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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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arbeiten, aber er hatte auch an die anderen zu denken. Die hatten ihren recht starren Rhythmus, und nach dem Abendessen würde sie bis zum Morgengrauen nichts mehr wieder in die unterirdische Welt treiben.
    Also kehrten sie nach draußen zurück.
    Ägyptens Wüstenhitze empfing sie nach der relativen Kühle in der ›Tempelanlage‹ wie ein Hammerschlag.
    ***
    Die Fackeln waren erloschen. Ein kantiger Schädel bewegte sich in der Dunkelheit. Augen glommen tückisch, und aus dem Mund schob sich eine gespaltene Zunge hervor, die nervös hin und her pendelte. An Fangzähnen hingen winzige Gifttropfen und warteten auf menschliche Beute.
    Ein dämonisches Gehirn verarbeitete Eindrücke.
    Bilder und Informationen, die es einem neuen Diener verdankte. Einem Diener, der nicht einmal ahnte, daß er seine Menschlichkeit durch einen Schlangenbiß verloren hatte. Er hatte dem Dämon überraschende Neuigkeiten zukommen lassen.
    »Zzzamorra«, zischte die Schlange. »Mein Fffeind… Zzzamorra issst chhhier…«
    ***
    Das Camp machte einen verlassenen Eindruck. Einer der vier Geländewagen fehlte, wie Zamorra sofort feststellte. Es war der wohl noch aus der Zeit des 2. Weltkriegs übriggebliebene Willys-Jeep des Ägypters.
    Die beiden ebenso unverwüstlichen Land Rover und Tendykes Mitsubishi Pajero parkten noch mit offenen Türen in der Sonne. Schatten gab es hier nur in und hinter den Zelten.
    Zamorra zupfte das weiße Tuch und den Reif wieder aus der Tasche und zog beides über den Kopf. Zusammen mit der Sonnenbrille sah er jetzt fast aus wie ein Einheimischer. Nur seine Hautfarbe war eine winzige Spur zu hell, aber wenn er jetzt zusätzlich noch die Djellabah getragen hätte, den Burnus, hätte man ihn mit einem hamitischen Nomaden verwechseln können.
    Immerhin sorgte der Kopfschutz dafür, daß die grelle und heiße Wüstensonne ihm nicht schaden konnte.
    Evita Meredez, die Studentin, schien ähnlich zu denken. Auch sie trug ein weit und locker fallendes weißes Gewand und ein helles Kopftuch. Zamorra entdeckte sie im Schatten des Hauptzeltes. Sie war mit dem Gaskocher und der Zubereitung des Abendessens beschäftigt.
    Heute war sie mit Kochen dran, morgen Alvarez… Die Reihenfolge war ausgelost worden, und keiner konnte sich vor dieser Arbeit drücken. Nicht einmal Achmed ibn Sayid.
    Tendyke gab einen Kameltreiberschrei von sich. Benito Alvarez zuckte heftig zusammen.
    »Müssen Sie mir unbedingt so laut ins Ohr brüllen, Mann?« fuhr er den Abenteurer an.
    Tendyke grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Ihre Reaktion zeigt, daß Sie noch halbwegs menschlich geblieben sind«, sagte er. »Ich hatte eher damit gerechnet, daß Sie jetzt im Dauerlauf davonrasen würden.«
    Alvarez’ Miene verdüstert sich. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Tendyke grinste noch breiter, und Stevens holte tief Luft, um zu antworten, aber Zamorra klopfte ihm warnend auf die Schulter.
    »Vergessen Sie Ihre Rede, Alec«, bat er. »Vielleicht kommt er ja noch selbst darauf.«
    »Also war es eine Beleidigung«, erkannte Alvarez. »Ich hätte mich nie mit Ihnen beiden einlassen sollen. Mittlerweile glaube ich fast, daß Sie gar kein Professor sind, Zamorra!«
    »Dummerweise können Sie zumindest mich nicht entlassen«, schmunzelte der Dämonenjäger. »Ich stehe nämlich meinerseits auf Mister Tendykes Lohnliste.«
    Alvarez winkte ab und stapfte hinter die Zelte davon, wo der Wassertank stand.
    Von dem Schrei aufmerksam geworden, winkte ihnen die den Küchendienst verrichtende Studentin kurz zu, und Üschi Peters tauchte aus dem Schatten der Autos auf.
    Seit geraumer Zeit lebten die eineiigen Zwillinge Monica und Uschi Peters mit Tendyke zusammen. Nachdem sie eine Weile die Welt durchstreift hatten, waren sie schließlich bei ihm in Florida hängengeblieben. Sie sahen nicht nur absolut identisch aus, sondern besaßen auch die gleichen Vorlieben und Abneigungen. Und sie taten alles gemeinsam. So war es nicht ausgeblieben, daß sie sich auch in den gleichen Mann verliebten. Der trug das mit Fassung, er genoß das double feature sogar, das so weit ging, daß Monica eine Scheinschwangerschaft durchlebt hatte, während ihre Schwester Uschi ihr und Roberts Kind unter dem Herzen trug.
    Auch ihre beträchtliche telepathische Begabung funktionierte zwar individuell, aber nur im Doppel. Lag eine größere Entfernung zwischen den beiden, versagte diese Fähigkeit, doch freiwillig trennten sie sich ohnehin nicht voneinander.
    Hinter den Zelten ertönte ein wütender
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