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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bemerkte er trocken. »Und dir würde ich, ganz entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten und deshalb sicher zu deiner Verwunderung, empfehlen, daß du dir etwas anziehst. Bekanntlich ist es da unten kühl und staubig.«
    »Kühl kann nach dieser Hitzewelle gar nicht schaden«, meinte sie und wechselte geringfügig den Kurs. Zamorra suchte sein Büro auf und holte den Blaster aus dem Tresor. Die Strahlwaffe entstammte den Beständen der DYNASTIE DER EWIGEN und hatte sich schon häufig als nützlich erwiesen. Zamorra nahm an, daß er mit Laserenergie den Ratten am ehesten und effektivsten zuleibe rücken konnte; gleichzeitig konnte ein Teil der riesigen Spinnengewebe abgefackelt werden; mochte der Himmel wissen, wovon die Spinnen, die dort unten in tiefster Dunkelheit ihrer webenden Tätigkeit nachgingen, lebten. Für Fluginsekten war es im Montagne-Keller selbst im Hochsommer zu kalt.
    Zamorra clipste die schmale, längliche Magnetplatte an den Bund seiner Shorts. Der Blaster haftete sofort. In der linken Hand eine starke Halogen-Taschenlampe, traf Zamorra auf dem Gang wieder mit Nicole zusammen. Sie trug ihre wadenlangen, hochhackigen Westernstiefel.
    »Und du meinst, das reicht?« fragte Zamorra kopfschüttelnd.
    »Zum Spinnenzertreten und Ratten wegkicken allemal«, meinte sie locker und schürzte die Lippen zum Kußmund. »Wie gesagt, kühl kann gar nicht schaden.« Ihr Blick fiel auf den Blaster an seiner Hüfte. »Ach, das meintest du mit dem Etwas zum Feuermachen?«
    Sie wandten sich kellerwärts. Am Fuß der breiten, in die Tiefe führenden Treppe versperrte ihnen die sehr massiv gearbeitete Holztür den Weg. Zamorra entriegelte sie, schaltete das elektrische Licht ein und sicherte die Tür hinter Nicole und sich wieder ab. Hier kam so schnell keine Ratte durch, selbst wenn sie die Größe eines Panzernashorns erreichte, soviel war sicher.
    Die Treppe führte etwa fünf Meter tief hinab. Von hier aus verliefen die Gänge mit einem hin und wieder wechselnden Gefälle kaum merklich abwärts und vor allem tief in den Berg hinein. Zamorra hatte sich zwar noch nie die Mühe gemacht, Messungen oder wenigstens Berechnungen anzustellen, aber allein die Kaverne mit den Regenbogenblumen mußte wenigstens dreihundert Meter tief im Fels liegen. Und dahinter ging es immer noch weiter…
    Auf den ersten paar Dutzend Metern war noch alles normal. Hier gab es auch noch elektrischen Strom. Eine neue Leitung war vor kurzem bis zu den Regenbogenblumen verlegt worden. Aber was sich abseits dieser »Hauptstrecke« an Nebengängen und Räumen befand, lag immer noch im Dunkeln. Manchmal fragte sich Zamorra, warum sein unseliger Vorfahre Leonardo deMontagne diese gewaltige unterirdische Anlage hatte erbauen lassen. Das Château selbst, vor tausend Jahren als Burgfestung konzipiert und heute noch so nutzbar, im Laufe der Jahrhunderte teilweise umgebaut und verändert und jetzt als eines der älter wirkenden Loire-Schlösser immer noch recht ansehnlich, war schon groß genug, einige hundert Menschen darin unterzubringen. In die unterirdischen Räume paßten wenigstens tausend… vielleicht mehr…
    Zamorra fühlte sich ein wenig an die unterirdischen Städte erinnert, die vor einiger Zeit in der Türkei entdeckt worden waren und die in etlichen Etagen untereinander Raum für viel mehr Menschen boten, als jemals auf der Oberfläche des betreffenden Landstriches gelebt haben konnten. Ihr Sinn war noch ungeklärt. Aber dort gab es immerhin die Luftschächte, die Menschen zum Atmen brauchten. Wie Atemluft für Menschen und Spinnen und ihre hypothetische Beute sowie für die Regenbogenblumen in die Gewölbe unterhalb des Châteaus kam, war dagegen ein Rätsel - oder sollten gerade die Regenbogenblumen dafür zuständig sein? Transportierten sie vielleicht - so wie sie Menschen mit ihrer seltsamen, unbegreiflichen Magie von einem Ort an den anderen befördern konnten - auch frische, sauerstoffreiche Luft von irgendwo hierher?
    Das war eine Möglichkeit, über die Zamorra sich bisher weniger Gedanken gemacht hatte als darüber, daß er diesen magischen Weg, ins Château zu gelangen, endlich einmal gegen dämonische und sonstige unbefugte Eindringlinge absichern sollte. Das war bislang immer noch nicht geschehen. Entweder hatte er keine Zeit dazu gefunden oder keine Lust gehabt, sich nach einem kräftezehrenden Abenteuer auch noch daran zu versuchen, oder er hatte schlicht und ergreifend nicht daran gedacht. Jetzt aber kam ihm plötzlich der
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