und den Abtransport des Mädchens ins Werk gesetzt. Aber eben diesen Plan hat Wachtmeister Fanaby vereitelt. - Lowbridge war sehr erschüttert, als er erfuhr, daß gegen Laffin ein Haftbefehl wegen Giftmordverdachts ausgefertigt worden sei. Da wurde ihm klar, daß das Spiel zu Ende ging, wenn es ihm nicht gelang, dem Doktor für ewige Zeiten den Mund zu stopfen. Und zuvor hatte schon der versuchte Verrat Tinker Lanes einige Beunruhigung ausgelöst. Mr. Stones Einladung bot Lowbridge Gelegenheit, die Reise mit der ›Escorial‹ mitzumachen. Ich brauche aber wohl nicht erst zu betonen, daß er auch ohne diese Einladung an Bord des Schiffes gewesen wäre. Ganz sicher war er freilich nicht, ob die große Geldsumme für Amerika wirklich mit diesem Schiff abgehen würde. Deshalb wurde La Florette aufgetragen, jenen hohen Beamten des Finanzministeriums auszuhorchen. Wäre ein anderes Schiff für den Geldtransport in Aussicht genommen worden, so hätten Lowbridge oder Laffin zweifellos Mittel und Wege gefunden, auch Mr. Stone und seine Nichte zu einem Aufschub der Reise zu bewegen. - Nun bleibt mir nicht mehr viel zu erzählen. Ich ging mit all meinem Wissen, meinen Vermutungen und Befürchtungen zu meinem höchsten Vorgesetzten von Scotland Yard und erhielt von ihm die Erlaubnis, die Fahrt mit der ›Escorial‹ mitzumachen, obgleich er, wie ich glaube, in mir einen wohl sehr eifrigen, aber auch sehr leichtgläubigen und unerfahrenen Kriminalbeamten sah, der sich einen Bären hatte aufbinden lassen. - Toby Marsh war schon an Bord, als ich mich einschiffte. Ich sah ihn gleich am ersten Tag und leistete ihm volle achtundvierzig Stunden buchstäblich im Schweiße meines Angesichts Gesellschaft. Als dann der Dreiundzwanzigste Grad sich zu rühren begann, erwies er sich als eine wichtige Stütze, und zwar nicht nur für mich. Toby hat zum Beispiel mit Hilfe einer Signallaterne ständig die Verbindung mit den Kriegsschiffen aufrechterhalten, auch nachdem die Funkstation ausgefallen war.«
    »Warum eigentlich hat Lowbridge Hale umgebracht?« fragte Bill.
    »Einmal wollte er natürlich einen Belastungszeugen loswerden. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Die Gefangennahme des Lords war ursprünglich nur eine abgekartete Sache gewesen. Damit sollte seine Zugehörigkeit zur Bande verborgen und ihm Gelegenheit
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