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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein verwachsener, schwarzhäutiger Gnom, der schreiend bunte Kleidung und Süßigkeiten bevorzugte. Er war magisch begabt und zauberte, was das Zeug hielt - eigentlich hatte er sich erboten, für seinen Herrn Gold zu zaubern. Aber diese alchimistische Transmutation war ihm bisher nicht gelungen. Statt dessen hatte er das fatale Talent zur Perfektion entwickelt, nahezu jeden seiner Zauber »ausrutschen« zu lassen. Irgend etwas ging immer schief. Einem solchen Ausrutscher hatten er und sein Herr es unter anderem zu verdanken, um etwa 320 Jahre in die Zukunft und damit in Zamorras Zeit versetzt worden zu sein.
    Natürlich beanspruchte Don Cristofero sofort sein altes Besitzrecht…
    Damit hätte man vielleicht noch leben können. Aber Don Cristofero erwies sich als eine Nervensäge ersten Ranges. Schließlich hatte Nicole, normalerweise selbst in solchen Dingen recht tolerant und duldsam, Zamorra vor die Wahl gestellt, entweder dem Don das Wohnrecht im Château zu verweigern oder künftig auf Nicoles Gesellschaft zu verzichten. Nach einigen Fehlversuchen war das seltsame Duo dann in einer schottischen Burgruine untergebracht worden; es gab immerhin vermittels der Regenbogenblumen eine direkte Verbindung zwischen Château Montagne und Spooky-Castle. Die beiden »Verbannten« wurden vom Château aus versorgt, hatten aber strikte Anweisung, sich selbst nicht ohne wirklich zwingenden Grund in Zamorras Schloß sehen zu lassen. Wenn sie jetzt also doch hier aufgetaucht waren, bedeutete das zwangsläufig, daß in den schottischen Highlands etwas Beunruhigendes geschehen sein mußte.
    Das kann ja noch heiter werden, dachte Zamorra. Wenn Nicole zurückkommt und unvorbereitet über den Don stolpert…
    »Jemand muß Nicole abfangen, wenn sie aus Lyon zurückkehrt«, überlegte er.
    »Oh, vielleicht wird sie ganz zufrieden sein«, meinte Lady Patricia.
    »Wieso das?« wurde Zamorra mißtrauisch.
    »Na, hör dir die Geschichte einfach mal an«, empfahl die Lady und ging voraus. Zamorra warf seinem Computer einen schicksalsergebenen Blick zu und verließ sein Arbeitszimmer, um Patricia zu folgen.
    Er war gespannt darauf, was ihre Andeutung zu bedeuten hatte.
    ***
    »Sie werden uns angreifen, nicht wahr?« sagte Kendan. »Sie müssen uns angreifen. Sie wollen nicht, daß wir das Land der Haeduer erreichen. Mit Dumnorix selbst legen sie sich nicht an, aber uns, die Heimatlosen, die Wanderer…«
    »Wenn sie uns angreifen, werden sie sich wundern«, sagte der Barde. »Ich wollte schon immer ein paar Römerköpfe rechts und links am Sattel tragen, und später, wenn ich mein Haus baue, machen sie sich bestimmt recht malerisch vor dem Eingang.«
    »Du bist ein Narr«, sagte Kendan. »Sie werden uns schlagen, nicht wir sie. Wir können nur im Kampf untergehen und ihnen einen möglichst hohen Blutzoll abverlangen. Aber besiegen können wir sie nicht.«
    »Centorix ist anderer Meinung«, behauptete der Barde. »Und der Druide auch.«
    »Der Druide«, brummte Kendan. »Seine Weisheit in Ehren, aber haben sich nicht auch schon Druiden geirrt? Bei Teutates…«
    »Du sollst nicht grundlos den Namen eines Gottes rufen«, sagte eine sanfte Stimme hinter ihm.
    Kendan fuhr herum. Er erkannte den Druiden, der lautlos zu ihnen getreten war. »Er könnte dich erhören und zu wissen verlangen, was du von ihm erflehst. Ist es ein törichter, nichtiger Wunsch, wird…«
    »…wird mir der Himmel auf den Kopf fallen, ich weiß«, knurrte Kendan.
    Der Druide lächelte und wandte sich dem Barden zu. »Wir brauchen ein Lied, mit dem du die Krieger in den Kampf führst«, sagte er.
    »Es ist also soweit? Wissen wir jetzt endlich, was die Römer beabsichtigen? Hat der Gefangene gesprochen?«
    »Er hält seiñe Ehre hoch«, sagte der Druide. »Er ist kein Verräter an seinesgleichen. Aber wir werden auch ohne seine Rede erfahren, was die Römer beabsichtigen. Daß sie uns nicht ungeschoren davonziehen lassen werden, kann sich jeder von uns an seinen Fingern abzählen, aber noch heute werde ich erfahren, was sie wirklich planen.«
    »Und wenn dieser Gefangene es nicht einmal weiß? Er ist ein einfacher Soldat, ausgesandt, uns auszuspionieren«, wandte Kendan ein. »Sicher hat sein Anführer ihn nicht in Einzelheiten seines Kriegsplans eingeweiht. Die Römer sind nicht dumm. Sie mußten damit rechnen, daß wir ihren Spion fangen.«
    »Einen von vielen, die uns beobachten«, sagte der Druide ruhig. »Es spielt keine Rolle. Ich werde in ihm lesen. Danach werden
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