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0531 - Die Flammenhexe

0531 - Die Flammenhexe

Titel: 0531 - Die Flammenhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gerufen worden war, sich zu melden.
    Sie hockte sich in den Kreis und begann mit der Beschwörung.
    Siebenmal sang sie die Anrufung des Fürsten der Finsternis. Dreimal hätte genügt, wenn sie ihn unter seinem Sigill hätte rufen können. Aber das Zeichen, das ihr im Feuertraum erschienen war, war ihr unbekannt gewesen, und sie hatte es sich auch nicht gemerkt. In den letzten Jahren wechselten sie so schnell, daß sie nicht einmal genau wußte, der wievielte Fürst der amtierende war und wie er und seine Vorgänger hießen. Asmodis, Damon, Leonardo deMontagne… waren das wirklich alle? Fehlte vielleicht einer unter ihnen? War Leonardo deMontagne noch Fürst, oder gab es mittlerweile einen anderen? Es wurde Zeit, daß die Schwarze Familie sich einigte. Es fehlte das Konstante, das Verläßliche.
    Nach dem siebten Mal erschien der Fürst der Finsternis…
    ***
    El Paso, Texas:
    »Wenn wir schon einmal hier sind, können wir auch ein paar freundliche Gespräche mit alten Bekannten führen und vielleicht auch noch einen Freiflug nach Florida schnorren«, hatte Professor Zamorra gesagt und damit bei seiner Gefährtin Nicole Duval offene Türen eingerannt. »Möglicherweise kann uns auch unser Freund Sam Dios dabei helfen…«
    »Er muß«, beschloß Nicole. »Widrigenfalls mache ich ihm die Hölle heiß…«
    Zamorra lachte, und auch Nicole selbst konnte nicht ernst bleiben. Sam Dios die Hölle heiß machen, hieß Eulen nach Athen zu tragen. Immerhin war er vor Jahren noch Fürst der Finsternis und Herr der Schwarzen Familie der Dämonen und damit ihr Gegner gewesen, bis er dann der Hölle den Rücken kehrte und die Seiten wechselte. Asmodis, Sid Amos, Sam Dios, Somadis… alles Anagramme des Namens des Ex-Teufels, und der Himmel - oder wer und was auch immer sonst dafür zuständig sein mochte - mochte wissen, wieviele Namen er sich noch zugelegt hatte. Nach wie vor besaß er eine Unmenge von Tarnexistenzen überall auf der Welt. Und die besaßen garantiert andere Namen, denn die Möglichkeiten, die »Asmodis«-Buchstaben anders und zugleich verstehund aussprechbar zu mischen, waren recht begrenzt.
    »Ich bin sicher, daß er uns den Gefallen tun wird«, sagte Zamorra. »Immerhin haben wir ihm erst vor ein paar Tagen geholfen, und nicht nur ihm, sondern auch seinem Lichtbruder, was erheblich zu unseren Gunsten zählen wird.«
    Sam Dios alias Asmodis alias Sid Amos war in eine Falle der derzeitigen Fürstin der Finsternis gezogen worden. Daß er sich daraus auch allein hätte befreien können, war seinen Helfern erst viel zu spät klar geworden. Aber Merlin hatte festgestellt, daß sein dunkler Bruder entführt wurde, und er hatte Zamorra um Hilfe für Sid Amos gebeten. Zamorra und Nicole hatten sich der Sache angenommen, und dabei war Merlin mit in das von Stygia künstlich erzeugte Dämonenland gerissen worden.
    Schließlich war es genau umgekehrt gekommen: Sid Amos hatte entscheidend dazu beigetragen, daß der beinahe tödlich verletzte Merlin gerettet worden war! Stygia, ihres Triumphes schon sicher, hatte eine weitere Niederlage hinnehmen müssen. Ihre Gefangenen waren entwischt, und ihre künstlich geschaffene Welt in einem bis dahin undefinierten Bereich der Hölle war zu einem mikroskopischen Etwas geschrumpft und nicht mehr zu erreichen oder gar zu betreten. Und das alles, weil Sid Amos rechtzeitig erfaßt hatte, was das für eine Falle war, wie sie geformt worden war… Nun, er war ein paar Jahrhunderte oder Jahrtausende länger als Stygia Fürst der Finsternis gewesen, er besaß den größeren Überblick auch über entlegenste und teilweise unerforschte Bereiche der Schwefelklüfte, und er hatte auch ein paar Tricks mehr als Stygia in der Hinterhand.
    In die Menschenwelt zurückgekehrt, war der schwer verletzte Merlin in eine Klinik gebracht worden, wo die Chirurgen sich um ihn bemühten und sein Leben retteten - nachdem Zamorra mittels Magie erhebliche Vorarbeit geleistet hatte. Aber noch während man sich im Krankenhaus über den seltsamen, nicht unbedingt menschlichen Metabolismus des Patienten den Kopf zerbrach, hatte dieser sich ohne Gruß und ohne Dank entfernt. Zurück in seine unsichtbare Burg Caermardhin in Wales, von sich selbst als geheilt entlassen… [1]
    Mittlerweile waren ein paar Tage vergangen. Zamorra und Nicole hatten darauf verzichtet, Sid Amos um gastliche Aufnahme in seinem kleinen Haus am Stadtrand von El Paso zu bitten. Sie wußten nur zu gut, daß es dem Ex-Teufel nicht unbedingt
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