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0512 - Der Flug der GATOS BAY

Titel: 0512 - Der Flug der GATOS BAY
Autoren: Unbekannt
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vernünftig gebliebenen Mann der Besatzung nicht den Mut nehmen.
    „Zehn Monate also!" stellte Serdag nach abermaliger Kontrolle der Karten fest. „Wann nehmen wir die Kursänderung vor?"
    „Ich mache das schon. Jetzt aber würde ich dir raten, dich in deine Kabine zurückzuziehen und versuchen zu schlafen. Wir werden uns ablösen müssen, aber im Augenblick ist es mir noch lieber, wenn ich meine Schlafperiode hier in der abgeschlossenen Zentrale allein verbringen kann. Die Alarmanlagen werden mich wecken, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Außerdem ist mir wohler, wenn ich dich in der Nähe der Mannschaftskabinen weiß. Siehst du das ein ?"
    Serdag war mit dieser Regelung einverstanden und versprach, in zehn Stunden zur Stelle zu sein.
    Als Tschak endlich allein war, lehnte er sich im Kommandosessel zurück und überdachte die Situation. Sie war nicht gerade angenehm, aber nicht unmittelbar gefährlich. Das Schiff eilte mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch den Raum, und der nächste Planet war nur acht Lichtmonate entfernt - ein riesiger Glückszufall.
    Außerdem blieb noch immer die Möglichkeit, es über Hyperfunk zu versuchen. Vielleicht gab es doch noch einen Empfänger, der nicht verrückt geworden war.
    Was überhaupt war geschehen?
    Solange Tschak auch darüber nachdachte, er fand keine Erklärung für das Phänomen. Im Umkreis von einigen tausend Lichtjahren schien es jedenfalls keine einzige vernünftig gebliebene Intelligenz mehr zu geben. Jeder war verdummt - nur er nicht. Er, Kommandant Kapitän Tschak-Hoa!
    Ein Zufall?
    Warum?
    Auch darauf fand Tschak keine Antwort. Er hatte sich nie für ein besonderes Exemplar des Homo sapiens gehalten, nur für einen klugen und weitsichtigen Mann, der seinen Geschäften nachging und einiges von der Raumfahrt verstand. Das war alles.
    Und nun war er auf einmal der intelligenteste Mensch der Galaxis -leicht übertrieben, natürlich.
    Er berechnete die Kursänderung und führte sie durch.
    Dann schaltete er sämtliche Alarmanlagen ein, die ihm sofort melden würden, wenn innerhalb oder außerhalb des Schiffes etwas nicht in Ordnung war. Mit einem letzten Kamerablick überzeugte er sich davon, daß Serdag auf seinem Bett lag und schlief, dann lehnte er sich wieder im Sessel zurück und schloß die Augen.
     
    *
     
    Die GATOS BAY bewegte sich antriebslos durch den Raum.
    Die Monate vergingen. Nichts von Bedeutung geschah. Immer wieder versuchte Tschak mit Unterstützung von Serdag, eine vernünftige Funkverbindung aufzunehmen, aber es gelang ihm niemals. Zwar schickte er Notrufe und Anfragen durch die Antennen, aber wenn er überhaupt eine Antwort erhielt, so blieb sie ohne jeden Sinn.
    Tschak kam Sich auf einmal sehr einsam vor. Wenn er nicht Serdag gehabt hätte, wäre er sicherlich auch verrückt geworden, genauso wie die anderen.
    Die Mannschaft war ein Problem für sich. Immerhin befanden sie sich alle in einem relativ großen Kugelraumer, der jedoch im Vergleich zu dem sie umgebenden Vakuum nicht größer als ein winziges Atom war. Die Männer blieben eingeschlossen, und sie protestierten nicht einmal dagegen. Serdag versorgte sie regelmäßig mit Lebensmitteln, Wasser und hin und wieder mit Alkohol.
    Doch dann, eines Tages, war er unaufmerksam.
    Es war genau drei Monate nach Beginn der Katastrophe.
    Tschak hatte sich in seiner Zentrale eingeschlossen, während Serdag in die Vorratskammern ging, um die Mannschaft zu versorgen. Mit allem Notwendigen versehen, kehrte er über den Liftschacht in den Kabinenteil zurück und öffnete die erste Tür.
    Derks lag auf seinem Bett und blinzelte ihm müde entgegen.
    Serdag beging insofern einen gewaltigen Fehler, als er vergaß, daß auch dumme Menschen hinzulernen können. Er selbst hatte ja diese Erfahrung machen können, denn es war Tschak in den vergangenen drei Monaten gelungen, Serdag fast wieder zu einem normalen Menschen zu erziehen. Der Navigator hatte alles neu erlernen müssen, aber es war ihm geglückt.
    Und nun vergaß er, daß andere das auch konnten.
    Es war selbstverständlich so, daß Derks, dessen Intelligenzquotient erheblich niedriger als der Serdags war, nicht gleich wieder normal wurde, aber immerhin lebte er mit seiner Umgebung mit. Er saß als Gefangener in einer Zelle, wurde mit allem Lebensnotwendigen versorgt und blieb ansonsten einsam.
    Draußen, vor der Tür, mußte es noch etwas anderes geben. Von diesem „anderen" machte sich Derks natürlich seine eigenen Vorstellungen, die allesamt nicht
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