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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel
Autoren: Jason Dark
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plötzlich wußte ich, daß es die magische Kraft des Satans war. Sie zeigte mir neue Wege und brachte mich mit den Geistern der von mir Getöteten zusammen. Ich lernte sie kennen, ich sah ihre Gesichter, ich sah ihre Gestalten. Er gab mir den Blick in sein Reich frei, und so änderte ich mich. Von nun an stand ich in seinen Diensten. In den Diensten des Satans!«
    Alle hatten die Worte vernommen, doch nur einer handelte. Es war Pablo, Carmens Mann.
    Er riß sich aus seiner Starre los. Der Arm schnellte nach vorn, und der ausgestreckte Zeigefinger wies auf Carmen. »Du bist verrückt, Carmen! Komm endlich zu dir!«
    »Hör auf, Fremder!«
    Die dunkle Stimme schockte Pablo. Carmen hatte ihn angeredet, als wäre er für sie ein Fremder. Er schüttelte den Kopf. »Was hast du da gesagt, Carmen? Fremder?«
    Sie antwortete ihm nicht, und das nahm Pablo nicht hin. Er ging auf sie zu, begleitet von den Blicken seiner Gäste, die ihn umkreisten, als würden sie unter einem Bann stehen.
    Er bewegte sich sehr langsam. Sein Atem floß keuchend über die Lippen. Trotz der Wärme fror er, doch Pablo war fest entschlossen, seine Frau von diesem verdammten Tisch zu holen und auch aus dem Bann zu befreien, der sich über sie gelegt hatte.
    »Ich komme jetzt zu dir!« flüsterte er. »Ich hole dich da weg. Laß den verfluchten Schädel los!«
    Sie hielt ihn fest wie einen Rettungsanker. Beide Hände hatte sie jetzt darum gelegt, damit er nicht in Versuchung geriet, von ihren Handflächen zu rutschen.
    »Nicht!« rief Emilio mit schwacher Stimme. »Nicht, Pablo. Sie ist gefährlich, das ist nicht mehr deine Carmen!«
    »Bleibt stehen!« warnte sie.
    Er dachte nicht daran, und das war sein Fehler, denn urplötzlich tauchten die Gesichter auf.
    Geisterhafte Wesen, die wie langgestreckte Schatten über ihre Köpfe hinweghuschten, auch zwischen ihnen herwischten und genau ihre Ziele fanden.
    Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit jagten sie in die Münder der Gäste hinein. Nicht einmal geschlossene Lippen konnten sie aufhalten. Sie fanden immer ihren Weg, füllte die Körper aus und veränderten die Menschen.
    Von der Figur her blieben sie gleich, aber die Gesichter waren nicht mehr die gleichen wie sonst.
    Ihre Züge verschwammen, schienen durchscheinend zu werden, bis der eigentliche Ausdruck verschwand und dem Platz schuf, den auch die Gesichter gehabt hatten.
    Bis auf Pablo wurde keiner verschont.
    Der Bodegero stand regungslos vor einem der Tische, hatte den Mund weit geöffnet und konnte nicht fassen, was sich da abspielte.
    Aus Freunden und Bekannten waren Fremde geworden. Ihre Gesichter zeigten jetzt den Ausdruck der Geister Es waren die Minuten des kalten Horrors, für den Pablo beileibe keine Erklärung wußte.
    Er mußte nur mit ansehen, wie sich die Gäste veränderten. Haut warf Wellen, Schleier zogen darüber hinweg, Gesichter bekamen etwas Bleiches, Hohlwangiges, Lippen sahen aus wie graue Stricke.
    Menschen mit Totenfratzen…
    Pablo Grenada schüttelte den Kopf. »Nein!« keuchte er, »Nein, das kann nicht wahr sein.« Er schlug gegen seine Stirn. »Ich werde verrückt, das ist ein schlimmer Traum, das kann ich nicht erleben.«
    Er hob die Arme und schlug die Hände vor sein Gesicht.
    »Doch, du erlebst es!« Carmens fremde Stimme durchdrang die Sperre, die er vor seine Gedanken hatte legen wollen, wie Hammerschläge. »Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß du alles träumen würdest. Sie haben damals versucht, den Hexer von Toledo zu töten. Es ist ihnen nur zur Hälfte gelungen, denn Don Jaime de Toledo besaß mittlerweile die Kraft des Teufels. Als sie ihn fingen, und es waren die verfluchten Templer, die ihn durchschaut hatten, da rief er ihnen und all den anderen entgegen, daß er Nostradamus sei, aber sie lachten ihn aus. Irgend jemand hat den Ausspruch dennoch festgehalten, so wurde er der Nachwelt überliefert, und es ging die Mär um, daß tief unter der Erde, wohin sie mich nach dem Köpfen brachten, der Schädel des Nostradamus liegen würde. Sie alle waren auf eine Lüge reingefallen, aber sie kam mir zugute. Ich war tot und lebte trotzdem. Mein Schädel blieb, den Körper hatten sie verbrannt, und ich spürte in all den Jahren, wie auch der Kopf verweste. Wie sich die Haut veränderte, zuerst dick wurde, aufquoll, dann abfiel, so daß zum Schluß nur mehr die blanken Knochen zurückblieben. Knochen, die nicht zu Staub zerfielen, denn der Zauber des Teufels hielt sie zusammen. Ich wußte, daß irgendwann der
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