Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
›Hurley Brown‹ und ›Warden‹ füreinander waren.
    Trotzdem hatten wir unsere gegenseitige Zuneigung nie verloren.
    Wie seltsam sind doch die Zufälle, die manchmal die ganze Zukunft eines Menschen bestimmen ... Eine gleichgültige Redewendung Hurley Browns im Club erinnerte Louba daran, daß er sich nicht ganz wohl fühlte und daß er mich eigentlich konsultieren könne. Wir verabredeten einen Zeitpunkt ... Doch ich greife vor.
    Die ganzen Jahre über war mir Kate nie aus dem Sinn gekommen. Kein Tag verging, an dem ich nicht morgens, mittags und abends an sie dachte. Immerhin tröstete ich mich damit, daß ihr langes Schweigen wohl nur bedeutete, daß sie glücklich sei. Tatsächlich war die Wunde fast vernarbt.
    Ich entsinne mich, daß ich an Kate dachte, als ich damals zu Louba fuhr. Ebenso überlegte ich mir den Grund des seltsamen gegenseitigen Hasses, den Hurley Brown und Louba sich entgegenbrachten. Ich wußte, daß Jimmy es fertiggebracht hatte, Louba aus Malta zu verjagen. Es war Tatsache, daß Loubas Haus in Brand gesteckt worden war, kurz nachdem ihm Hurley Brown gedroht hatte. Man nimmt an, daß der Brand durch die wütenden Soldaten einer Kompanie gelegt wurde, deren junger Offizier durch seine Spielschulden an Louba in den Tod getrieben worden war. Miller ließ mich ein, und ich sah sofort an seinem Gesichtsausdruck, daß etwas nicht in Ordnung war. Später gab er auch zu, daß er einen Diebstahl geplant hatte und nun der Meinung war, Charles Berry käme ihm zuvor. Als er mir sagte, er wolle sich schnell mit seiner Braut treffen und würde in einer Viertelstunde wieder zurück sein, war ich einverstanden und blieb auf dem Vorplatz.
    Der Lärm im Wohnzimmer wurde immer größer. Ohne eigentlich lauschen zu wollen, war ich gezwungen, fast jedes Wort mit anzuhören. Plötzlich hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte, die Tür wurde aufgerissen, und Louba schrie in heller Wut:
    ›Hinaus mit Ihnen, und unterstehen Sie sich nicht, wieder herzukommen! Wenn ich Sie noch einmal sehe, dann verabreiche ich Ihnen einen Denkzettel, den Sie nicht vergessen werden - Mr. Charles Berry!‹
    Charles Berry!
    Ich sprang sofort auf.
    ›Was würden Sie für ein Gesicht machen, wenn ich zu dem alten Doktor ginge und ihm alles erzählte - was halten Sie davon?‹ hörte ich Berry sagen. Ich erkannte seine Stimme gleich wieder.
    ›Gehen Sie doch hin und sagen Sie es ihm! Aber sagen Sie ihm dann auch, was Sie gemacht haben! Erzählen Sie ihm nur, daß ich schon seit zehn Jahren den Unterhalt für Sie und Ihre Frau bezahle! Und jetzt marsch hinaus ... Ihrer Frau können Sie noch sagen, daß Sie mir keine Briefe mehr schreiben soll. Wenn ich noch einmal dieses Gewinsel lesen muß, besuche ich sie - und dann kann sie was erleben!‹
    Ich stand immer noch wie zu Stein erstarrt da und zitterte an allen Gliedern. Dann hörte ich Berry auf einem andern Weg das Zimmer verlassen. Mit Mühe bekam ich mich wieder in die Gewalt, ging durch die halboffene Wohnzimmertür und stand vor Louba.
    Er blickte erschrocken auf, als ich eintrat, und wurde so weiß wie eine Kalkwand.
    ›Wann - wann kamen Sie herein, Doktor?‹
    ›Eben im Moment‹, erwiderte ich.
    ›Haben Sie etwas gehört? Haben Sie jemand fortgehen sehen?‹ fragte er weiter.
    ›Nein‹, entgegnete ich fest.
    Ich hatte mich wieder völlig gefaßt, nur die Hände konnte ich nicht stillhalten.
    ›Gut!‹ meinte Louba mit einem Seufzer der Erleichterung. ›Ich hatte ganz vergessen, daß Sie kommen wollten, Doktor. Wollen Sie mich gleich untersuchen?‹
    ›Ziehen Sie das Hemd aus‹, erwiderte ich mechanisch und setzte mich an den kleinen Schreibsekretär, während er Kragen und Krawatte ablegte.
    Ich kannte das Rezept auswendig, das ich ihm hatte geben wollen. Ganz automatisch nahm ich ein Blatt Papier und fing an zu schreiben - ohne richtig hinzusehen und zu wissen, was ich schrieb. Ich hatte schon einen Teil des Rezeptes fertig, als ich merkte, daß die Feder ja trocken war. Ich legte sie hin und nahm das Stethoskop aus der Tasche. Meine Hände zitterten immer noch, und ich versuchte mit aller Kraft, sie ruhig zu halten.
    Dann sah ich plötzlich den Brief. Er lag auf dem Boden zu meinen Füßen, und ich bückte mich danach und hob ihn auf. Louba hatte mir den Rücken zugedreht und konnte mich nicht sehen. Der Brief war von Kate — ich erkannte sofort ihre Handschrift. Und in dem Dutzend Zeilen, die sich mir unauslöslich eingeprägt haben, las ich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher