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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Ehre allein überlassen. Jeder von ihnen möchte sich mit ihm messen und seinen Kopf über seine künftige Haustür nageln. Paß auf, gleich prügeln sie sich noch um die Ehre, einen tapferen Feind niedermetzeln zu dürfen«, erklärte die Telepathin.
    »Und daß ich ihren Druiden bedrohe, kümmert niemanden?« staunte Zamorra, geradezu fassungslos angesichts dieser Nichtbeachtung.
    »Sie gehen wohl davon aus, daß ein Duell mit dem dicken Irren eine Sache der Ehre ist, die unsere Gesamtsituation nicht berührt. Das heißt, sie gehen davon aus, daß du abwartest, bis sie mit ihm fertig sind - so oder so. Danach geht ›unsere‹ Verhandlung weiter.«
    »Die spinnen, die Helvetier«, behauptete Zamorra kopfschüttelnd. »Ich lasse ein solches Duell nicht zu.«
    »Warum nicht? Zum einen glaube ich gar nicht, daß der Dicke so unterlegen ist, und zum anderen hat er es nicht anders verdient. Wer seine Gegner dermaßen provoziert…«
    »Du weißt genau, daß er es nicht überleben würde«, sagte Zamorra. »Sie werden immer wieder einen anderen Gegner aufstellen, bis er so ermüdet ist, daß sie ihn erschlagen. Und dann schneiden sie ihm den Kopf ab und konservieren ihn.«
    »Du hast recht - die spinnen, die Helvetier«, bestätigte Nicole. »So etwas von Geschmacksverirrung… wenn’s dein Kopf wäre, oder meiner, könnte ich sie noch zu ihrem guten Geschmack beglückwünschen. Aber Cristofero…«
    »Was soll das heißen?« fauchte der Grande sie an, der die Unterhaltung natürlich mitgehört hatte.
    Nicole winkte ab. »Nichts gegen Ihren Kopf, Fuego. Aber meiner Ansicht nach gehören Kartoffeln in den Keller.«
    Zamorra stöhnte auf. »Du hast eine bemerkenswerte Art, cherie, Todgeweihte aufzumuntern…«
    »Was?« entfuhr es Cristofero. »Sie muntert diese Barbaren auch noch auf? Das ist Verrat an unserer Sache!«
    In der Zwischenzeit hatten die Kelten sich geeinigt. Der Nackte trat doch gegen Cristofero an. Wild schwang er das Schwert und erging sich in bösartigen Schmähreden.
    »Was sagt der Barbar?« fragte Cristofero. »DeMontagne, könnt Ihr ihn nicht auffordern, sich einer menschlichen Sprache zu befleißigen statt dieser Krächzerei, die nur Raben verstehen?«
    Inzwischen hatte die Zuschauermenge sich weiter vergrößert; fast der gesamte Stamm schien sich versammelt zu haben. Jemand stellte einen Stuhl auf, und ein Mann mit knallgelbem Sichelhaarkamm, der über kurzen Locken aufragte, ließ sich darauf nieder. Links neben ihm nahm ein Mann mit einer Lyra Aufstellung. Der Sitzende winkte Zamorra zu und sagte etwas. Der Druide antwortete, und der Kelte wiederholte seine Aufforderung in Latein: »Laß den Druiden hierher kommen, an meine Seite! Wir müssen gemeinsam über den Kampf richten!«
    »Die sind wirklich verrückt«, entfuhr es Nicole. »Kaum zu glauben, daß daraus mal das Völkli der besten Ührli-Macher entstehen wird, mit den schönsten Nümmerlikonten des Schweizer Bänkli…«
    »Nun mach schon!« polterte der Helvetier, der offenbar der Häuptling war. »Nach dem Zweikampf magst du deine Geisel wieder in deine Gewalt nehmen, aber jetzt brauchen wir den Druiden hier!«
    Da schüttelte Zamorra den Kopf. Er versuchte, die Helvetier mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. »Der Druide bleibt hier liegen. Es wird keinen Zweikampf geben.«
    »Es wird einen Toten geben, dessen Kopf wir nicht nehmen und dessen Fleisch wir nicht essen, sondern es den Wölfen lassen, weil er ehrlos gehandelt hat«, sagte der Häuptling. »Sieh nach rechts.«
    Zamorra wandte den Kopf.
    Zwei Bogenschützen hatten auf ihn angelegt.
    Er konnte den Druiden vielleicht töten, aber was half es ihm, wenn die Krieger ihn erschossen? Sie waren nahe genug, daß sie ihn auf keinen Fall verfehlen würden.
    Da sprach der Druide wieder.
    »Ich bin ohnehin eine schlechte Geisei«, sagte er laut genug für alle. »Ich bin ein aller Mann, der bald sterben wird. Meinen Schülern kann ich fast nichts mehr lehren. Der römische Zauberer hat in mir die falsche Geisel gewählt. Wenn er mich tötet, gewinnt er nichts.«
    Don Cristofero hob die Hand und sah zu Zamorra und Nicole herüber. »Laßt ihn gehen, deMontagne. Ich werde diesen - wie sagtet Ihr, Mademoiselle? - diesen Schweizer in handliche Streifen schneiden. Anschließend schnappe ich mir den Oberschurken. Der kann gar nicht so schnell von seinem Stuhl fallen, wie ich ihn erwische, und dann haben wir eine richtige Geisel. Daß man aber auch immer alles selbst tun muß! Zudem ist
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