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055 - Der Zahn der Hydra

055 - Der Zahn der Hydra

Titel: 055 - Der Zahn der Hydra
Autoren: A.F.Morland
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gingen daran, die Tür aufzubrechen. Sie rammten immer wieder einen schweren Tisch dagegen.
    »Bitte, Cannitta, flieh mit mir!« flehte Sheesa.
    »Nein, bring dich allein in Sicherheit.«
    Sheesa schüttelte entschieden den Kopf. »Wenn du den Tempel nicht verläßt, bleibe ich auch.«
    »Geh!« zischte die Orakelpriesterin scharf. »Gehorche! Du warst mir stets eine treue, gehorsame Dienerin. Ich verlange auch jetzt Gehorsam von dir!«
    Verzweifelt senkte Sheesa den Kopf. Sie wäre lieber mit Cannitta gestorben, statt ohne sie fortzugehen, aber als sie in die Dienste der Orakelpriesterin trat, hatte sie bedingungslosen Gehorsam gelobt, und daran mußte sie sich auch jetzt halten, obwohl es ihr das Herz fast brach.
    »Darf ich dich umarmen, Cannitta?« fragte Sheesa leise.
    Die Orakelpriesterin gewährte es ihr.
    »Ich werde Yarrambool berichten, was geschehen ist. Er kann dich vielleicht noch retten«, sagte Sheesa.
    »Geh jetzt.«
    »Die Götter mögen dir beistehen«, sagte die Dienerin und eilte durch den Saal. In einer düsteren Mauernische befand sich ein Hebel, den legte Sheesa um. Vier übereinanderliegende Steinquader schoben sich zur Seite und gaben einen schmalen Durchgang frei.
    Diesen durcheilte Sheesa.
    Nach zehn Schritten gab es noch mal einen Hebel, und als das Mädchen diesen bewegte, schloß sich die Öffnung wieder.
    Im selben Moment brach die Tür auf, und Contax betrat als erster den Orakelraum. Sein höhnisches Lachen erfüllte den Saal. Sämtliche Dienerinnen, derer sie habhaft werden konnten, hatten sie getötet.
    Contax ging langsam auf die Orakelpriesterin zu. Geschmeidig und federnd war sein Schritt, wie der eines Raubtiers. »Deine Zeit ist um, Cannitta!« knurrte er. »Wenn wir von hier weggehen, gibt es diesen Tempel nicht mehr, und Yarrambool wird nie wieder eine Weissagung von dir hören.«
    »Du weißt, daß es ein schwerer Frevel ist, den Tempel ohne meine Erlaubnis zu betreten!« sagte Cannitta furchtlos.
    »Ja«, schrie Contax und lachte laut. »Wir haben deinen verdammten Tempel entweiht!«
    »Die Götter werden euch dafür bestrafen!«
    Contax ging auf die Orakelpriesterin zu. Es hatte den Anschein, als wollte er ihre Brust mit dem Flammenschwert durchbohren, aber er tat es dann doch nicht, sondern schlug die Priesterin ins Gesicht.
    Cannitta wankte, aber sie stürzte nicht. »Alles, was du mir heute antust, werden dir die Götter eines Tages hundertfach vergelten.«
    Contax antwortete nicht. Er wies auf die Orakelpriesterin und forderte zwei seiner Krieger auf, sie aus dem Tempel zu schaffen.
    Die Kräftigsten aus Contax' Gefolge erhielten den Auftrag, den Tempel dem Erdboden gleichzumachen. Es würde eine Weile dauern, bis dieser Befehl ausgeführt war.
    So lange wollte Contax nicht warten. Er hatte, was er wollte. Mit Cannitta kehrte er in das Gebiet der Verdammten zurück. Es gab eine Grenze, die er nicht überschreiten durfte, aber er scherte sich nicht darum.
    Er war ein Rebell, und er fühlte sich geboren, um zu siegen!
    ***
    »Nein«, sagte ich und schüttelte zornig den Kopf. »Nicht auch noch Tucker Peckinpah. Wie soll das denn weitergehen? Wir haben Frank Esslin an die Hölle verloren, Oda ist tot. Und Roxane… Verdammt noch mal, es reicht!« Ich schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Cruv war gegangen, und ich war so wütend wie selten. Diese verfluchte Ohnmacht machte mich krank. Es passierten so viele Dinge, die wir nicht verhindern oder wenigstens rückgängig machen konnten.
    Eine Niederlage nach der andern mußten wir einstecken.
    Zugegeben, zwischendurch erzielten wir auch Erfolge, aber die Rückschläge waren jedesmal schmerzhaft, so daß wir uns über keinen unserer Siege richtig freuen konnten.
    Daß Peckinpah mein Konto auflöste, war nicht tragisch. Vicky Bonney hatte sich spontan bereiterklärt, mit ihrem Vermögen einzuspringen. Sie war eine erfolgreiche Schriftstellerin, und die beiden Filme, die Hollywood nach ihren Büchern gedreht hatte, und an deren Einspielergebnis meine Freundin beteiligt war, hatten sich zu Kassenschlagern entwickelt.
    Außerdem war ich Privatdetektiv und hatte mich nur deshalb nie engagieren lassen, weil Tucker Peckinpah mich sowieso auf Dauer verpflichtet hatte. Das konnte jederzeit anders laufen.
    Es ging nicht ums Geld, sondern darum, daß wir anscheinend schon wieder einen wichtigen und wertvollen Freund verloren hatten.
    Hörte die Talfahrt denn nie auf?
    »Was kann man tun?« fragte Vicky Bonney. »Denkt ihr, es hätte einen
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