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054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

Titel: 054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai
Autoren: Larry Brent
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und das, was die Veränderungen hervorrief,
wurde von Mal zu Mal verstärkt. Keiko kam der Wahrheit ziemlich nahe. Da ihr
jedoch eine entscheidende Information fehlte, konnte sie nicht ahnen, wie die
Dinge in Wirklichkeit zusammenhingen. Zeit, sich weitere Gedanken über das
ungeheuerliche Phänomen zu machen, hatte sie nicht mehr. Die Drachenköpfigen
drängten ins Zimmer, und Jasiro Takato verlor die Nerven. Er gab einen spitzen
Aufschrei von sich und warf sich nach vorn, auf den ersten Drachenkopf zu. »Komm
in meine Arme!« klang es dumpf und bedrohlich aus dem zähnestarrenden
Drachenmann. »Ich habe schon auf dich gewartet, Jasiro.«
    Er
wurde gepackt, schlug um sich, wurde wieder weggedrängt, und das alles ging so
schnell, daß auch Keiko Yamada sich nicht mehr dazwischenschieben konnte.
Insgesamt zehn Personen waren plötzlich im Raum und machten sich auch über sie
her. Im Nu befand sie sich mitten in einem Handgemenge. Die flinke Agentin
wußte sich ihrer Haut zu erwehren. Blitzschnell erfolgten ihre Reaktionen. Mit
Aikido- und Taekwondo-Griffen verschaffte sie sich Luft. Sie war erstaunt, daß
die Männer und Frauen, die sich ihr entgegenstellten, soviel Kraft entfalteten.
Und dies, obwohl sie sich im Drogenrausch befanden… Es krachte und schepperte,
bis Keiko Yamada die Angreifer zurückschlug oder über ihre Schulter warf. Möbel
splitterten hinter ihr. Die Agentin hatte es mit drei, vier Angreifern zugleich
zu tun und arbeitete sich zur Tür vor, durch die man Takato gezerrt hatte.
Durch eine Verbindungstür hinter ihr kam das Schicksal. Drei, vier
Drachenköpfige stürzten von dem seitlich angrenzenden Raum auf Keiko und
schlugen sie nieder. Die PSA-Agentin erhielt einen Faustschlag gegen die
Schläfe, der sie sekundenlang in Benommenheit stürzte. »Wir tun dir doch
nichts«, hörte sie eine säuselnde Stimme wie aus weiter Ferne. »Du sollst zu
uns gehören… du wirst sehen, wie schön es ist.« Sie sah die widerlich fahlen
und kahlen Schädel über sich, die langgezogenen Drachenmäuler mit den spitzen
Zahnreihen. Sie wollten, daß sie zu ihnen gehörte? Die Worte erreichten ihr
Bewußtsein, als das Schicksal schon seinen Lauf nahm. Der
Ärmel ihres Kleides wurde hoch gerissen. Dann spürte sie einen spitzen Schmerz,
als die Nadel in ihre Vene geschoben wurde. Mit scharfem Druck wurde die Droge,
die mit der Leiche Madleen Cordes in die Stadt gekommen war, in ihre Blutbahn
gespritzt. Dann ließ man sie los. Keiko Yamada atmete hektisch und spürte die
Wirkung der hohen Dosis unglaublich schnell. Die Frau richtete sich auf und
merkte, wie ihr schwindelig wurde. Die Gestalten grinsten und zogen sich
zurück. Einige verloren jegliches Interesse an ihr. Zwei, drei blieben noch und
schienen auf etwas zu warten.
    Die
Droge… und die körperliche und geistige Veränderung… das eine ging mit dem anderen
zusammen. Und in dieser Nacht kam noch mehr zusammen. Die Ereignisse von
damals, die sich während der letzten Partys in Toshikas Haus spontan hier und
da wiederholt hatten, wurden in dieser Nacht allen Anwesenden zum Verhängnis,
da die Substanzen, die durch die Berührung mit dem Geister-Pirat auf der Yacht
in Madleen Cordes Blut gerieten, besonders zahlreich in das Heroin gesickert
waren. Keiko griff sich an die Stirn. Sie glaubte, Fieber zu haben, und
merkwürdige Bilder stiegen vor ihr auf. Es wurde ihr schon nicht mehr bewußt,
daß sie noch aus dem Raum taumelte, auf der Suche nach Takato… in der Absicht,
die PSA zu benachrichtigen. Ich muß X-RAY-1 verständigen… hämmerte es im
fiebernden Stakkato heißer Rhythmen hinter ihren Schläfen. Er muß… es wissen…
    Keiko
Yamada torkelte wie betrunken an einem hohen Wandspiegel vorüber und sah sich
verschwommen darin. War das wirklich… sie? Ein Mensch mit einem
fahlen, grinsenden Drachenkopf blickte ihr entgegen. Die unheimlichen
Substanzen in Verbindung mit dem Heroin begannen auch in ihrem Körper zu
wirken…
     
    ●
     
    Zuerst
zeigte sich eine Gestalt auf der Gespenster-Dschunke. Vor dem roten Segel,
umweht von bleichen Nebelschleiern, tauchte der Drachenmann auf. Ein Gespenst
aus einer Welt, in der seine verfluchte, ruhelose Seele daheim war. Der fahle
Kopf war ihnen zugewandt. Die dunklen leeren Augenhöhlen glühten wie Kohlen.
Der Drachenmann war mit einer schweren Streitaxt bewaffnet, mit der er die
Reling überkletterte, sich wie Tarzan an einem langen Seil durch die Luft
schwang und lautlos auf dem kahlen, schwarzen Felsplateau
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