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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schrei. Der hatte allerdings nichts Kameltreiberhaftes an sich.
    Alvarez tauchte wieder auf. »Wo ist der Wassertank?«
    Uschi strahlte ihn an. »Auf dem Jeep«, verkündete sie fröhlich. »Jorge und Achmed sind zum Bi’r Nâhid gefahren, um ihn wieder aufzufüllen. War nämlich völlig leer. Sieht so aus, als hätte in den letzten Tagen jemand zu oft und zu intensiv geduscht.«
    »Es muß ja nicht sein, daß man pausenlos nach Schweiß stinkt«, knurrte Alvarez zornig.
    »Wir sind hier nicht beim Opernball«, erwiderte Uschi, »sondern in einer Gegend, in der ein Tropfen Wasser kostbarer ist als eine Tonne Gold. Auch wenn das Mittelmeer zum Greifen nahe scheint, hier ist eine völlig andere Welt!«
    »Dann muß eben von vornherein so viel Wasser mitgenommen werden, daß es nicht zu Engpässen kommen kann«, versuchte der Expeditionsleiter das letzte Wort zu behalten. Er stieß den Zeigefinger gegen Tendykes Brust. »Sie haben versäumt…«
    Tendyke grinste ihn erneut an. »Sie haben mich eben gefeuert. Ihre Beschwerde kommt zu spät, ich höre Sie überhaupt nicht, Señor.«
    »Haben denn hier alle den Verstand verloren?« tobte Alvarez und verschwand in seinem Zelt, wo er unverständlich weiter vor sich hin grollte.
    »Wenn er eine halbe Stunde da drin bleibt«, sagte Uschi, »verliert er den Verstand.«
    Sie befanden sich, nur etwa fünfundzwanzig Kilometer südlich der Mittelmeerküste, in einer ausgesprochenen Dürrezone. Nur wenige Meilen südlich ihres Standortes lag der größtenteils ausgetrocknete Munhafad al-Qattarah, ein ausgedehnter Salzsee, der noch aus jenen Zeiten übriggeblieben war, in denen das Mittelmeer bis weit in die heutige Sahara hinein reichte. Leben gab es praktisch nur in den wenigen Oasen, zu denen der von Achmed und Jorge angesteuerte Bi’r Nâhid gehörte, und innerhalb eines nur wenige Kilometer breiten Küstenstreifens mit einigen kleinen Städtchen. Weit im Westen, hinter dem Salzsee, lagen die Ausläufer der lybischen Wüste, und im Osten kamen hinter dem Wâdî an-Natrun das Nil-Delta und Ägyptens Hauptstadt Al-Qâhirah, im europäischen Sprachgebrauch besser unter dem Namen Kairo bekannt.
    Dort, nur vielleicht 200 oder 250 Kilometer entfernt, begann in einem oder anderthalb Monaten die Überschwemmungsphase des Nil. Hier draußen würde es dennoch staubtrocken und heiß bleiben. Die Regenzeit füllte Brunnen und Wâdîs, aber bis die Feuchtigkeit hier ankam, war das Forschungsobjekt wahrscheinlich längst beendet.
    Wenn Zamorra zu entscheiden hätte, hätte er die Expedition um knapp ein Vierteljahr verschoben. Aber Dr. Alvarez’ Freistellung war anders geregelt.
    Zamorras Gefährtin Nicole Duval war daheim in Frankreich geblieben. Sie hatte sich nicht besonders wohl gefühlt und war nach eigenem Bekunden auch nicht daran interessiert, in der Wüstenhitze zu verglühen. Per Funktelefon rief Zamorra sie regelmäßig alle zwei Tage im Château Montagne an. Mittlerweile war sie wohl wieder fit, verzichtete aber darauf, ihm in die Wüste zu folgen.
    Es gab daheim ja auch immer einiges zu tun, und zur Not konnte sie mit Lady Patricia mal ein paar Tage ungestörte Frauen-Power veranstalten - sofern sich jemand fand, der sich Patricias Sohn widmete und dafür sorgte, daß er vom Jungdrachen Fooly nicht allzu viele Dummheiten und alberne Streiche lernte.
    Zamorra gönnte Nicole die Erholungsphase, die letzten Wochen waren für sie beide ziemlich mörderisch gewesen. Erst das Entstehen der beiden Wesen Shirona und Taran aus dem sechsten und siebten der von Merlin geschaffenen Amulette… Dann die Sache mit dem Musiker Bo Vinerich, dessen Lieder in der Realität Gestalt annahmen… Und schließlich die Verhinderung eines Zeitparadoxons in der Straße der Götter, das um ein Haar das gesamte Universum erschüttert hätte… Es reichte wirklich.
    Zamorra sah diese Aktion in Ägyptens unwirtlichsten Randzonen eher als eine Art Urlaub vom Alltagsstreß. Ihn reizten die Widersprüche dieses Landes, und er hatte seinem Freund Tendyke einen Gefallen tun wollen, indem er ihn begleitete.
    Aber jetzt zeigte sich mehr und mehr, daß dieser ›Urlaub‹ verdammt gefährlich werden konnte. Tendyke hatte ihn ja gewarnt. Er hatte auch die Absicherungen mit den Harpunenseilen vorgeschlagen - beinahe wäre es trotzdem schiefgegangen.
    Zamorra war aufmerksam geworden und fragte sich, woher Tendyke über diese Fallen Bescheid wußte. Er schien die Anlage von früher her zu kennen, schwieg sich darüber
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