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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald
Autoren: Werner Kurt Giesa
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folgen?« Centoris schüttelte den Kopf. »Teutates Cartorix wird das verhindern. Trotzdem sollten wir nach weiteren römischen Spionen Ausschau halten, die uns belauern. Gerade in dieser Nacht.«
    Der Druide hatte sich von der Anstrengung wieder erholt. Er strich sich durch den weißen Bart. »Es wäre nicht schlecht«, stimmte er zu.
    ***
    Zamorra folgte dem seltsamen Duo in jenen Raum, in dem sie damals aufgetaucht waren. Genau genommen waren es zwei Räume - irgendwann in den drei Jahrhunderten nach 1673 hatte jemand eine Zwischenwand ziehen lassen. Zamorra wies den Gnom darauf hin, weil er sah, daß Cristofero sich im gleichen Zimmer häuslich einzurichten begann, in dem damals der Gnom erschienen war, statt nach nebenan zu gehen. Der Namenlose winkte heftig ab. »Es spielt keine Rolle, da ja in unserer Zeit beide Räume gleichermaßen ein Zimmer darstellen«, versicherte er. »Und da ist es egal, in welcher Hälfte wir uns beide aufhalten. Wir könnten’s auch vom anderen Zimmer aus probieren…«
    »Aber das lehne ich mit aller Entschiedenheit ab«, polterte Don Cristofero, »alldieweil es dort keine bequemen Sitzmöbel gibt.« Als er damals aus der Vergangenheit in die Zukunft geraten war, war er empfindlich aufs Steißbein gefallen, weil er im Jahr 1673 in einem Ohrensessel geruht und dem Gnom zugeschaut hatte, einem Ohrensessel, der im 20. Jahrhundert fehlte.
    »Hoffentlich klappt auch wirklich alles so, wie es soll«, mißtraute Zamorra der Sache.
    »Ich habe alles genau berechnet«, erklärte der Gnom. »Diesmal kann nichts fehlschlagen. Aber ich bedarf noch einiger Hilfsmittel, um den Zauber durchzuführen. Als da wären zwei getrocknete und zermahlene Krötenherzen, der Schwanz einer Ratte, die um Mitternacht von einer grauen Katze gefressen wurde…« Zumindest das, überlegte Zamorra, war eine großzügige Auslegung, denn dem Sprichwort nach waren bei Nacht ja alle Katzen grau; »… einen Fingerhut voll gekochten Fliegenpilz, etwas Schierling, zwei Fingernägel…« Nachdenklich kratzte er sich am Kopf.
    »Ein Löffelchen Honig«, schlug Zamorra grinsend vor.
    Der schwarzhäutige Zauberer sah begeistert auf. »O ja, das wäre sehr hilfreich«, gestand er. »Damit könnte ich all die anderen ekligen Ingredienzen weglassen…«
    »Das kommt ja gar nicht in den Kartoffelsack!« polterte Cristofero los. »Naschhafter Tölpel! Jede Weil, wenn Er sich mit Seinen ungeschickten Wurstfingern an Süßem vergreift, wird aus Seinem faulen Zauber eine Katastrophe! Sag Er, hat Er schon vor zehn Jahrtausenden existiert? Platons Schriften nach soll damals Atlantis in den Fluten versunken sein…«
    »Aber Herr!« stieß der Namenlose entgeistert hervor. »Das traut Ihr mir zu? Mir, der ich Euch und meine unwürdige Wenigkeit zwar in die Zukunft versetzte, doch niemals in die Vergangenheit zu reisen imstande war? Das geht ja auch gar nicht, denn alles, was je geschah, ist festgeschrieben und unveränderlich und bietet keinen Platz für einen Reisenden aus der Zukunft, doch die Zukunft selbst ist diesbezüglich offen und…«
    »Kusch! Still!« fauchte der Grande. »Hat Er etwa auch Descartes gelesen, oder die Bücher der anderen Philosophen? Er hätte sich besser um Seine Zauberkunst gekümmert. Beschaffe Er endlich Sein scheußbares Gewusel, damit wir endlich heimkehren können. Lange genug hat’s mich in diese unwirtliche Zeit mit unhöflichen Menschen verschlagen; meine Geduld ist nunmehr erschöpft!« Er streifte den rüschenbesetzten Ärmel zurück und warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Ein Stündlein geb’ ich Ihm, dann will ich Resultate sehen, oder ich finde mich mit dieser Epoche ab und verfüttere Ihn an die Raubtiere!«
    »Gebieter«, seufzte der Gnom und wies auf Zamorra. »Ihr wißt, daß der Herr deMontagne ein weiser und kundiger Zauberer ist wie meine unwerte Person. Wenn er doch vorschlägt, statt der allerlei anderen Dinge ein Gläschen Honig zu verwenden…«
    »Ein Gläschen? Ein Glas?« röhrte Don Cristofero erbost. »Hör ich recht, frecher Tropf? Von einem Löf fei chen allerhöchst sprach der Montagne. Aber nichts da! Das gebiert nur Unheil.«
    »Kein Honig, Gebieter?« seufzte der Gnom. »Wirklich nicht?«
    »Kein Honig! - Äh, deMontagne, da wir ja sicher noch ein Stündlein Zeit haben, jenes Stündlein, das ich diesem nichtsnutzigen Bürschlein gewährte, könnten wir vielleicht doch ein Fläschchen Cognac auf das Gelingen des Zaubers und unseren Abschied trinken. Gebt Eurem Herzen
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