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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seine Taschenlampe abgeblieben war, wußte er nicht mehr.
    Mit traumhafter Sicherheit durchschritt er nachtdunkle schmale Stollen und Korridore, benutzte Treppen und fand sich plötzlich in einem großen Raum wieder.
    Rußende Fackeln schufen ein unwirkliches Dämmerlicht und zauberten Schatten an die feuchten Wände.
    Schlangen krochen über den Boden. Königskobras, nur unterarmlang. Ihre feine Schuppenhaut schimmerte im Fackelschein wie Messing.
    Vor den Fackeln stand ein Mann, der nur als Schattenriß zu erkennen war. Er hob eine Hand und gebot Alvarez damit, zu verharren.
    Er sprach zu Alvarez, aber keine menschliche Stimme war zu vernehmen. Schlangenzischen entrann seiner Kehle, und Alvarez verstand es, als würde der Fremde seine Muttersprache benutzen.
    Als er aufgefordert wurde zu antworten, hörte er sich selbst zischen. Es war das züngelnde Zischen einer Schlange.
    Er wandte sich ab und kehrte um, ging den Weg zurück, den er gekommen war. Wieder störte ihn nicht die absolute Finsternis in den unterirdischen Gängen, aber als er sich einmal umdrehte, sah er hinter sich keinen Stollen mehr.
    Es gab kein Zurück in den großen Raum mit den kleinen Kobras und den Fackeln. Es gab nur das Vorwärts.
    Als Alvarez jetzt versuchte, wie eine Schlange zu zischen, brachte er es nicht mehr fertig. Und daß er sich in einem großen Raum mit jemandem unterhalten hatte, der den Umriß eines Menschen besaß, wußte er bald darauf auch nicht mehr.
    Er dachte auch nicht mehr an Ssacah.
    Er fragte sich, ob er jemals heil wieder aus dieser Anlage hinauskam und ob Tendyke und die anderen etwas taten, um ihn zu retten.
    Und die Angst vor den mörderischen Fallen sprang ihn erneut an wie ein wildes Tier.
    ***
    Die Tür sah aus wie massives Mauerwerk, doch sie gab nach und schwang nach innen zurück, um einen dunklen Gang preiszugeben. Tendyke leuchtete mit seiner Stablampe in die Finsternis.
    »Hier stinkt’s auch nach Feuchtigkeit«, verkündete er. »Dabei dürften wir hier kaum auf Grundwasser-Niveau sein… Was meinen Sie?«
    Fragend sah er Stevens an.
    Der fühlte sich nicht angesprochen und überging die Frage.
    Seufzend wandte sich Tendyke wieder um und machte die ersten Schritte in den Gang, der schon nach zwei, drei Metern zur Seite abbog und tatsächlich um die Falle herumzuführen schien.
    Monica Peters wollte sich Tendyke anschließen, doch Zamorra hielt sie fest.
    »Du bleibst hier, Stevens auch. Wir brauchen jemanden, der die Tür hier draußen wieder aufmachen kann, falls sie sich unvorhergesehen wieder schließt.«
    »Wer sollte sie denn wieder schließen?« wunderte sich Stevens.
    »Vielleicht ein Mechanismus am anderen Ende des Ganges, der immer nur eine Öffnung zuläßt«, gab Zamorra zu bedenken.
    Während er das sagte, trat er, die Harpune in der Hand, wieder an die Abbruchkante. Er leuchtete in die Tiefe.
    »Welchen Sinn sollte so ein Mechanismus denn haben?« zweifelte Stevens.
    »Um Durchzug zu verhindern«, erwiderte Zamorra sarkastisch.
    Er hatte gefunden, was er suchte, und feuerte die Harpune ab. Der Pfeil raste in die Tiefe, traf sein Ziel, und Zamorra zog es mit der Leine wieder nach oben. Er löste den getroffenen Gegenstand von der Pfeilspitze. Dann drückte er Stevens die Harpune in die Hand und bat ihn, sie wieder schußklar zu machen.
    Er selbst nahm die andere Waffe an sich und folgte Tendyke.
    »Den hier habe ich beim Preisschießen am Kirmes-Stand gewonnen«, grinste er und drückte dem Abenteurer den ledernen Hut wieder in die Hand. »Schon der alte Konfuzius sagte, daß man sich nur gut behütet in gefährliche Abenteuer stürzen soll.«
    »Erstens hättest du den Kopfdeckel nicht unbedingt durchlöchern müssen«, rügte Tendyke, »zweitens kann ich mir nicht vorstellen, daß der alte Knabe das gesagt hat. Und drittens hältst du dich ja selbst auch nicht an seine Regel.«
    »Ich bin ja auch kein Buddhist«, schmunzelte Zamorra.
    Tendyke stülpte sich den Stetson auf den Kopf.
    »Sieh das Loch einfach als eine Art Klimaanlage«, schlug Zamorra vor. »Da kommt künftig stets Frischluft ans wollige Haupt.«
    »Du bist wirklich ein prachtvoll dämlicher Hund«, stöhnte Tendyke und hieb seinem Freund auf die Schulter, dann wurde er wieder ernst. »Wir sollten vorsichtig sein mit allem, was wir aufwirbeln. Die Luft ist mir hier wirklich ein bißchen zu feucht.«
    »Du hättest dein Halstuch nicht so leichtsinnig wegwerfen sollen. Ich kann dir höchstens mit einem benutzten Taschentuch
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