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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
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ich die Möbel, die ich schon seit einem Jahr für unsere zukünftige Wohnung angeschafft hatte, aufbewahren ließ. Ich ging rasch zum Briefkasten und rannte dann zur Wohnung zurück. Ungefähr fünf Minuten, bevor Charlie ankam, war ich dort. Ich ließ ihn herein und flüsterte ihm zu, wo das Geld lag. Mr. Louba trat aus dem Zimmer und begrüßte Charlie, worauf ich weggehen wollte. Im selben Moment klingelte es, und Dr. Warden stand draußen. Fast wäre mir übel geworden, als ich ihn sah, denn ich wollte ja um jeden Preis schnell hinauskommen, da Charlie und Louba schon heftig miteinander stritten. Ich glaubte jetzt keinen Moment mehr daran, daß Charlie an das Geld herankommen konnte, ohne noch einmal zurückzukehren.
    Nun, was daraufhin passierte, wissen Sie ja alles. Ich ging weg, sprach mit meiner Braut und unterhielt mich kurz mit dem Diener im ersten Stock. Danach ging ich wieder in die Wohnung. Nachdem Dr. Warden weg war, lauschte ich an der Tür. Man hörte nicht den geringsten Laut, aber das war nichts Außergewöhnliches, da Mr. Louba oft stundenlang in seinem Zimmer war, ohne nach mir zu rufen. Um zehn Uhr vierzig rührte sich noch immer nichts. Ich bekam Angst, daß etwas nicht stimmte, klopfte mehrmals an der Tür und öffnete sie dann. Sie wissen ja, was ich vorfand ... Als ich Loubas Leiche entdeckte, war ich zuerst vor Furcht fast außer mir. Dann ging ich ins Wohnzimmer und öffnete die Schreibtischschublade — sie war leer. Ohne mich weiter zu besinnen, rief ich nun sofort Dr. Warden an.
    Das, meine Herren, ist die ganze Geschichte, soweit ich daran beteiligt bin. Ich suchte Dr. Warden auf, um wegen einer Auswanderung nach Südamerika seinen Rat zu erbitten. Dadurch hoffte ich, der Polizei zu entgehen.«
    Der Doktor versuchte die weinende junge Frau zu trösten, nachdem ihr Mann abgeführt worden war. Er drückte ihr einige Geldscheine in die Hand und ließ sie durch seine Haushälterin zu ihrer Mutter bringen.
    Während der Zeit, da Miller seine Gefängnisstrafe verbüßen mußte, bemühte sich Dr. Warden um dessen Privatangelegenheiten. Er stellte fest, daß sich Miller in den Jahren seiner Dienstzeit einen ganz ansehnlichen Betrag zusammengespart hatte. Es hätte wahrscheinlich einen Kampf mit den Behörden um den Besitz dieses Geldes gegeben, wenn man nicht den Hauptteil des Emil Louba gestohlenen Betrags unter Charles Berrys Sachen gefunden hätte.
    »Die Geschichte ist jetzt vollständig«, sagte Trainor, als er den Doktor eines Tages in Whitehall traf. »Weldrake und da Costa wurden beide auf ihre eigene Kaution hin freigelassen, und die Sache mit Miller lenkt jeden Verdacht von ihnen und Leamington ab.«
    »Sind Sie dessen sicher?« fragte Dr. Warden rasch.
    »Nun, nach dem Gesetz unbedingt. Und ich glaube auch nicht, daß ein Funke Zweifel daran bestehen kann, daß Charles Berry der Mörder war. Das einzig Geheimnisvolle ist und bleibt die Frau - wo mag sie hingekommen sein?«
    John Warden zuckte die Schultern.
    »Was geht es uns an?« fragte er und brachte das Gespräch auf andere Dinge.
    Es war Herbst, und Frank Leamington und Beryl verbrachten ihre Flitterwochen am Comer See. Es war ein wunderschöner Tag, der See lag tiefblau vor den beiden.
    Frank lehnte faul im Heck des Bootes und schaute zu Beryl hinüber, die sich fröhlich in die Ruder legte.
    »Liebste, manchmal ist mir immer noch, als müßte ich plötzlich aufwachen und wieder die nackten Wände meiner Untersuchungszelle in Bow Street sehen«, sagte er.
    Sie schauderte ein wenig.
    »So darfst du doch nicht reden - hier, wo es so schön ist! Was stand denn in dem Brief, den dir der Portier gab, als wir das Hotel verließen?«
    Er angelte ihn aus der Tasche. Der Briefumschlag war mit der Maschine geschrieben und augenscheinlich in London umadressiert worden.
    »Den Poststempel kann ich nicht genau erkennen. Die Marke ist brasilianisch.«
    Er riß den Brief auf und zog einen dicken Pack engbeschriebener Bogen heraus. Nachdem er die ersten Worte gelesen hatte, sprang er so heftig auf die Füße, daß das Boot mächtig zu schaukeln anfing.
    »Was ist denn los?« fragte sie besorgt.
    »Nichts ... Warte, Beryl. Laß mich das hier erst zu Ende lesen.«
    Sie blieb stumm sitzen und beobachtete sein gespanntes Gesicht, als er den wahren Bericht vom Tod Emil Loubas las.

32
    »Mein lieber Leamington!
    Vor einigen Monaten, kurz bevor ich meine Ferienreise antrat, einen Urlaub, von dem zurückzukehren ich weder wollte noch beabsichtigte,
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