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0531 - Die Flammenhexe

0531 - Die Flammenhexe

Titel: 0531 - Die Flammenhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gegangen war. Hätte sie Spencer nur wenige Augenblicke später zu fassen bekommen und in die Schutzsphäre des Amuletts ziehen können, wäre er wohl gestorben.
    Jetzt lebte er - aber konnte er auch über leben? Erneut tastetete sie nach seinem Puls. Er schien sich verlangsamt zu haben, pendelte der 50 entgegen. Wie lange konnte Spencer das aushalten? Wann wurde nicht mehr genug Sauerstoff in sein Gehirn gebracht, weil das Blut zu langsam durch die Adern gepumpt wurde?
    Seine Haut fühlte sich an wie heißes Pergament. Ausgetrocknet in der Glut des magischen Feuers. Es hatte seinen Körper nicht wirklich verbrannt, sondern nur an ihm gezehrt. Außer der Schwarzfärbung seiner Haut gab es keine Anzeichen von Verbrennungen, wie sie bei echtem Feuer stattfanden. Aber als Nicole näher hinsah, erkannte sie dennoch Veränderungen, die ihr im ersten Moment gar nicht aufgefallen waren. Da hatte sie allerdings auch andere Sorgen gehabt…
    Tiefe Falten hatten sich in Spencers Gesicht gegraben. Es war eingefallen, die Augen lagen tief in ihren Höhlen, und das Haar war dünn. Er sah aus wie ein Neunzigjähriger. Seine Hände waren gichtfingrig. Die wenigen Minuten im Feuer hatten ihn Jahrzehnte seines Lebens gekostet.
    Plötzlich kam Nicole ein Gedanke.
    Wenn das magische Feuer einen rapiden Alterungsprozeß erzwang, mußte sie eigentlich dagegen immun sein! Wie Zamorra alterte sie nicht mehr, seit sie vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatte!
    War das vielleicht eine reelle Chance, diese Falle von innen heraus aufzusprengen?
    Laß die Finger davon, Mädchen! warnte die lautlose Telepathenstimme des Amuletts.
    ***
    Sid Amos hatte nachgedacht und sich dazu durchgerungen, Professor Zamorra um Unterstützung zu bitten. Es fiel ihm nicht unbedingt leicht. Sein ganzes langes Leben hindurch hatte er immer auf eigenen Beinen gestanden, alles selbst geregelt oder an Untergebene delegiert. Aber Zamorra war nicht sein Untergebener… Schlimm genug war, daß Zamorra ihm einige Male von sich aus geholfen hatte, ihm einmal sogar das Leben rettete. Immerhin, diese Schuld war bezahlt, als Amos in den Kampf um den Thron des ERHABENEN eingriff und Zamorra und seine Freunde rettete. Jetzt eine neue Rechnung mit einem Minusbetrag auf der eigenen Seite aufzumachen, fiel dem stolzen Ex-Teufel schwer. [6]
    Als Sam Dios machte er im Verwaltungsbau der T.I. vorgezogenen Feierabend und verließ das Hochhaus auf dem normalen Weg. Dann versetzte er sich zu Zamorras Hotel.
    Er verzichtete darauf, gleich in die Suite vorzudringen. Seit er vorwiegend unter Menschen lebte, hatte er gelernt, deren Regeln zu akzeptieren. Also materialisierte er außerhalb des Hotels und schritt hurtig auf den Haupteingang zu, um sich als Besucher ordentlich anmelden zu lassen, so wie er es in der vergangenen Nacht in Rikers Auftrag getan hatte.
    ***
    Britt Malcolms Gedankengang war klar: wenn sie Sam Dios mit John McRaes Auto niederfuhr, um es im gleichen Moment in Flammen aufgehen zu lassen, würde die Polizei später nach der Leiche des Fahrers suchen. Warum sollten die Beamten dann nicht den verkohlten Leichnam Zamorras hinter dem Lenkrad vorfinden? Und wenn die Hexe es richtig anstellte, konnte sie aus dem Doppelmord auch noch Kraft gewinnen…
    Wie es vonstatten gehen mußte, war ihr klar. Also machte sie sich an die praktische Durchführung.
    Da sie die Örtlichkeiten kannte, war es für sie kein großes Problem. Sie wußte, daß von der Hotelrückseite ein Weg direkt zu der Seitenstraße führte, in der sie McRaes Limousine abgestellt hatte.
    Sie öffnete die Tür zum Balkon. Dann zog sie Zamorra nach draußen. Sie wuchtete ihn über das Geländer. Abermals setzte sie ihre magische Kraft ein. Sie »tarnte« ihn ein und ließ ihn dann fallen - nein, sie ließ ihn schweben . Es war anstrengend, aber während einer Fahrt durch die Stadt einen unversehrten Zamorra neben sich im Auto zu haben, war sicherer, als jemanden spazierenzufahren, der bereits durch die Fensterscheiben als zerschmettert zu erkennen war. Das konnte Ärger geben. Deshalb hatte sie ihn vorher noch in Hemd, Hose und Schuhe gebracht, auch wenn es mühevoll gewesen war, den schweren Körper zwecks Ankleidens hin und her zu wuchten. Aber ein Mann, der in Shorts durch die Stadt fuhr, fiel ebenfalls zu sehr auf…
    Ein paar Stockwerke tiefer landete Zamorra, immer noch »getarnt«, auf festem Boden. Britt Malcolm ließ ihn weiterschweben, bis er nicht mehr im unmittelbaren Sichtbereich war. Es war
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