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0532 - Todespoker

0532 - Todespoker

Titel: 0532 - Todespoker
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Sache ziemlich befangen war, und der Anschiß, den mir der Professor und die Duval verpaßt haben, tut verflixt weh. Immerhin verdanke ich den beiden mein Leben und mein relativ unversehrtes Aussehen. Was auch immer da wirklich passiert ist… es ist passiert. Und jetzt, nachdem der Lieutenant uns die Odinsson-Akte auf den Tisch geknallt hat, kann ich nicht mehr einfach ›ungeklärt‹ schreiben und die Mappe schließen… Jetzt müssen wir ermitteln.«
    »Aber die beiden scheinen das etwas anders zu sehen.«
    »Heimliches Schuldbekenntnis«, grinste Boone.
    »Nonsens!« fauchte Spencer ihn an. »Es ist nichts anderes als ein verdammt großes Rätsel, das wir lösen sollten, nur kann ich dabei selbst garantiert nicht neutral bleiben.«
    »Schon gut, Spence«, erwiderte Boone. »Ich kümmere mich darum. Einen Termin hast du ihnen nicht angesagt?«
    »Ich überlasse alles deinem Geschick«, sagte Spencer. »Viel Vergnügen…«
    ***
    Wolf Spengler sah sich die Stelle bei Tageslicht an, wo Brent Parker in der vergangenen Nacht niedergefahren worden war. Außer ein paar winzigen Glassplittern, welche die Straßenreinigung nicht mit aufgenommen hatte, und einem dunklen Fleck auf dem Asphalt deutete nichts mehr auf den tödlichen Unfall hin.
    Spengler erschauerte. Es war das erste Mal, daß er so nah dran gewesen war. Er hatte einen Toten gesehen, und er hatte einem Menschen geholfen, zu überleben. Der junge Tourist aus Köln, Germany, würde diesen Vorfall wohl nie in seinem Leben vergessen.
    Bei Tageslicht sah hier alles ganz anders aus als in der Nacht. Die bunten Leuchtreklamen waren jetzt nur matte, bemalte Glasboxen. Die Fassaden der Häuser waren dunkel und verwittert und ließen erkennen, daß nur das Nötigste investiert wurde. Nachts interessierte sich in diesem Vergnügungsviertel sowieso niemand dafür, wie die Häuser von außen aussahen. Nur das Innere zählte, und nur dort wurde auch entsprechend aufwendig investiert.
    Spengler hätte den Ort fast nicht wiedergefunden.
    Er ließ die Szenerie auf sich einwirken, verglich sie mit der Hektik und Aufregung der letzten Nacht. Plötzlich gefiel ihm dieses Amerika nicht mehr. Er hatte zwar gewußt, daß es existiert, weil er sich vor seiner Reise ausreichend informiert hatte - so ausreichend, wie es ihm möglich gewesen war und es seinen persönlichen Interessen entsprach. Aber er hatte nicht damit gerechnet, mit dieser Schattenseite konfrontiert zu werden. Elend und Tod, Blut und Sterben… das hatte er nicht erleben wollen. Er wollte seinen Urlaub auf der Sonnenseite verbringen. Zwei Monate durch die USA, verweilen, wo es Spaß machte, weiterfahren, wann er wollte - ohne festes Ziel, einfach der Nase nach, ganz gleich, ob er in diesen zwei Monaten zwei oder zweitausend Meilen weit kam. Folklore erleben, den Glanz sehen, auch daran teilhaben. Lange genug hatte er dafür gespart, und an der Pokerpartie teilzunehmen, war kein Übermut gewesen, sondern sogar Berechnung - er war ein guter Spieler und hatte in anderen Orten seine Reisekasse recht nett aufbessern können. Natürlich gab es auch Pechsträhnen so wie am vergangenen Abend.
    Er fragte sich, ob Parker absichtlich vor das Auto gelaufen war. Immerhin hatte er ein Vermögen verloren. Vielleicht hatte er das nicht verkraftet und den Ausweg im Suizid gesucht. Aber vermutlich war es nur ein Unfall gewesen.
    Oder, wie einer der anderen Spieler, dieser Servantes, behauptet hatte, ein gezielter Mordanschlag.
    Das war eine faszinierende Vorstellung, aber in diesem Zusammenhang Befragungen durch die Polizei selbst zu erleben, war in der Praxis weniger erhebend als beim Lesen eines Jerry-Cotton-Romans oder im Fernsehkrimi. Mittlerweile wünschte er sich fast, am vergangenen Abend nicht dabei gewesen zu sein. Statt in einem Hinterzimmer eines Spiellokals an einer vermutlich nicht ganz legalen Poker-Runde teilzunehmen und ein wenig Geld zu verlieren, hätte er sich in anderen Lokalen sehen lassen und versuchen können, weibliche Nachtgesellschaft zu finden. Schöne Mädchen gab es in Hülle und Fülle, und viele von ihnen waren nicht einmal auf Geld aus, sondern wollten einfach nur Spaß. Aber er hatte ja unbedingt sein Konto auffüllen wollen.
    Jetzt hatte er den Salat.
    Man hatte ihn zwar nicht eingeladen, seinen Paß abzugeben und in El Paso zu verweilen, aber es war ihm schon haarig genug gewesen. Er stellte sich vor, in einen Film geraten zu sein. Er war in der Titelrolle, und er konnte jederzeit das TV
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