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054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

Titel: 054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai
Autoren: Larry Brent
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Ausflugsfahrt in der Bucht oder
zwischen den Inseln auftauchen lassen. Dann wird die Flagge der Drachen-Männer
gehißt und die unheimlichen Gestalten zeigen sich an Bord, schwingen Schwerter
und Enterhaken und tauchen wieder unter, im künstlichen Nebel…«
    »Toll,
was es alles gibt. Ich habe schon viele Vergnügungs- und Freizeitparks gesehen
und interessante Darbietungen und Aktionen erlebt. Die Sache mit der
Gespenster-Dschunke ist originell. Und es soll sie wirklich mal gegeben haben?«
    »Es
wird so erzählt. Ursprünglich waren es Piraten, die die Gewässer unsicher
machten, Handelsschiffe überfielen und ausraubten. Menschen festnahmen und dann
hohe Lösegelder erpreßten, wenn sie zufällig an den Angehörigen einer reichen
Familie geraten waren. Bei solchen Überfällen wurden immer viele Menschen
getötet, wie man sich denken kann. Die Mannschaft der legendären
Gespenster-Dschunke konnte nie gefaßt werden.«
    »Deshalb
wohl heute noch der Glaube in der Bevölkerung, daß es sie immer noch gibt und
in Nebelnächten lautlos durch die Buchten streift, wie?«
    »Genau
so ist es… Wie in Ihrem Land immer wieder in der Presse zu lesen ist, daß das
legendäre Ungeheuer von Loch Ness gesichtet wurde, so findet man in den
hiesigen Gazetten in der sogenannten Sauren-Gurken-Zeit Hinweise auf das
Aufkreuzen der Gespenster- Dschunke, die im Hafen von Shanghai zu Hause war… In
solchen Nächten wie der heutigen, könnte die Dschunke auftauchen. Wir sind weit
vom Festland weg… da ist es um so wahrscheinlicher, daß sie kommen könnte… Aber
es ist kein Grund. Man sagt, daß auch die Dschunke unweit des Festlandes
aufzutauchen pflegte… Nun, freuen wir uns, daß wir nicht mehr in vergangenen
Jahrhunderten leben und keine Gespenster-Dschunken zu fürchten brauchen.
Vielleicht hatte das damals aber auch sein Gutes«, schränkte er augenblicklich
wieder ein. Bei diesem Mann wußte man nie, woran man war. »Sonst hätte ich die
Gelegenheit gehabt, meinen Mut unter Beweis zu stellen und Sie zu retten.«
    »Wäre
Ihnen das so unangenehm gewesen?« Die Engländerin hob kaum merklich die fein
nachgezogenen Augenbrauen, und sie wußte selbst nicht, wie sie dazu kam, so etwas
zu sagen. Es rutschte ihr einfach heraus.
    »Nein,
gewiß nicht.« Diese Erwiderung von Mister Wang war nicht minder erstaunlich. Er
wandte ihr voll das Gesicht zu. In seinen dunklen Augen spiegelte sich das
schimmernde Licht der Sterne. Madleen Cordes wirkte erschrocken. Sie merkte,
wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. »Mister… Wang…«, flüsterte sie. Er
griff nach ihrer Hand, und sie entzog sie ihm nicht. Er führte ihre schlanken
Finger an seine Lippen und hauchte einen Kuß darauf. »Ich mag Sie… Sie sind mir
sympathisch…« Da wurde Madleen Cordes rot. »Mister Wang«, konnte sie nur sagen.
Sie senkte den Blick, und er ließ ihre Hand los. »Damit hatte ich nicht
gerechnet…«, sagte sie sichtlich betroffen.
    War
Wang doch nicht so ohne? Hatten sich alle, die ihn beschrieben und mit ihm
bisher zu tun hatten, in ihm getäuscht?
    »Ich
weiß, was Sie jetzt denken«, sprach er sie an und riß sie aus ihren
Überlegungen. »Es ist nicht so. Ich mochte Sie vom ersten Augenblick an…«
    »Wir
kennen uns noch keine achtundvierzig Stunden, Mister Wang.«
    »Es
gibt Menschen, die mag man in der ersten Sekunde, und es gibt welche die mag
man nach einem Jahr oder nach zehn oder zwanzig noch nicht.« Der Chinese nickte
ihr aufmunternd zu. »Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben«, sagte er
plötzlich mit entwaffnender Offenheit und grinste wie ein scheuer Junge, den
man bei einem Streich erwischte. »Ich habe Sie nicht mitgenommen, um Sie zu
verführen oder so zu tun, als hätte die Yacht einen Motorschaden, und wir
müßten die Nacht auf dem offenen Meer verbringen.«
    »Nein«,
schüttelte sie heftig den Kopf. »Das habe ich auch gar nicht angenommen.
Trotzdem… es ist schon spät… Morgen wartet viel Arbeit auf uns… Ich bin Ihnen
sehr dankbar, daß Sie mit mir hinausgefahren sind, aber jetzt wäre es doch
nett, wenn wir wieder zurückfahren würden…«
    »Selbstverständlich,
Miß Cordes… Und bitte, seien Sie mir nicht böse.«
    »Aber
weshalb?«
    »Wegen
vorhin. Ich habe mich nicht ganz korrekt benommen. Ich habe mich einen Moment
vergessen.«
    »Sie
verhalten sich noch immer korrekt, Mister Wang.« Der Chinese ging an ihr
vorbei, um die einige Stufen tiefer liegende Kabine aufzusuchen. »Mister Wang!«
rief Madleen Cordes
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