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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
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sei leicht möglich.
    Merkwürdigerweise entsann ich mich dieser Unterhaltung später nicht, nicht einmal als Jimmy eines Tages nebenbei erwähnte, daß er einen alten Groll gegen Louba wegen irgendeines Vorfalles auf der Insel hege.
    Jimmy kam, um sich zu verabschieden, und Kate legte eine fast grausame Unbekümmertheit an den Tag, obwohl sie später weinte, als er fort war.
    Eines Tages traf ich Loubas alten Arzt, Dr. Clark. Er drückte den Wunsch aus, seinen ehemaligen Patienten zu besuchen, und wir ließen uns bei ihm in Braymore House melden. Miller war ein wenig verwirrt, als er uns sah. Er erklärte, sein Herr sei beschäftigt, aber er gebe unsere Karten ab.
    Es dauerte eine ziemliche Weile, bis Louba uns vorließ. Das Zimmer war ein wenig in Unordnung. Über den Stühlen hingen seltene und schöne Gewebe des Orients. Eine goldene Wasserpfeife stand am Boden neben der Couch. Es sah aus, als hätten wir eine Gesellschaft gestört.
    Wir verabschiedeten uns bald wieder und fanden unten den Portier in heller Aufregung. Jemand hatte die Feuertreppe benutzt und dadurch die Einbrecherklingel in Gang gesetzt. Der Portier war gerade in diesem Augenblick damit beschäftigt, Mieter im Fahrstuhl nach oben zu bringen, und als er wieder zurückkam, war nichts mehr zu sehen.
    Ich kam nach Hause und fand Kate in ihrem Zimmer. Das war mir gerade recht, denn sie konnte mir bei einer Laboratoriumsarbeit helfen, die ich ohne meinen Assistenten ausführen wollte. Ich hatte einen gewissen Charles Berry angestellt, der sehr ehrgeizig, aber anscheinend nicht besonders ehrlich war. Verschiedene Male verschwanden wertvolle Laboratoriumsgeräte.
    Ich war stets der Meinung gewesen, Kate hätte eine Abneigung gegen ihn, aber in letzter Zeit hatte ich eine Veränderung in ihrem Benehmen ihm gegenüber bemerkt. Sie war sehr höflich zu ihm, und einmal hörte ich sogar, daß sie sich flüsternd mit ihm unterhielt. Damals schenkte ich diesem Umstand aber keine besondere Beachtung.
    Im allgemeinen frühstückte ich um neun Uhr, und als ich eines Morgens etwas früher als gewöhnlich herunterkam, erfuhr ich zu meiner Überraschung von der Haushälterin, daß Kate schon ausgegangen sei. Sie wolle sich mit einer Freundin treffen und einige Besorgungen machen. Zum Mittagessen würde sie wahrscheinlich noch nicht zurück sein. Auch das beunruhigte mich nicht weiter, da Kate immer etwas exzentrisch war und mich schon öfter hatte allein frühstücken lassen.
    Als ich recht mitgenommen von den Anstrengungen des Tages nach Hause kam, war es fast sechs Uhr. Meine Haushälterin kam mir mit sorgenvollem Gesicht entgegen und begrüßte mich mit den Worten:
    ›Miss Kate ist noch nicht zurück, Herr Doktor.‹ ›War sie den ganzen Tag nicht da?‹ fragte ich erstaunt. ›Nein, Herr Doktor. Heute nachmittag kam aber ein Brief für Sie — ich glaube, er ist von ihr.‹
    Ich fand den Brief auf meinem Schreibtisch und erkannte sofort die Handschrift Kates. Der Stempel lautete: zehn Uhr fünfzehn, Dover.
    Mit dem Gefühl eines nahenden Unheils öffnete ich das Kuvert und zog einen Briefbogen heraus. Es waren nur ein paar Zeilen:
Lieber Papa!
    Schon lange liebe ich heimlich Charles Berry, aber ich wagte nie, es Dir einzugestehen. Ich wußte mir keinen anderen Weg — wir sind miteinander davongegangen und werden uns morgen trauen lassen. Versuche trotzdem, nur Gutes zu denken von Deiner Dich liebenden Tochter
    Kate.
    Als ich mich von meinem Entsetzen einigermaßen erholt hatte, setzte ich sofort alle Hebel in Bewegung, um den beiden auf die Spur zu kommen. Ich hoffte eigentlich dabei auf Erfolg und dachte auch, Kate ließe wieder etwas von sich hören. Aber kein Brief kam mehr. Ich stellte Privatdetektive an und ließ das Haus von Charles Berry bewachen, aber weder ich noch seine Mutter erhielten irgendwelche Nachrichten.
    In allen englischen und ausländischen Zeitungen ließ ich Inserate erscheinen, worin ich die beiden beschwor, zurückzukehren und ihnen meine volle Verzeihung versprach — ergebnislos. Der einzige Mensch, der mir in dieser schrecklichen Zeit hätte beistehen können, war unterwegs nach dem malaiischen Archipel.
    Sechs Monate später erhielt ich einen kurzen Brief von Kate. Sie schrieb, daß sie sehr glücklich sei, und bat mich, ich solle mir keine Gedanken um sie machen. Sie hoffe, mich eines Tages wiederzusehen. Der Brief war in Wien aufgegeben, doch die Wiener Polizei, mit der ich mich sofort in Verbindung setzte, war nicht in der Lage,
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