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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel
Autoren: Jason Dark
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Form. Bei ihm dauerte es immer, bis er aus sich herauskam, im Gegensatz zu seiner Frau Carmen, die es sich nicht nehmen ließ und anfing zu tanzen.
    Sie stand auf einem der freien Tische, bewegte sich im Rhythmus der Gitarrenklänge und klatschte dabei in beide Hände. Ihr Haar flog, die Augen leuchteten, halboffen stand der Mund, aus dem hin und wieder Laute der Begeisterung drangen, kleine, spitze Schreie, ein überschwemmendes Entzücken.
    Die Gäste schauten Carmen zu, Pablo ebenfalls, nur beteiligte er sich nicht am rhythmischen Klatschen der anderen Personen. Obwohl auch er in der richtigen Stimmung war, kam ihm die Reaktion seiner Frau überzogen vor. Aber so war sie eben. Sie wollte sich zeigen, sie provozierte gern, sie gehörte einfach zu den Menschen, deren Blut besonders kochte.
    Emilio kam zu ihm. Er war Ingenieur und arbeitete bei einer Baufirma. In der Hand hielt er ein gefülltes, dickbauchiges Rotweinglas.
    Sein Grinsen war etwas schief, Schweiß strömte über sein Gesicht.
    »Na, Pablo, was sagst du?«
    Grenada hob die Schultern. »Was soll ich schon dazu sagen? Sie ist in Form.«
    »Das sind wir alle.«
    »Richtig.«
    »Auf deine Feier freuen wir uns besonders. Man kann sagen…«
    Er lachte, weil er nicht mehr wußte, was ihm noch eingefallen war.
    Dafür nahm er einen Schluck Wein. Beim Trinken gab er nicht acht, und etwas Flüssigkeit lief wie dünnes Blut über sein Kinn.
    Emilio lachte und legte einen Arm um die Schulter des Bodegero.
    »Was ist, mein Freund? Weshalb ziehst du so ein saures Gesicht? Hast du keine Lust mehr?«
    Pablo bog den Rücken durch. »Ich weiß nicht, was das soll! Ich… ich habe eben zuviel getrunken, verstehst du?«
    »Klar, Amigo. Diese Nacht ist herrlich, die ist anders. Da soll man nur trinken.«
    »Meinst du?«
    »Si, Amigo, si. Heute ist heute, morgen ist morgen. Schau dir mal den Himmel an. Ist er nicht etwas Besonderes?«
    »Kann schon sein.«
    »Das ist so, Amigo. Er ist dunkel und trotzdem klar. Als läge etwas in der Luft, aber kein Gewitter. Oder spürst du es nicht?«
    Pablo hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Mir gefällt das alles nicht so recht.«
    »Trink noch ein Glas Wein, dann sieht die Welt schon wieder anders aus. Du mußt das Leben nehmen und genießen. Sieh dir deine Frau an, die denkt anders.«
    »Leider.«
    »Wieso? Magst du es nicht?«
    »So ungefähr.«
    Emilio brachte seinen Mund dicht an Pablos Gesicht. »Ich will dir etwas sagen. Du hast keine Frau, du hast ein Weib. Deine Carmen ist ein Wunder an Erotik. Die ist heiß und…«
    »Hör auf, verdammt!«
    »Habe ich nicht recht?«
    »Du sollst aufhören!« Pablo ließ Emilio stehen, der nach ihm greifen wollte, aber daneben faßte und dabei nach vorn torkelte.
    Pablo Grenada ärgerte sich über seine Frau am meisten. Carmen benahm sich wie wild. Und was Emilio gesagt hatte, traf tatsächlich zu. Auch jetzt tanzte sie noch. Der Gesichtsausdruck gefiel dem Mann überhaupt nicht. Carmen befand sich wie in Trance. Sie hielt die Augen halb geschlossen, ihr Körper übertrug die lasziven Bewegungen auf ihr Gesicht. Sie streichelte mit beiden Händen ihre Hüften. Dann glitten ihre Hände weiter zu ihren vollen Brüsten.
    Pablo schüttelte den Kopf. Er konnte nicht hinsehen und wandte sich ab.
    Die Gäste aber waren begeistert, sogar die Frauen, die kaum Eifersucht verspürten.
    Carmen erlebte diesen Tanz. Er war mächtig, er gab ihr alles, und sie stieß einige Male sogar spitze Schreie aus, bevor sie laut auflachte.
    Emilio hatte vorhin vom Wetter gesprochen, das sich derart verändert zeigte.
    Der Mann hatte nicht gelogen auch Pablo gefiel dieser Umschwung nicht. Das war nicht normal. Es sah so aus, als würde es ein Gewitter geben, trotzdem fehlte die Schwüle in der Luft. Das Gegenteil war der Fall. Keine drückende Hitze, eher eine ungewöhnliche Klarheit, die über dem Land lag. Es war dunkler geworden, der Himmel zeigte auch ein ungewöhnliches Grau, das von einigen violetten Streifen durchzogen war, die wie breite Pfeile in das Grau der Wolken hineinstießen.
    Und über ihrem Haus, so glaubte Pablo, hatte sich diese Himmels-Szenerie besonders konzentriert.
    Er lächelte karg und verzerrt, nicht froh, weil er plötzlich wieder an die Gesichter auf dem Fußboden denken mußte. War es vielleicht möglich, daß sie eine gewisse Mitschuld an den Vorgängen trugen?
    Weiterhin drängte Schweiß aus seine Poren. Er atmete heftig ein, schluckte einige Male und schaute auf seine
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