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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
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ich ein. Und dann fiel mein Blick auf das Telefon, und ich hatte eine Idee. Ich rief mich selbst im Club an - Loubas Stimme war ja so leicht nachzuahmen. Das tat ich aus demselben Grund, aus dem ich betreffs der Zeit, zu der Louba starb, gelogen habe - um das Verbrechen auf einen andern abzuwälzen.
    Den Rest der Geschichte kennen Sie ja bis zu einem gewissen Punkt. Berrys Aufenthalt wurde ausfindig gemacht, aber die Polizei kam zu spät, um ihn noch in dem Hotel, in dem er gewohnt hatte, verhaften zu können. Das einzige Beweisstück, das ihr in die Hände fiel, war ein Brief Millers, in dem er Berry mitteilte, daß Louba eine größere Summe im Haus habe.
    Ich war inzwischen schon auf der Deptforder Spur. Nachdem die Polizei mich nicht mehr brauchte, war ich dort hingefahren und hatte vorsichtig Nachforschungen angestellt. Das fiel mir in der damals besonders nebligen Nacht sehr leicht.
    Als ich am folgenden Tag erfuhr, daß Berry und Kate aus dem Hotel ausgezogen waren, wußte ich sofort, wohin sie sich gewandt hatten. Danach beobachtete ich Nacht für Nacht das Haus in der Little Kirk Street in Deptford.
    Am Montagmorgen, als ich in aller Frühe zur Stadt zurückkehrte und mein Arbeitszimmer betrat, fand ich dort zu meiner Überraschung Jim vor, der auf mich wartete.
    ›Wo waren Sie, Doktor?‹ fragte er mich in seiner bedächtigen Art.
    ›Ich war unterwegs - hatte einen Patienten zu besuchen‹, versetzte ich so gleichgültig wie möglich. Ohne Umschweife antwortete er mir darauf:
    ›Papa, du hast Emil Louba ermordet.‹

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    Als ich das alte vertrauliche ›Papa‹ und das ›Du‹ wieder von ihm hörte - so hatte er mich in längst vergangener Zeit zusammen mit Kate manchmal genannt - wäre ich beinahe zusammengebrochen.
    ›Warum sagst du das, Jimmy?‹ fragte ich. ›Kein anderer Mensch kann ihn getötet haben‹, versetzte er. ›Kein Mensch war allein in der Wohnung außer Miller und dir. Kein Mensch hatte eine wirklich ernsthafte Veranlassung dazu, ihn zu ermorden, außer dir - denn Louba nahm dir Kate fort.‹
    ›Woher weißt du das?‹ fragte ich.
    ›Die Erkenntnis kam mir wie eine Erleuchtung. Du hast durch einen Zufall alles erfahren und schlugst Louba im Affekt sofort nieder. - Wo ist Kate jetzt?‹
    Bevor ich antwortete, setzte ich mich in einen Sessel und stopfte mir meine Pfeife. Dies war eine Krise - und ein guter Arzt wird dadurch nicht schlechter, daß er sich einen schwierigen Fall erst einmal gründlich überlegt.
    ›Das kann ich dir nicht sagen‹, erklärte ich dann so ruhig wie möglich. ›Sie ist mit Berry in London, soviel weiß ich.‹
    ›Berry heißt der Mann, der früher dein Assistent war. Ich erkannte den Namen sofort. Das stimmt doch?‹ Ich nickte.
    ›Und sie lief natürlich nicht mit ihm davon, sondern Louba nahm sie mit. Berry war nur das Aushängeschild‹
    Eine lange, lange Zeit paffte ich stumm vor mich hin. Dann faßte ich einen Entschluß und erzählte ihm alles — alles, was ich wußte, alles, was ich getan hatte — alles, was passiert war.
    ›Verdammt, ich wünschte nur, ich wäre es gewesen‹, knirschte er. ›Ich wünschte, ich hätte ihn einmal in den Händen gehabt, bevor er starb.‹
    ›Ein Glück, daß du es nicht warst‹, sagte ich. ›Um mich ist es nicht allzu schade. Ich bin schon ein alter Mann und habe mit dem Leben mehr oder weniger abgeschlossen. Mit dem Bewußtsein, daß ich die Welt von einem großen Schurken befreit habe, werde ich ruhig sterben.‹
    ›Niemand wird sterben‹, sagte er energisch. ›Wir müssen Kate finden und sie fortschaffen. Was diesen Kerl, ihren — Gatten betrifft ...‹
    Ich hatte inzwischen alle Briefe, die Kate an Louba gerichtet hatte, längst gelesen und konnte ihm deshalb genaue Auskunft über ihre traurigen Lebensumstände geben.
    ›Wir müssen versuchen, sie wegzubekommen‹, sagte er wiederum, diesmal mit äußerster Entschlossenheit. ›Ich weiß nur noch nicht, was wir mit ihrem Mann machen sollen. Wenn er verhaftet wird, kommt die ganze Sache heraus.‹
    ›Gar nicht nötig, daß er verhaftet wird‹, sagte ich und fühlte mich so freudig entschlossen wie noch niemals in meinem Leben. ›Ich werde ihn töten.‹ Er starrte mich erschrocken an. ›Du bist ja verrückt‹, murmelte er. ›Ich werde ihn töten!‹ beharrte ich. ›Für all das, was er Kate angetan hat, werde ich ihn töten — und du darfst dich in keiner Weise hineinmischen. Das einzige, was ich möchte, Jim, ist ein Ort, wohin ich sie
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