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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
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volle Wahrheit über die bodenlose Schlechtigkeit dieses Menschen. Ich las sie so genau heraus, als sei mir alles von einem Schwurgericht unter Eid erklärt worden. Ich erfuhr die Kniffe, die er angewandt hatte, um sie fortzulocken; ich erfuhr die Rolle, die er Charles Berry zugeteilt hatte. Und ich erfuhr auch, in was für einer Hölle sie an der Seite dieses Verbrechers lebte.
    Louba hatte sich die ganze Zeit über mit seiner Krawatte abgemüht, warf sie jetzt auf den Boden und wandte sich mir zu. Als ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, zögerte ich keine Sekunde — ich nahm den erstbesten Gegenstand, der mir in die Hand kam. Es war ein schwerer silberner Leuchter, und damit schlug ich ihn nieder. Ich war so schnell, daß ich schon zum zweitenmal zuschlug, bevor er noch auf den Boden fiel. Schon der erste Schlag muß aber tödlich gewesen sein.
    Ich betrachtete den Leuchter. Er war mit Blut besudelt, und ich trug ihn hinaus ins Speisezimmer. Gott sei Dank hatte ich die Handschuhe anbehalten, brauchte also keine Angst wegen Fingerabdrücken zu haben. Dann ging ich zu Emil Louba zurück. Er war tot. Ich brauchte ihn gar nicht zu untersuchen, um das festzustellen. Im Bruchteil einer Sekunde war ich mir über die nächsten Schritte, die ich unternehmen mußte, klargeworden und ging in das Schlafzimmer hinüber. Dort machte ich das Fenster auf, das zur Feuerleiter führte, nahm seinen seidenen Morgenrock, zog ihn an und knöpfte ihn bis zum Hals hinauf zu.
    Beim Öffnen des Fensters hatte ich eine der beiden Schrauben, die zur Befestigung der Riegel dienten, heruntergeworfen. Ich hob sie auf und warf sie zusammen mit der andern auf Loubas Bett - aus keinem anderen Grund, als um die Polizei irrezuführen. Als nächstes nahm ich Kates Brief, riß die Adresse ab und hielt an den Rest ein Streichholz. Dann warf ich das Blatt in den Kamin und wartete, bis es verbrannt war. Mühsam hob ich danach den Körper vom Boden auf, trug ihn in das Schlafzimmer und legte ihn aufs Bett. Als ich draußen im Korridor ein Geräusch zu hören glaubte, schlich ich in den Vorplatz hinaus und lauschte an der Tür. Dabei kamen Blutflecken von dem Morgenrock an die Türfüllung.
    Nur vier Minuten von den fünfzehn, die Miller fortbleiben wollte, waren bis jetzt verstrichen. Ich zog den Morgenrock aus, ging ins Badezimmer, steckte dort meine Handschuhe in die Tasche, wusch meine Hände und trocknete sie an einem frischen Handtuch ab. Das Handtuch legte ich dann wieder zu den anderen in den Kasten. Dann betrachtete ich mich sorgfältig in einem großen Spiegel und untersuchte sogar meine Schuhe nach Blutflecken. Als ich mich überzeugt hatte, daß alles völlig in Ordnung war, ging ich wieder auf den Vorplatz und setzte mich dort hin. Ich zog ein Buch aus der Tasche und brachte es tatsächlich fertig zu lesen. Ich las auch, als Miller wieder nach Hause kam, und nachdem ich noch die Komödie gespielt hatte, an der Tür nach Louba zu rufen, machte ich mich auf den Weg zurück in meinen Club.
    Sie werden fragen, was es für einen Sinn hatte, daß ich zum Beispiel das Fenster aufmachte. Nun, das ist doch klar. Ich wollte ganz einfach das Verbrechen Berry in die Schuhe schieben — nicht etwa weil ich mich fürchtete, die Konsequenzen selbst zu tragen, sondern weil ich seinen Tod wünschte. Als ich das Haus verließ, sah ich Sie, Frank Leamington, und ich hatte das scheußliche Gefühl, daß Sie irgendwie in dieses Verbrechen mit hineinstolpern würden. Eigentlich wollte ich deshalb umkehren und Sie warnen; aber das hätte gefährlich werden können, gefährlich für uns beide, und aus diesem Grund entschloß ich mich, sofort in den Club zu gehen. Mein Freund Clark hatte Gott sei Dank keine Zeit, und so verbrachte ich den größten Teil des Abends in Hurley Browns Gesellschaft.
    Als ich Sie in das Rauchzimmer kommen und in dem Fahrplan blättern sah, erschrak ich noch einmal sehr. Ich wurde dadurch so aufgeregt, daß ich beschloß, wieder in Loubas Wohnung zurückzukehren. Miller war ja nicht zu Hause, und ich hatte eine gute Ausrede, wenn ich hineinging. Es war mir besonders darum zu tun, Spuren, die ich eventuell doch hinterlassen hatte, zu verwischen. Kennzeichnend für meine damalige Gemütsverfassung ist, daß ich aber das unvollendete Rezept nachher nicht bemerkte.
    Über die Feuerleiter gelangte ich sehr leicht in die Wohnung. Miller war nicht da, und ich durchsuchte das Zimmer in Ruhe. Kates Briefe, die ich entdeckte, steckte
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