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0557 - Die Schlangengruft

0557 - Die Schlangengruft

Titel: 0557 - Die Schlangengruft
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auszulösen. Zungenspitzen nahmen Gerüche auf und folgten unsichtbaren Spuren in der Dunkelheit.
    Sie witterten Menschen.
    Beobachtet, ohne beobachtet zu werden…
    Seid wachsam, der Feind ist gefährlich… Er weiß nichts von unserer Existenz, aber einer unter ihnen kennt Ssacahs Macht…
    Ssacahs Ableger erreichten die Oberfläche, doch noch hielten sie sich in den Schatten verborgen und warteten auf die Nacht.
    Einen Verbündeten hatten sie ohnehin schon in den Reihen des Gegners.
    In den Reihen der Opfer…
    ***
    Zamorra nahm Tendyke und die Zwillinge beiseite. »Könnt ihr in diesem unterirdischen Komplex fremde Gedanken aufspüren?« erkundigte er sich bei den Telepathinnen.
    Monica und Uschi sahen sich überrascht an.
    »Glaubst du etwa, daß jemand da drinnen lebt? Das halte ich doch für recht unwahrscheinlich«, erwiderte Monica.
    »Könnt ihr meinen Verdacht trotzdem überprüfen?« bat Zamorra.
    »Worauf willst du hinaus?« fragte Tendyke.
    »Ich bin mir noch nicht sicher. Ich mußte an Leonardo denken, an Château Montagne mit seinen unterirdischen Anlagen…«
    »Und jetzt glaubst du, daß es eine Verbindung gibt? Daß Leonardo hier vielleicht auch der Bauherr gewesen ist?«
    Tendyke schüttelte den Kopf. »Vergiß es. Selbst du solltest wissen, daß Leonardo sein erstes Leben längst hinter sich hatte, als die Kreuzritter hier entlangzogen. Leonardo lebte um das Jahr 1100. Das hier fand über ein Dutzend Jahrzehnte später statt. Und die Unsterblichkeit hatte ihm der Teufel damals noch nicht gewährt.«
    »Wer sagt uns, daß dieser unterirdische Tempel erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde? Die Anlage kann viel älter sein. Bisher haben wir noch keine Altersanalyse vorliegen, weil uns vor Ort die Technik dazu fehlt.«
    Tendyke nahm den Stetson ab und betrachtete stirnrunzelnd den Harpunendurchschuß.
    »Beiß dich nicht in irgendwelche unhaltbaren Mutmaßungen fest, Zamorra«, warnte er. »Leonardo deMontagne war in seinem ersten Leben ein Kind seiner Zeit und seiner Welt. Das Abendland war sein Bereich, der Kreuzzug nach Jerusalem war damals vermutlich sein längster Ausflug überhaupt. Und Jerusalem liegt über 600 Kilometer Luftlinie von hier entfernt. Das waren damals fast unüberbrückbare Distanzen in einer den Rittern feindlich gesonnenen Welt. Und selbst wenn Leonardo bis hierher vorgestoßen wäre, die Hamiten und Sarazenen und wer auch immer sonst noch… die hätten ihm kaum die Chance gewährt, hier mit oder ohne Magie solch ein Bauwerk in den Sand zu setzen - im wahrsten Sinne des Wortes. Zudem hätte es ihm nichts gebracht, sich hier in der lebensfeindlichen Einöde festzusetzen. Wer diese Anlage errichtet hat, muß ein Verrückter gewesen sein. Aber verrückt war dein unseliger Prä-Ahnherr nie.«
    »Aber wer ist dann für den Bau verantwortlich? Was kann so wertvoll sein, daß man es hier versteckt, in einer Gegend, in die normalerweise kein Mensch kommt? Und daß man es trotzdem noch durch menschenmordende Fallen schützt? Dieses Alexanderschwert, an dessen Existenz ich nicht einmal glaube, doch sicher nicht.«
    »Wir werden es nur herausfinden, wenn wir der Sache vollständig auf den Grund gehen.«
    »Was dir ja heute schon einmal gelungen ist«, bemerkte Monica trocken. »Wie konnte dir das überhaupt passieren? Du hattest doch gerade vor dieser Falle gewarnt. Du wußtest, daß sie sich an dieser Stelle befand, sonst hättest du ja kaum die Idee mit den Harpunenseilen gehabt. Und trotzdem bist du abgestürzt.«
    Tendyke zuckte mit den Schultern und stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf. »Ich habe mir eben einen Fehltritt geleistet, okay? Ich hab' den falschen Stein erwischt, und der hat den Einsturz ausgelöst. Ebensogut hätte ich mich an einer anderen Stelle einen Millimeter zu wenig ducken können… Wichtig ist, daß Alvarez und ich es überlebt haben. Möchte nur wissen, wo der Bursche sich herumgetrieben hat, bevor er wie ein Gespenst wieder aus dem Nichts auftauchte. Vielleicht sollten wir ihn mal danach fragen.«
    »A propos Gespenst«, erinnerte sich Zamorra. »Als wir drüben standen, glaubte ich für einen Moment, zwischen Stevens und Monica eine Art Schatten zu sehen, doch dann war er wieder verschwunden.«
    »Glaubst du deshalb, daß sich jemand in dieser Anlage herumtreibt?« Monica Peters zog die Brauen hoch und zupfte an ihrer Bluse, die sie locker über dem Nabel verknotet hatte.
    »Vielleicht.«
    »Ich habe jedenfalls niemanden
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