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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
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bringen kann — und eine bessere Zukunft für sie.‹ Er holte tief Luft.
    ›Was die Zukunft betrifft, so brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich werde meinen Abschied nehmen.‹
    ›Jim‹, sagte ich, ›verschaffe dir Pässe für dich und Kate. Übermorgen fährt ein Schiff aus Cherbourg nach Südamerika ab. Mach so viel Geld flüssig, wie du nur kannst, und nimm Kate mit dir. Ich komme nach, wenn ich am Leben bleibe.‹
    Wir besprachen alles ganz genau. Ich nehme an, er glaubte damals immer noch nicht so recht, daß ich wirklich die Absicht hatte, den Mann zu töten, denn beim Abschied sagte er:
    ›Es ist gar nicht notwendig, daß du das Risiko übernimmst. Wir holen Kate einfach weg und schlagen ihm so ein Schnippchen.‹
    ›Damit er plaudert?‹ fragte ich ihn. ›Damit er alles, was er über die hübsche Nichte Dr. Wardens weiß, erzählt und von dem Mord seine eigene Darstellung geben kann? Damit er sagt, er wisse, daß Captain Brown . Nein, tu du deine Sache - ich übernehme die meine.‹
    An jenem Tag konnte man nicht nur sagen, daß es in London neblig war. Zutreffender ist, daß man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Gegen abend bezog ich meinen Posten vor dem Haus in der Little Kirk Street. In der Tasche hatte ich eine Browning-Pistole mit einem Schalldämpfer. Mein Plan war, Berry zu verfolgen, wenn er aus dem Haus kam, ihm eine Strecke weit nachzugehen und ihn im Nebel niederzuschießen. Dann wollte ich zu dem Haus zurückkehren und Kate holen. Aber er hatte seine eigenen Absichten. Mittlerweile hatte er beschlossen, das Mädchen umzubringen, hatte sie sogar veranlaßt, ein Geständnis zu schreiben, das sie nachher in die Tasche stecken mußte und von dem ich damals natürlich nichts ahnte. Das Original, nach dem sie es abschreiben mußte und das er fortzuwerfen vergessen hatte, fand sich bekanntlich in seiner eigenen Tasche. Ich sah die beiden herauskommen und folgte ihnen. Obwohl ich Gummisohlen an den Schuhen hatte, muß Kate mehr geahnt als gehört haben, daß sie verfolgt wurden.
    Einmal kam der Mann ein Stück zurück, aber ich hatte mich flach gegen eine Mauer gedrückt, und er bemerkte mich nicht.
    Was Charles Berry vorhatte, konnte ich nun schon erraten. Das Gespräch der beiden war aufschlußreich genug für mich gewesen. Deshalb verringerte ich den Abstand zwischen uns immer mehr und war nun ein stummer Beobachter dessen, was jetzt folgte.
    Als Berry sie packte und zu dem Flußufer zog, war ich dicht hinter ihnen. In diesem Augenblick entschloß ich mich zu handeln - ich schoß zweimal auf ihn. Schon der erste Schuß muß ihn getötet haben. Kate wankte auf mich zu, und als sie meine Stimme hörte, erkannte sie mich sofort.
    Es ist nicht mehr allzuviel zu berichten. An einem Ort, den wir vorher vereinbart hatten, traf ich Jimmy und ließ die beiden davonziehen. Ich ging weiter meiner normalen Beschäftigung in Devonshire Street nach - Sie, lieber Leamington, wollte ich erst in Freiheit sehen, bevor ich die erste Gelegenheit wahrnahm, England für immer zu verlassen.
    Kate ist verheiratet und ist unaussprechlich glücklich. Jimmy, ihr Mann, sitzt mir mit ruhigem, zufriedenem Gesicht gegenüber. Sie würden es ihm nicht ansehen, daß er einmal ein höherer Beamter Scotland Yards war.
    Das ist die ganze Geschichte, mein lieber Frank. Niemand als Sie und Ihre Frau darf sie erfahren. Als wir uns kurz vor Ihrer Hochzeit voneinander verabschiedeten, versprach ich Ihnen, noch zeitig genug zur Trauung von meinem Urlaub wieder zurück zu sein. Das war ein Versprechen, das ich damals schon nicht zu halten gedachte. Nun, ich glaube, Sie verstehen jetzt, warum. Ich wünsche Ihnen zusammen mit Ihrer lieben Frau ein langes und glückliches Leben - und behalten Sie Ihren alten Doktor in gutem Andenken.«
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