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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel
Autoren: Jason Dark
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Uhr.
    Mitternacht!
    Jetzt begann die Geisterstunde. Viele Menschen fürchteten sich vor ihr. Darüber hatte Pablo früher nur lachen können, jetzt aber sah er die Sache mit anderen Augen.
    Eine Gänsehaut rann über seinen Rücken. Er wußte, daß etwas geschehen würde, konnte aber nicht sagen, was es war.
    »He, Pablo, bring noch Wein! Wir haben es uns anders überlegt!« rief jemand aus der Runde.
    »Nein, ich habe…«
    »Stell dich nicht so an. Einen letzten Schluck!«
    »Ja, Pablo, noch einen Krug!« rief auch Carmen. Sie hatte aufgehört zu tanzen, stand noch auf dem Tisch, eine Hand in die Seite gestützt und hatte sich halb gedreht.
    Pablo starrte sie an.
    Ihr Gesicht war erhitzt, das Lächeln wirkte lockend, erotisch und irgendwie wissend.
    Die Laterne in der Nähe übergoß sie mit ihrem Schein. Carmen sah aus wie eine Person, die von einem fremden Stern auf die Erde gekommen war, um nachzuschauen, ob alles stimmte.
    »Ja, ich hole noch Wein.«
    »Bravo, Pablo, bravo…« Die Gäste klatschten, während Pablo schwer einatmete und dabei das Gefühl hatte, die Luft würde zwischen seinem Gaumen kleben.
    Er ging sehr langsam auf das Haus zu, betrat die Gaststätte, die leer war. Sicherlich lagen Rosa und Fernando in ihren Betten. Ob sie bei dem Krach schlafen konnten, war ungewiß.
    Pablo füllte Wein ab.
    Auch zwischen den Wänden empfand er die Luft als schlimm. Sie war so drückend und gleichzeitig auch klar.
    Jedes Geräusch vernahm er doppelt laut. Seinen eigenen Atem, dann das Einschenken des Weins, es war alles nicht so normal wie sonst.
    Pablo füllte einen Krug. Mit einem Handtuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Dann nahm er den Krug in die rechte Hand und verließ die Bodega.
    Er wußte selbst nicht, weshalb er noch einmal zurückschaute. Als er es tat, sah er das Totengesicht in der Hauswand, und zwar so deutlich wie nie zuvor.
    ***
    Schlagartig wurde Pablo Grenada nüchtern!
    Er kannte die Gesichter in den Wänden und im Fußboden, hatte sich mit ihnen beschäftigt, doch er hatte sie nie in dieser Deutlichkeit gesehen wie die Fratze in der Wand.
    Da verschwammen keinerlei Umrisse mehr, sie wirkte wie auf das Gestein gemalt. Augen, Haare, der Mund, die Nase, überhaupt der gesamte Umfang war ein Zerrbild des Schreckens.
    Pablo spürte den Druck im Magen. Hitze- und Kälteschauer wechselten sich ab, als sie über seinen Rücken liefen. Er wußte nicht, ob er die anderen warnen sollte. Das Auftauchen der Fratze mußte etwas zu bedeuten haben.
    Pablo ging zwei Schritte zur Seite und geriet in einen Sichtwinkel, der es ihm erlaubte, in die Bodega zu schauen. Es brannte Licht.
    Zwar füllte es nicht den gesamten Raum aus, doch es floß über den Boden, und dort waren sie zu sehen.
    Gesichter…
    Nicht nur zwei, nein, drei und vier!
    Pablo ballte die freie Hand. Auch die Fratzen im Innern des Lokals zeichneten sich deutlicher ab als sonst. Es mußte etwas passieren, das war nicht ohne Grund so.
    Er dachte auch an Rosa und seinen Sohn, als sich plötzlich der Himmel über ihm veränderte.
    Ein Blitz schien ihn in zwei Hälften teilen zu wollen. Eigentlich normal bei einem Gewitter, nur drang der Blitz nicht aus den Wolken oder vom Himmel, bei ihm war es umgekehrt.
    Er war aus der Erde gestoßen!
    Als fahlsilberner Zacken raste er in die Höhe, tauchte ein in die dunklere Wolkenbank, zerrte sie auseinander, erhellte einen Teil des Himmels und machte ihn zu einer makabren Bühne.
    Gleichzeitig kam Wind auf. Eine heftige, stürmische Bö, die auch den Garten nicht verschonte. Sie raste hinein, zerrte an der Kleidung der Gäste, die überrascht aufschrieen und wenig später vor Entsetzen erstarrten, denn die Gesichter blieben nicht mehr im Mauerwerk.
    Sie lösten sich wie Kometen, um die Menschen in ihren Bann zu schlagen. Keiner wurde verschont. Die gefährliche Magie kam über sie wie eine gewaltige Woge.
    Gesichter umkreisten sie. Totenfratzen, bleich und häßlich, die Mäuler geöffnet, als wollten sie schreien.
    Aber das war nicht alles.
    Carmen erwischte es am härtesten. Trotz der Veränderungen hatte sie den Tisch nicht verlassen. Breitbeinig stand sie auf der Platte, die Arme halb vorgestreckt, als würde sie etwas erwarten.
    Plötzlich war er da!
    Alle sahen ihn, nur konnte niemand sagen, woher er auf einmal gekommen war. Er befand sich in der Luft, wirkte wie ein geschleuderter Ball, nur war es kein Ball, sondern ein gelblicher, widerlich anzusehender Totenschädel.
    Und der prallte
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