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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Worte, um miteinander zu sprechen. Lautlos spielte sich die Verständigung zwischen ihnen ab. Doch selbst die Telepathie mußte zuerst eine gemeinsame Basis schaffen; zu fremd waren sich die Welten, in denen die beiden unheimlichen Wesen existierten. Aber mit der Zeit kam die Verständigung und das Verstehen…
    Ein Auftrag. Eine bestimmte Frist, innerhalb derer die Uralte sich diesem Auftrag zu widmen hatte. Dadurch wurde der alte Bann aufgehoben. Die alte Hexe akzeptierte es. Die Fürstin der Finsternis drehte sich einmal um sich selbst, sagte einen Zauberspruch und verschwand in einer Schwefelwolke, um andernorts wieder neu zu entstehen.
    Zurück blieb die Uralte, die Hexe, die jetzt verhalten zu kichern begann. Sie drehte sich zu ihrem Haus um, gab ihm einen Wink, und das Haus erhob sich und stakste auf sie zu. Um es herum bewegte sich der Lattenzaun mit den aufgespießten Totenschädeln, und der Boden vor dem Haus verfestigte sich, um sich dahinter wieder in Sumpf aufzulösen. Schließlich hielt das Haus vor seiner Besitzerin an.
    Ihr Kichern steigerte sich, wurde zu einem schallenden, giftigen Gelächter. Die Alte begann sich zu drehen, zu tanzen, und in das schwebende Tanzen und Lachen mischte sich ihr wilder, triumphierender Schrei:
    »FREI!«
    ***
    In den frühen Abendstunden ließ sich Lady Patricia sehen und zeigte offen ihre Freude und Erleichterung darüber, daß die Todesnachricht sich als Falschmeldung erwiesen hatte. Sie fiel Zamorra förmlich um den Hals, bis Nicole sich vernehmlich räusperte.
    »He, ich darf das!« wehrte sich die schottische Lady. »Immerhin hat Bryont ihn seinerzeit doch in den Llewellyn-Clan aufgenommen und gewissermaßen wie einen Sohn adoptiert.« Seit jener Zeit war es Zamorra unter anderem gestattet, einen Kilt mit dem Clansmuster der Llewellyns zu tragen… »Und da ich mit Bryont verheiratet war, ist Zamorra gewissermaßen auch mein Adoptivsohn. Ich werde ja wohl noch meinen Sohn umarmen dürfen, oder?«
    »Beim Schnarchzahn der Panzerhornschrexe - hoffentlich verbietest du jetzt deinem Sohn nicht den Umgang mit mir…«, seufzte Nicole. »Muß er auch ›Mutti‹ zu dir sagen?«
    »Wenn er Wert darauf legt… aber was den Umgang mit dir angeht, hm… so unanständig freizügig, wie du dich manchmal in der Öffentlichkeit zeigst, und auch noch häufig den ganzen Tag über splitternackt im Château herumläufst, muß ich schon sagen, daß du nicht unbedingt ein seriöser Umgang für einen Angehörigen eines schottischen Adelshauses bist. So skandalös können sich vielleicht die Engländer aufführen, aber wir Schotten sollten doch etwas mehr auf Anstand achten«, schmunzelte die Lady.
    »Ich bin weder Engländerin noch Schottin, sondern Französin«, stellte Nicole richtig. »Und außerdem laufe ich nicht immer nackt im Château herum - jetzt zum Beispiel bin ich recht ordentlich bekleidet.«
    »Was allerdings äußerst bedauerlich ist«, warf Zamorra ein. »Möchtest du dich nicht vielleicht doch freimachen, Nici? Ich werfe auch noch ein zusätzliches Scheit in den Kamin, damit du nicht frierst…«
    »Wüstling! Sexist!« fauchte Nicole.
    »Soweit ist es also schon«, spöttelte Patricia gutmütig. »Du schaffst es schon nicht mehr, deine Geliebte selbst zu wärmen, sondern mußt den Kamin anheizen, damit sie nicht friert… ich hatte mir die französischen Männer immer viel feuriger vorgestellt.«
    »Das verwechselst du mit den Italienern und Spaniern«, erklärte Nicole.
    »In Frankreich sind wir Frauen feurig.«
    Sie probierten noch einmal von dem schottischen Whisky. Patricia hielt sich zurück; Alkoholspuren in der Muttermilch waren für »Lord Zwerg« nicht gut.
    Raffael Bois servierte das Abendessen. »Wie sieht’s aus - kann ich euch für morgen abend ins Dorf zum Essen einladen?« schlug Patricia vor. »Mostache feiert Neueröffnung.«
    Zamorra verschluckte sich fast. »Mostache, der Wirt? Da ist man gerade mal ’ne Woche nicht zu Hause, und schon stellt der alte Vogel das ganze Departement auf den Kopf! Was eröffnet er denn? Und woher hat er das Geld dafür? Sein Gewinn aus der Kneipe reicht doch gerade zum bequemen Leben!«
    »Er eröffnet die Kneipe«, verriet Patricia.
    Zamorra ließ Messer und Gabel sinken. »Sagt mal, wer hat jetzt nicht mehr alle Tassen im Schrank? Mostache, du, Pat, oder der begriffstutzige Professor Zamorra? Wieso eröffnet Mostache eine Kneipe, die er schon seit Jahrzehnten führt?«
    »Äh… ich sagte ›Neu‹-Eröffnung«,
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