Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
055 - Der Zahn der Hydra

055 - Der Zahn der Hydra

Titel: 055 - Der Zahn der Hydra
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
auf.
    Cannitta klatschte in die Hände, und Sheesa brachte ihr einen brennenden Umhang, den sie ihr über die Schultern legte.
    Zwei Dienerinnen öffneten eine große Tür, und Cannitta betrat mit dem König des Feuerreichs den Orakelsaal. Hier drinnen war sie mit Yarrambool allein.
    In der Mitte des Raumes stand ein großer Kelch aus brennendem Metall, der Cannitta bis an die Hüfte reichte. Sie trat vor das tiefe Gefäß, rief mit hochgestreckten Armen die Götter an und gab jene Ingredienzien in den Kelch, die ihre Dienerinnen bereitgelegt hatten.
    Schwere, duftende Dämpfe stiegen aus der Schale und breiteten sich im Orakelsaal aus. Yarrambool sog sie ein, und er spürte, wie sie ihn leicht berauschten.
    Cannitta sprach leise Gebete und Beschwörungsformeln. Dann breitete sie ihre Arme aus, streckte sie vor, hinein in die hochsteigenden Dämpfe, und sagte: »Ich sehe eine Bedrohung. Die Zeichen und Vorahnungen finden heute ihre Bestätigung, Yarrambool. Deine Krieger müssen sieh zum Kampf rüsten und auch du mußt von nun an sehr auf der Hut sein.«
    »Woher kommt diese Bedrohung?« wollte Yarrambool wissen.
    »Das kann ich nicht sehen… Noch nicht«, sagte Cannitta und beugte sich vor. »Aber sehr deutlich erkenne ich, daß der Friede in deinem Reich in Gefahr ist und du sogar deine Macht verlieren könntest.«
    »An wen?«
    »Die Dämpfe verraten es mir nicht«, sagte Cannitta. Die Priesterin beugte sich noch weiter vor. »Jetzt erkenne ich, daß die Gefahr nicht von außen kommt. Sie befindet sich in der Feuerwelt, ist ein Teil von ihr… Sie richtet sich auch gegen mich…«
    »Ich werde Krieger zu deinem Schutz rings um den Tempel stellen«, sagte Yarrambool.
    Doch Cannitta schüttelte den Kopf. »Das möchte ich nicht. Ich habe mein Leben dem Frieden geweiht…«
    »Manchmal sind Krieger nötig, um den Frieden zu erhalten. Auch ich liebe den Frieden über alles, wie du weißt.«
    »Keine Krieger, Yarrambool. Mein Leben liegt in der Hand der Götter. Sie werden mich beschützen.«
    »Eine Gefahr, die nicht von außen kommt, die sich in der Feuerwelt befindet, ein Teil von ihr ist«, sagte Yarrambool. »Siehst du noch mehr in dem Dämpfen?«
    In diesem Moment fielen die Schwaden in sich zusammen. Cannitta forderte Yarrambool auf, zu gehen, und er verließ den Tempel.
    Bevor er ging, sagte er noch zu Cannitta: »Ich werde mich vorsehen und meine Krieger gegen alle Gefahren wappnen.«
    Yarrambool kehrte zu seinen Begleitern zurück. Sie stiegen auf ihre Pferde, und sie ahnten nicht, daß sich Cannittas Weissagung bereits zu erfüllen begann.
    Die Horden von Contax, des Fürsten der Verdammten, überfielen den Tempel. Contax selbst führte seine grausamen Krieger an. Aus Räubern, Mördern und Dieben bestand seine gefürchtete Bande.
    Hart waren ihre Herzen, die für das Böse schlugen. Sie beteten nicht zu den Göttern, sondern zu Moorgha, der fünfköpfigen Satans-Hydra. Sie war ein gefräßiges Ungeheuer, dem Cannitta geopfert werden sollte.
    Die Orakelpriesterin sollte für Moorgha ein besonderer Leckerbissen sein. Contax erhoffte sich dafür Hilfe von der Dämonenschlange. Mit ihrer Unterstützung würde es ihm gelingen, Yarrambool und alle, die ihm treu ergeben waren, zu töten, und dann würden die Verdammten die Herrschaft in der Feuerwelt antreten.
    Auf ihren Feuerpferden sprengten die Horden den Hügel hinauf. Sie zogen ihre brennenden Schwerter und drangen in den Tempel ein.
    Waffenlos stellten sich ihnen die Dienerinnen der Orakelpriesterin in den Weg.
    »Tötet sie!« brüllte Contax und führte selbst den ersten Schwertstreich. »Macht sie nieder!«
    Das tödlich getroffene Mädchen brach lautlos zusammen. Contax schlug mit dem Schwert bereits auf das nächste Mädchen ein.
    Verletzte Dienerinnen kreischten, Contax' Krieger brüllten und stachen wie ihr Anführer auf die wehrlosen Feuermädchen ein.
    Sheesa schloß sich mit Cannitta im Orakelsaal ein. Es gab einen Geheimgang, der ins Freie führte, und Sheesa sagte, die Priesterin solle schnellstens mit ihr fliehen, doch Cannitta schüttelte stolz den Kopf.
    »Ich laufe nicht davon, Sheesa.«
    »Du mußt! Es ist sehr wichtig, daß du am Leben bleibst! Du bist die Priesterin des Orakels! Contax' Horde darf dich nicht töten!«
    »Ich fürchte Contax und seine Krieger nicht.«
    »Sie werden dich umbringen!«
    »Ich habe keine Angst vor dem Tod«, sagte Cannitta unglaublich ruhig.
    »Aber dein Leben ist zu wertvoll…«
    Contax und seine Begleiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher