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054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

Titel: 054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai
Autoren: Larry Brent
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Drachenmänner… Wie wilde Piraten hatten sie
gehaust und den Seeweg längs der Küste des chinesischen Festlandes unsicher
gemacht. Das alles lag schon über hundertfünfzig Jahre zurück. Gab es zwischen
Vorgängen in der Vergangenheit und dem, was Jasiro Takato glaubte, gesehen und
erlebt zu haben, einen Zusammenhang? Die PSA nahm sich unkonventionell und
schnell undurchsichtiger und verdächtiger Dinge an, bei denen zu befürchten
war, daß sie rasch zu einer Gefahr werden konnten. Keiko Yamada alias X-GIRL-I
wurde informiert. Sie sollte als Sozialhelferin auftreten, sich um Jasiro Takato nach dessen Entlassung kümmern, sich mit ihm
anfreunden und versuchen, mehr über jene düsteren Tage herauszufinden, in denen
der junge Japaner seinen Horror-Trip erlebte. Vielleicht war es möglich, Namen
zu erfahren. X-RAY-1 glaubte, daß mehr hinter dem Erlebnis steckte, als
allgemein aufgrund der Vorfälle angenommen werden konnte. Um Besonderheiten
kümmerte sich stets die PSA, wenn es einen begründeten Verdacht gab. War es
wirklich nur ein Horror-Trip gewesen, den Takato durchmachte, oder steckte mehr
dahinter?
    Nicht
jeder Mensch war gleich, und er blieb vor allem auch nicht immer derselbe.
Jeder machte Entwicklungsstufen durch. Körperlich und geistig. Es konnte sein,
daß Takato ohne es zu ahnen, so etwas wie eine Hellsichtigkeit erlebt
hatte. Es konnte aber auch sein, daß sich ein grausamer Spuk neu bemerkbar
machte und Menschen, deren Bewußtsein, durch die Einnahme von Rauschgift zum
Beispiel, zeitweise aufgehoben war, bedrohte. Es konnten auch noch ganz andere
unbekannte Faktoren dahinterstecken die keiner von ihnen derzeit erkannte, weil
zu wenig Informationen darüber vorlagen. Und diese Informationen wollte Keiko
Yamada beschaffen. Ihre Aufgabe bestand darin, sich mit Takato anzufreunden und
sein Vertrauen zu gewinnen. Keiko war hübsch und im richtigen Alter. Seit
Wochen schrieb sie dem Mann, dessen Entlassung für den heutigen Tag vorgesehen
war. Gern hätte sie schon vorher eine persönliche Begegnung mit ihm gehabt,
doch Jasiro Takato hatte dies abgelehnt. Der Pfleger erreichte die Tür am
hinteren Ende des Korridors. Der Gang führte nach rechts weiter. Hier hinten
war Jasiro Takatos Unterkunft. Der Pfleger klopfte an, und ein leises Herein erklang hinter der Tür. Der Mann im weißen Kittel deutete seiner hübschen
Begleiterin an, als erste hineinzugehen. Das tat Keiko. Das Zimmer war einfach
aber freundlich eingerichtet. Der Eingangstür gegenüber lag ein Fenster mit
Blick zum Garten. Am Fenster stand ein Mann, schmal, mit einer hohen Stirn und
klugen Augen. Er war westlich gekleidet, trug einen dunklen Anzug und ein
weißes Sporthemd mit offenem Kragen. »Hallo!« sagte Keiko lächelnd und ging ihm
entgegen. Vorzustellen brauchte sie sich nicht. Sie kannten sich beide von
Bildern her. »Ich bin gekommen, Sie abzuholen…«
    Sie
verbeugte sich grüßend nach japanischer Sitte vor ihm. Er erwiderte diese
Verbeugung. Jasiro Takatos Koffer standen gepackt vor dem Schrank. Die letzte
ärztliche Untersuchung war abgeschlossen und zu seinen Gunsten verlaufen. Er
war weg vom Rauschgift. Nun kam es darauf an, wie es draußen weiterging. Er
deutete in die Runde. »Ich hoffe, Sie finden es nicht merkwürdig, daß ich Sie
gebeten habe, mich hier zu treffen, Keiko. Ich wollte, daß Sie sehen, wo und
wie ich in den vergangenen Monaten gelebt habe. Das war meine Heimat…« Er
blickte sich in der Runde um, blickte dann noch mal lange aus dem Fenster in
den großen Garten, wo andere Anstaltsinsassen spazieren gingen oder auf Bänken
herumhockten und abwesend in die Gegend stierten. Jasiro war freundlich und
charmant, wirkte frei und gelöst, und sie waren sich beide auf Anhieb
sympathisch.
    »Schade,
daß Sie nur einen bezahlten Job haben und mich deshalb aus diesem Grund
begleiten…«, sagte er, als sie durch den Korridor nach draußen gingen, wo
Keikos Mitsubishi stand, ein blau-silbernes Fahrzeug, blitzsauber gepflegt, so
daß man ihm die Jahre und die gefahrenen Kilometer, schon achtzigtausend, nicht
ansah. »Wer sagt, daß ich Sie nur deshalb begleite?«
    »Sie
sind eine Mitarbeiterin der Sozialen Hilfe-Vereinigung für Suchtkranke. Sie
hätten jeden anderen auch abgeholt, und damit hat es sich für Sie…«
    »Ganz
so einfach ist es diesmal nicht, Jasiro. Ich habe Sie durch Briefe aus der
Anstalt kennengelernt. Ich mochte von Anfang an Ihre Art, wie Sie schreiben.
Sie war mir sympathisch. Und sie selbst sind
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