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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dank.«
    »Noch«, warf Barin ein. »Aber diesen Mann haben Sie als Cyborg bezeichnet. Was hat er in seiner Realität mit dem ›Cyberpunk‹ der Sciencefiction-Literatur gemeinsam? Die Biomasse, aus der seine Hülle besteht, und die paar Drähte?«
    Henri Mathieu nickte und schob den Staatsanwalt vor sich her aus dem Obduktionsraum. Er trat an eines der Waschbecken und begann seine Hände und Unterarme sorgfältig zu reinigen. »Biomasse ist gut gesagt, Barin. Wir müssen dieses Zeugs noch eingehend untersuchen. Wie eben erwähnt - da, wo Menschen ihr Herz haben, ist ein Hohlraum. Wenn da etwas gewesen ist, hat es sich spurlos in Nichts aufgelöst - wenn dort nichts wahr, ergibt der Hohlraum keinen Sinn. Ich tippe auf die Batterien, weil eine Menge Kabel dort in diesem Hohlraum enden. Ich habe ihm die Schädeldecke abgenommen und wieder aufgelegt. Darunter befand sich…«
    »Ein Computer?«
    Dr. Mathieu stutzte und sah Barin durchdringend an. Aber der schien seine Frage wirklich ernst zu meinen.
    »Kein Computer. Ein blauer Kristallsplitter. Etwa so groß wie mein Daumennagel.«
    Barin runzelte die Stirn. Seine Augen wurden schmal. »Und er füllt die gesamte Schädelkapsel aus?«
    »Er schwebte frei«, sagte Dr. Mathieu. »Bis ich das Stück Schädelkapsel abnahm. Da erinnerte er sich wohl daran, daß es so etwas wie eine Schwerkraft gibt.«
    Der massige Staatsanwalt hieb dem Pathologen die baggerschaufelgroße Pranke auf den Rücken. »Ich sagte Ihnen was, Doktor«, knurrte er. »Wir beide verlassen jetzt dieses Gebäude, und bis zu Ihrer nächsten Obduktion und meinem nächsten Gerichtstermin hocken wir uns zu Jacques in die ›Allerletzte Instanz‹, trinken ein braves Schnäpschen und sprechen ab, was Sie mir erzählen und was Sie in den offiziellen Obduktionsbefund schreiben. Denn die Wahrheit - wer in drei Teufels Namen wird die glauben?«
    Darauf wußte auch Dr. Mathieu keine Antwort.
    ***
    Zwischendurch blieb Zamorra immer wieder stehen und lauschte. Aber von den Ratten war nichts zu hören und zu sehen. Nicht einmal ein leises Pfeifen oder Trippeln in der Feme. Sollte Raffael sich tatsächlich einen Scherz erlaubt haben?
    Nicole, die tapfer das durchfeuchtete Hemd trug, verlor langsam die Geduld. »Wir sollten uns ein paar Dutzend Katzen oder Hunde vom Tierheim ausleihen und die hier auf die Jagd schicken«, schlug sie wenig ernsthaft vor. »Das könnte effektiver sein, als hier durch Spinnweben und Staubwolken zu tappen. Vielleicht hat Raffael die Ratte aus dem Zoo.«
    »So große Ratten gibt’s in der Natur nicht«, erwiderte Zamorra. »Höchstens in der Umgebung von Tschernobyl. Aber da liegen ja ein paar Meter dazwischen.«
    »Du meinst, wo Bäume plötzlich doppelt und dreimal so große Blätter entwickeln, könnte es auch die Tiere erwischt haben?«
    »Warum nicht? Weißt du, was eigenartig ist? Der deutsche Science-fiction-Autor K. H. Scheer hat in den sechziger Jahren eine utopische Agentenroman-Serie geschrieben. Da ist von einer nuklearen Katastrophe im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion die Rede, etwa um das Jahr 1986 herum. Die Zeit stimmt in etwa, die Gegend stimmt in etwa, nur der Hintergrund ist ein wenig anders. Seit Tschernobyl frage ich mich, ob Menschen, die Zukunftsromane schreiben, nicht doch so etwas wie Propheten sind.«
    »Vergiß es«, murmelte Nicole. »Wir haben es nicht mit Science-fiction, sondern mit der Realität zu tun, auch wenn die gerade für uns manchmal unglaubhaft fantastisch aussieht. Suchen wir Ratten oder philosophische Deutungen?«
    »Wir suchen Ratten«, sagte Zamorra gedehnt. »Bleib mal für einen Moment so stehen.«
    Nicole sah, wie seine Hand zur Hüfte glitt und den Blaster mit einem leisen Klicken von der Magnetplatte löste. Seine Daumenkuppe stellte den kleinen Schalter von »Betäubung« auf »Laser« um.
    Im nächsten Moment wirbelte Zamorra herum und berührte den Auslöse-Kontakt.
    Schrill pfeifend jagte ein sonnenheller Blitz aus dem Projektionsdorn in der Trichtermündung und durchschlug den Körper einer schäferhundgroßen Ratte mitten im Sprung!
    Nicole warf sich zur Seite, aber ihre Ausweichbewegung war überflüssig. Das Rattenungeheuer hatte auf Zamorra gezielt. Unmittelbar vor ihm prallte es auf den Boden, raffte sich auf seinen muskulösen Beinen wieder empor. Zamorra löste den Blaster erneut aus. Wieder pfiff der todbringende Energiefinger aus der Waffe. Im Todeskampf pfiff das Ungeheuer schrill und schlug und biß wild um sich.
    Die
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