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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga
Autoren: Werner Kurt Giesa
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etwas, schälte sich aus dem Flackern hervor. Das faltige Gesicht einer uralten Frau, verwischt und verzerrt wie eine hitzeflirrende Fata Morgana über heißem Wüstensand. Mal wurde es deutlicher sichtbar, dann wieder schwächer. Eine Hand schob sich vor, glühend und flammenumspielt, bewegte sich, als wolle sie nach etwas oder jemandem greifen. Aber auch sie zerfloß ständig. Das immer wieder zerschmelzende und sich neu verfestigende Gesicht bewegte sich, schien zu sprechen, aber kein Laut erklang. Da war nur das leise Zischen und Knistern verbrennenden Kaminholzes.
    Zamorra bewegte sich unruhig. Er löste sich aus der Umarmung, wälzte sich herum. Nicole öffnete die Augen. Etwas stimmte nicht. Sie richtete sich halb auf, noch schlaftrunken und im träumenden Nacherleben höchsten Glücks, kaum registrierend, was geschah. Sie sah staunend und ratlos, wie Zamorra im Schlaf die Arme hob, sie abwehrend von sich streckte. Er stöhnte auf. Plötzlich öffneten sich seine Lider, aber die Augäpfel blieben weiß. Nicole streckte eine Hand aus, berührte Zamorras glühende Haut.
    Schlagartig wurde er ruhig; die Lider schlossen sich, die angespannten Muskeln seines Körpers erschlafften, und noch unter der Berührung der Hand sank seine Körpertemperatur auf einen normalen Wert ab. Das Kaminholz knackte etwas lauter; Nicole drehte unwillkürlich den Kopf zur anderen Seite; und sekundenlang glaubte sie, im Feuer das Gesicht einer unglaublich alten Frau und eine zupackende Feuerhand zu sehen, aber dann war das Bild wieder verschwunden, und vielleicht war es auch nur ein Traum gewesen. Nichts und niemand konnte hier eindringen und die Bewohner von Château Montagne gefährden; die weißmagische Abschirmung hielt selbst dem mächtigen Lucifuge Rofocale stand. Als Zamorra wieder ruhig atmete, gab sich auch Nicole wieder ihren süßen Träumen hin. Irgendwann in den Morgenstunden brannte die letzte Glut aus. Aber zwei Menschen, eng aneinandergeschmiegt, schenkten sich gegenseitig die nötige Wärme.
    ***
    Die Hexe schüttelte sich, zog ihre Hand zurück. »Zamorra«, murmelte sie. Auf ihrer Handfläche tanzten noch einige Flammen, wurden zu winzigen Funken und erloschen endlich. Die Uralte schüttelte den Kopf.
    Es war unglaublich - sie hatte keine Zugriffsmöglichkeit gefunden! Zamorra wurde von einer unglaublich starken Weißen Magie geschützt. Die Hexe hatte die Barriere nicht durchdringen können.
    Sie tupfte sich den Schweiß der Anstrengung von der Stirn, trat ein paar Schritte vom Ofen zurück. Noch nie zuvor hatte sie einen solchen Widerstand verspürt, sich so bemühen müssen. Immerhin - etwas von ihrer Kraft mußte noch durchgedrungen sein, denn sie hatte gesehen, wie der Mann sich unruhig bewegte. Er mußte ihre Nähe gespürt haben.
    Sie kicherte; er sah sehr gut aus, dieser Mann. Es war eigentlich viel zu schade, ihn zu bekämpfen. Als Lustsklave hätte er ihr viel besser gefallen können. Aber die Fürstin der Finsternis wollte es anders.
    Nun, die Frist war noch lange nicht um. Sie hatte erst begonnen. Und wenn Zamorra erst am Ende der Frist in die Gewalt der Hexe kam, konnte sie immer noch mit ihm machen, was sie wollte. Freilich, es mochte ein gewagtes Spiel voller Risiken sein, denn jemand, der sich so enorm abzuschirmen verstand, war gefährlich. Außerdem - sein Amulett…
    Davor mußte sie sich schützen, wenn sie ihm gegenüberstand. Vorhin, als er vor dem offenen Kaminfeuer geschlafen hatte, das ihr die Verbindung überhaupt erst ermöglichte, da hatte er es zwar nicht getragen, aber Stygia hatte sie vor dem Amulett gewarnt. Merlin hatte es geschaffen, der gerissene alte Fuchs, der so gern mit dem Schicksal von Menschen spielte…
    Es war noch nicht aller Tage Abend, erkannte die Hexe. War die ihr gesetzte Frist um, war sie frei - unabhängig davon, ob sie Zamorra tötete oder nicht. Sie konnte sich also später noch Gedanken um sein Los machen. Sein Tod erschien der Fürstin der Finsternis zwar wünschenswert, war aber nicht Bedingung. Bedingung war, ihn für eine bestimmte Zeitspanne zu beschäftigen, ihn zu jagen und »unter Dampf« zu halten.
    Die Alte wußte jetzt, daß sie auf normalem Weg nicht an ihn herankam. Sie konnte die weißmagische Abschirmung nicht durchdringen.
    Also mußte sie es anders anstellen. Sie mußte ihn in eine Falle locken.
    Hinter ihrer faltenreichen Stirn mit der pergamentenen, leicht rissigen Haut entstand ein teuflischer Plan.
    ***
    Zamorra öffnete die Augen, sah aus dem
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