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055 - Der Zahn der Hydra

055 - Der Zahn der Hydra

Titel: 055 - Der Zahn der Hydra
Autoren: A.F.Morland
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spannten sich. Er musterte mich mit schmalen Augen. »Tony, verstehst du, was ich sage?«
    Ich wollte antworten, aber meine Stimmbänder waren anscheinend gelähmt.
    »Was ist los mit dir, Tony?« fragte der Ex-Dämon eindringlich. »Wie ist es dazu gekommen? Freund, ich weiß nicht mehr, ob ich dir trauen kann. Sag etwas. Sind wir noch Freunde?«
    Er streckte vorsichtig die Hand aus, und er schützte sich mit Silberstarre, damit ich ihn nicht verletzen konnte.
    Vicky Bonney hielt den Atem an. Ihre Augen schwammen in Tränen.
    Es passierte nichts, als Mr. Silver mich berührte. Seine harte Silberhand legte sich schwer auf meine Schulter, und er forderte mich wieder auf, endlich etwas zu sagen.
    Der Schock saß wie ein dicker Kloß in meinem Hals und erstickte jedes Wort. Ich wollte mich anders verständlich machen und hob die Hände. Mr. Silver verstand das falsch.
    Seine Silberhand schnappte sofort nach meiner Kehle. Er hätte brutal zugedrückt, wenn ich die Hände nicht gleich wieder sinken lassen hätte.
    »Besser, du bewegst dich jetzt nicht, Tony«, sagte der Ex-Dämon ernst. »Ich muß erst wissen, wie ich mit dir dran bin.«
    Ich fühlte eine neuerliche Veränderung in mir, und als ich in den Spiegel blickte, erkannte ich, daß die Intensität des Feuers abnahm, und Augenblicke später erloschen die Flammen, die uns alle so maßlos entsetzt hatten.
    Mr. Silver atmete auf und entspannte sich. »Du hast uns einen gehörigen Schrecken eingejagt, Tony.«
    Ich sagte immer noch nichts, wandte mich der Waschmuschel zu, drehte das kalte Wasser auf und wusch mir immer wieder das Gesicht, als wollte ich nachträglich das Feuer löschen, das vor wenigen Sekunden noch auf meiner Haut gelodert hatte.
    »Geht!« krächzte ich endlich. »Laßt mich allein!«
    »Das halte ich für keine gute Idee, Tony«, sagte Mr. Silver. »Wir müssen reden.«
    »Später«, sagte ich entschieden. »Jetzt will ich allein sein.«
    ***
    Rechtsanwalt Dean McLaglen war Frühaufsteher. Wenn seine Kollegen sich im Bett noch ein paarmal umdrehten, war er schon auf, saß auf dem Heimfahrrad und kurbelte fleißig sein tägliches Pensum herunter.
    Glatt und rund wie eine Billardkugel war sein Schädel. Er war ein Doppelgänger von Telly Savalas, und man hatte ihn sogar schon mal im Cattleman's Club in New York um ein Autogramm gebeten.
    Keuchend strampelte McLaglen, als gelte es, das Finish einer Radtour zu gewinnen. Als er ins Ziel einlief, waren leider keine Jubelschreie zu hören. Er stieg ab, machte noch einige Lockerungsübungen und verließ dann den Fitneßraum, der sich im Keller seines Hauses befand.
    Er war ein hervorragender Rechtskenner, der die Paragraphen im kleinen Finger hatte. Seine Klienten waren zahlreich. Wenn er gewollt hätte, hätten es noch viel mehr sein können, aber so viele Interessen konnte er nicht vertreten, darunter hätte die Qualität seiner Arbeit gelitten, und die war für ihn oberstes Gebot.
    Sein wichtigster Klient war Tucker Peckinpah, der reiche Industrielle.
    Ihm widmete McLaglen die meiste Zeit.
    Seit Peckinpahs spurlosem Verschwinden bemühte sich Dean McLaglen, einen Zusammenbruch des Peckinpah-Imperiums, das ungemein vielschichtig war, zu verhindern.
    Er führte die Geschäfte in Peckinpahs Sinn weiter und hoffte, dem Industriellen bei seiner Rückkehr - die hoffentlich bald erfolgte - ein intaktes, gesundes Imperium übergeben zu können.
    Der Anwalt duschte.
    Sein Butler servierte wenig später das Frühstück mit den Morgenzeitungen.
    »Guten Morgen, Sir. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
    »Ja, danke, James, ausgezeichnet.«
    Es war immer derselbe Wortwechsel zu Beginn des Tages.
    »Irgendwelche Neuigkeiten?« erkundigte sich Dean McLaglen.
    »Nein, Sir, nichts Besonderes.« James goß den Tee ein und zog sich zurück.
    Für das Frühstück benötigte McLaglen exakt eine halbe Stunde. In dieser Zeit wollte er nicht gestört werden. Er aß Schinken mit Ei, gebutterten Toast, Marmelade und trank dazu eine ganze Kanne Tee.
    Die Zeitungsartikel überflog er größtenteils, nur für den Wirtschaftsteil nahm er sich mehr Zeit. Über politische Ereignisse war er am Abend zuvor vom Fernsehen ausreichend informiert worden.
    Es klopfte.
    »Ja?«
    James trat ein. »Ein Anruf für Sie, Sir.«
    »Wer ist es?«
    »Mr. Peckinpah.«
    ***
    Dean McLaglen sprang auf. Peckinpah war wieder aufgetaucht!
    Der Rechtsanwalt verließ hastig das Frühstückszimmer. Im Salon, der mit antiken teuren Möbeln eingerichtet war,
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