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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
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sie zu finden.
    In den Jahren, die nun folgten, klammerte ich mich verzweifelt an die einzige Hoffnung, die mir verblieben war — daß sie wirklich glücklich sei. Louba traf ich nicht. Wie ich hörte, war er in Ferien; außerdem wäre ich auch gar nicht auf den Gedanken gekommen, ihn ins Vertrauen zu ziehen. Erst kurz bevor Kates zweiter Brief ankam, sah ich Louba wieder und erzählte ihm seltsamerweise doch die ganze Sache. Eigentlich war er es, der die Geschichte aufs Tapet brachte, indem er mich fragte, wie es ihr ginge. Ich sagte ihm, sie sei verheiratet und wohne irgendwo auf dem Kontinent, und ich würde nach wie vor alles nur Menschenmögliche aufbieten, um sie ausfindig zu machen. Es muß diese Warnung gewesen sein, die das Schreiben Kates hervorrief - wie ich jetzt weiß, wurde es auf Loubas Befehl verfaßt.
    An Hurley Brown schrieb ich nur, daß Kate verheiratet sei. Den Namen des Mannes teilte ich ihm mit und hoffte dabei im stillen, daß der arme Jimmy nicht wußte, mit was für einem Menschen Kate verheiratet war. In seinem Antwortschreiben schien er überrascht zu sein, aber alles mit philosophischer Ruhe hinzunehmen.
    Jetzt weiß ich, was damals wirklich passierte. Louba hatte Kate mit ins Ausland genommen, zum Teil weil er in sie verliebt war, zum andern Teil um sich an dem Mann zu rächen, von dem er glaubte, daß er mit Kate verlobt sei. Mit den beiden war Charles Berry abgereist. Er war für Louba sozusagen eine Ausrede und ein Schutzschild, und als Emil Louba schließlich seines neuen Spielzeugs müde wurde, trat er es an Charles Berry ab, bestand aber auf einer Heiratszeremonie. Sie wurden vor dem britischen Konsul in Bukarest getraut, und Louba setzte ihnen eine kleine Monatsrente aus.
    Ich möchte nicht von den schrecklichen Jahren sprechen, in denen Kate zuerst Tänzerin war, dann, als ihre Anziehungskraft nachließ, Kellnerin in einem schmutzigen Café in Bukarest. Mir ist es heute noch unverständlich, wie sie alle diese Erniedrigungen überleben konnte. Der einzige glückliche Umstand war, daß Charles Berry sie wenigstens mit seiner Liebe verschonte. Gut war auch, daß er sich sehr vor Louba fürchtete und sich deswegen ihr gegenüber doch etwas zurückhielt.
    Loubas Geldanweisungen kamen regelmäßig bis etwa gegen Ende des letzten Jahres, dann blieben sie plötzlich aus. Nach einiger Zeit teilte Louba mit, er habe nun jahrelang bezahlt und denke gar nicht daran, dies weiterzuführen. Er rate Charles Berry, seine Frau etwas gewinnbringender auszubeuten, als er es bisher getan hätte.
    Berry erschrak. Seine Frau war ihm von jeher nur eine Last gewesen, und er wußte auch nicht, wie er aus ihr, bei ihrem immer noch stolzen Charakter, irgendwie hätte Geld herausholen können.
    Kurz entschlossen kam er nach London und brachte Kate gleich mit. Zu jener Zeit wußte er noch nichts davon, daß Kate regelmäßig an Louba geschrieben und ihn gebeten hatte, sie doch aus ihrem schrecklichen Dasein zu befreien. Im letzten dieser Briefe hatte sie auch die Deptforder Adresse mitgeteilt, die ihr Berry als Ziel angegeben hatte.
    Kate schrieb diese Adresse als Absender an den Anfang des einen Briefes. Allein sie wohnten zunächst gar nicht in der Little Kirk Street, sondern zogen vorerst in ein kleines Hotel.

33
    Berrys Absicht war, von Louba die Zusage zu erhalten, daß er die Rente weiterzahlen würde, oder aber eine größere Pauschalsumme von ihm zu bekommen. Louba erklärte ihm geradeheraus, daß er kein Geld mehr für ihn habe und wahrscheinlich selbst bald aus England flüchten werde — mit allem Geld, das er nur zusammenraffen könne.
    Berry glaubte dies zuerst nicht, aber Loubas Diener Miller bestätigte ihm dann die Sache. Die beiden unterhielten sich miteinander mit dem Erfolg, der Ihnen ja bekannt ist.
    Hurley Brown war inzwischen längst wieder nach England zurückgekehrt und hatte einen Posten in Scotland Yard angenommen. Ich erzählte ihm, was ich von der ganzen Sache wußte, aber er äußerte seine Meinung dazu nicht. Er erwähnte nur, Emil Louba wisse vielleicht Näheres über das Verschwinden der beiden — ein Verdacht, den ich sofort mit aller Entschiedenheit zurückwies. Wie schon gesagt, ich hatte Louba trotz seiner vielen Schwächen und trotz seiner schlechten Kinderstube eigentlich immer ganz gern gehabt.
    Jimmy und ich sprachen nur selten von Kate — ja, wir schienen uns immer fremder zu werden. Jeder war so mit seinen eigenen Interessen beschäftigt, daß wir bald nur noch
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